Bei einem Zugunglück bei Eggolsheim stirbt eine Frau: Matthias Reißenweber erforscht das Unglück seit Jahren.
125 Jahre ist es her, dass ein Zug bei Neuses entgleiste, sich überschlug und eine Frau dabei ums Leben kam. Am 4. Juli jährt sich das Unglück, mit dem der Startschuss für die Feuerwehr Neuses fiel.
1891 fahren drei Sonderzüge von Berlin nach München. An Bord: Kleine Kinder und Schüler, die sich auf ihre langersehnten Ferien freuen. Was weder die Passagiere, noch die Zugführer ahnen: Kurz vorher wurde in Neuses ein neues Gleisbett verlegt, von den Streckenwärtern abgesegnet und freigegeben. Doch: Durch den starken Regen in der Nacht wird das Gleisbett unterspült.
Der erste Sonderzug fährt noch ohne Probleme über die Gleise, der zweite jedoch entgleit und überschlägt sich mehrmals. Eine 60-jährige Frau stirbt und zahlreiche Passagiere werden schwer verletzt. Die Zugführer koppeln den Wagon von der Lokomotive ab und holen Hilfe in Forchheim. Denn: Zur damaligen Zeit gab es in Neuses noch keine Feuerwehr - die nächste Hilfe ist im mehrere Kilometer entfernten Forchheim.
Zeitung skizziert das Unglück
Währenddessen versorgen Bauern aus den umliegenden Ortschaften und Ärzte, die das Zugunglück unverletzt überstanden haben, die Verwundeten. Mit Ochsengespann und Pferdefuhrwerk kommen die Helfer nach etwa zwei Stunden am Unglücksort an. Vor ihnen liegt ein Bild der Zerstörung - festgehalten auf Skizzen in der Zeitung "kleine Presse".
Stolz breitet Matthias Reißweber den über 100 Jahre alten Zeitungsartikel auf dem Tisch aus. "Geschichte hat mich schon immer gereizt." Seit seinem 16. Lebensjahr bezeichnet sich der Hirschaider als "Heimatsammler". "Mit 16 Jahren war ich der jüngste Heimatsammler in der Region Bamberg. 22 Jahre später bin ich mit 38 Jahren immer noch einer der Jüngsten." Schon immer hätten ihn Erzählungen aus vergangenen Zeiten interessiert. "Wenn ich als Bube meine Oma besucht habe und vier Damen zum Kaffeekranz kamen, habe ich immer zugehört. Leider kann ich mich an nichts mehr erinnern", bedauert der Hirschaider.
Persönlich ist er vom Zugunglück nicht betroffen. "Es ist in meiner Heimat passiert und das fasziniert mich", erklärt Reißenweber.Auf Flohmärkten, im Internet und bei anderen Sammlern kauft er alte Schriftstücke ein, die mit der Geschichte rund um Forchheim zusammenhängen. Den alten Zeitungsartikel erwarb er für etwa 30 Euro bei einem Sammler, der seinen Bestand verkleinerte.
Ein Protokollbuch der freiwilligen Sanitätskontrolle von Forchheim ersteigerte er für etwa 180 Euro - in der Hoffnung dort weitere Informationen zum Zugunglück zu finden.Leider vergeblich, die Einträge reichen nicht bis in das 19 Jahrhundert zurück. "Es ist faszinierend, dass jemand das Papier vor über 100 Jahren in den Händen hielt und jetzt ich", schwärmt der 38-Jährige von seinem Hobby.
Das hat er übrigens zum Beruf gemacht - arbeitet als Archivar im Bayerschen Landesamt.