"Sich impfen lassen, ist das Sozialste, was man tun kann"

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Impfen ist nicht nur Vorsorge für die eigene Gesundheit, sondern schützt auch besonders gefährdete Menschen. Foto: Adobe Stock/Symbolbild
Impfen ist nicht nur Vorsorge für die eigene Gesundheit, sondern schützt auch besonders gefährdete Menschen. Foto: Adobe Stock/Symbolbild

Sich impfen lassen ist Vorsorge und soziales Handeln zugleich. Beim ersten Impftag im Landkreis Forchheim will man auffrischen, aufklären und vorsorgen.

Dass Corona und die Grippe nun aufeinandertreffen, macht den bayernweit ersten und einzigen Impftag des Landkreis Forchheim umso wichtiger. Grundgedanke jedoch war das Thema Impfung selbst.

"Es ist eine der wenigen Präventionen, die am besten untersucht ist, jedoch immer hinten runterfällt", sagt Thomas Fiermann, Allgemeinmediziner in Heroldsbach und Initiator des Tags der Impfung am Mittwoch, 7. Oktober. Ein interner Impftag wurde deshalb vergangenes Jahr bereits in der Praxis Dr. Fiermann und Dr. Eller angeboten. Bärbel Matiaske, die Geschäftsstellenleiterin der "Gesundheitsregion plus", war begeistert von der Idee. Der Impftag solle den gesamten Landkreis einbinden, ergab Fiermanns Gespräch mit ihr. Ein Konzept wurde erarbeitet, und Thomas Fiermann schrieb Kollegen an. "20 Praxen nehmen teil", freut sich Fiermann über die gute Resonanz. Meist sind es Hausärzte, die teilnehmen, aber auch Kinderärzte sind mit im Boot.

Wie der Impftag aussehen wird, bleibt den Medizinern selbst überlassen. Verlängerte Öffnungszeiten anzubieten oder an dem Tag nur Impfungen vorzunehmen, nennt Fiermann als Beispiele für die Umsetzung des ersten Impftages. Sein Wunsch wäre, dass sich ein fester Tag im Jahr als Impftag etabliert.

Impflücken vorhanden

Impfung ist nicht nur Vorsorge für die eigene Gesundheit. "Man macht auch etwas für die Allgemeinheit. Impfen ist das Sozialste, was man tun kann", sagt Fiermann. Denn es gibt auch Menschen, die sich aufgrund von Allergien, Immunerkrankungen oder einer Chemotherapie nicht impfen lassen können. Auf diese müsse man aufpassen, Rücksicht nehmen.

Werden Kinder noch geimpft, sieht es bei Erwachsenen schon anders aus. Bestenfalls lassen die Menschen die Tetanusimpfung auffrischen. Doch jede im Kindesalter erhaltene Impfung hat eigene Impfregeln, die benennen, wann und wie oft aufgefrischt werden muss. "Diese Auffrischung muss sein, um dem Immunsystem zu sagen: erinnere dich daran", zeigt Fiermann auf. So werden Tetanus und Diphterie alle zehn Jahre aufgefrischt, die Zeckenimpfung nach drei bis fünf Jahren. Der Praxisalltag zeigt jedoch, dass Impflücken vorhanden sind.

Selbst wer seinen Impfpass nicht mehr findet, braucht keine Sorge haben: "Zu viel impfen gibt es nicht. Es ist besser als gar nicht impfen", betont der Mediziner.

Falschinformationen im Netz

Trotzdem kursieren gerade im Internet immer wieder Falschinformationen zum Thema Impfung. Autismus als Folge der Impfung, die Quecksilber enthält, wie eine gefakte Studie glauben macht, nennt Fiermann als Beispiel. Es gebe Impfungen mit Spuren von Schwermetallen. Doch dieser Anteil sei im Vergleich geringer als das, was man über das tägliche Essen aufnimmt. Auch die Angst, dass Impfung die Krankheit erst auslöst, wird immer wieder erwähnt. "Das ist nur bei Lebendimpfungen so. Die Grippeimpfung enthält keinen Lebendimpfstoff", erklärt Fiermann. Nur die Masern-, Mumps- und Rötelimpfung. Trotzdem ist die Wahrscheinlichkeit, diese Krankheit auszulösen, wesentlich geringer als die Folgeschäden der durchgemachten Krankheit, erklärt der Mediziner. Und: "Die Impfstoffe sind deutlich weiterentwickelt", sagt Fiermann. "Mit der Impfung spielen wir dem Körper die Krankheit vor. Da kann die Temperatur hochgehen und ein Krankheitsgefühl entstehen. Das klingt nach 24 bis 48 Stunden wieder ab", erklärt der Arzt.

Die Grippe fernhalten

Doch auf welche Impfung kommt es nun an? "Es gibt keine Impfung, die nicht notwendig ist", betont Fiermann. Aber ebenso wichtig ist die individuelle Beratung, da sich die Impfempfehlungen auch an Berufsgruppen und Krankheiten orientieren. Eine japanische Enzephalitis sei so selten, dass eine allgemeine Empfehlung dieser Impfung wenig Sinn mache. Allerdings gibt es Impfungen, die man haben sollte. Das sind die Tetanusimpfung, Diphterie, Polio, Keuchhusten und die FSME-Impfung. Gerade Franken sei ein Zeckenrisikogebiet. Dass die Pneumokokkenimpfung für Menschen ab 60 empfohlen wird, wissen die wenigsten. Und dann ist da noch die Grippe-Impfung, die jetzt wieder ansteht. "Wir brauchen keine schweren Verläufe, deshalb sollte man sich jetzt gegen Grippe impfen lassen", empfiehlt Fiermann. Die Impfungen hielten die Krankheiten fern. Gerade hinsichtlich der Corona-Pandemie wolle man die Grippe fernhalten. "Wir sehen die schweren Corona-Fälle, gerade junge Leute, die beim Skifahren im Ischgl waren und noch Lungenprobleme haben", sagt Fiermann. Selbst wenn junge Erwachsene keine Impfungen im Kindesalter erhalten haben, ist es für eine Impfung noch nicht zu spät.

Alle Unsicherheiten und Fragen können speziell am ersten Impftag und jederzeit beim Hausarzt geklärt werden.

Wissenswertes zum Impftag für den Landkreis Forchheim

Zeitpunkt Mittwoch, 7. Oktober Ort Alle teilnehmenden Arztpraxen in Stadt und Landkreis Forchheim (spezielle Angebote offerieren die Praxen vor Ort) Impfen ist eine der wirksamsten Vorsorgemaßnahmen, um sich gegen schwere Infektionskrankheiten zu schützen - gerade während einer Pandemie.

Bedeutung Dr. Thomas Fiermann sagt: "Impfungen retten schlicht und einfach Leben. Eine konsequente Impfimmunisierung der Bevölkerung schützt besonders gefährdete Bevölkerungsgruppen."

Impfpass Die Bürger können am 7. Oktober ihren Impfpass in die Praxis mitbringen. Ist dieser verloren gegangen, können Ärzte einen neuen Impfpass ausstellen.

Anmeldung Für die Impfberatung in den Praxen ist aus Hygienegründen ein Termin zu vereinbaren.

Informationen gibt es auch auf den Seiten www.impfen-info.de der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung und unter www.rki.de vom Robert-Koch-Institut, der Bundesbehörde für Infektionskrankheiten und nicht übertragbare Krankheiten.Quelle: Gesundheitsregion plus