Seit 30 Jahren auf dem Feldweg

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Wiltrud und Weking Weltzer im Labyrinth vor Haus Feldweg in Bammersdorf. Foto: Barbara Herbst
Wiltrud und Weking Weltzer im Labyrinth vor Haus Feldweg in Bammersdorf. Foto: Barbara Herbst

In Bammersdorf wurde ein Begegnungszentrum geschaffen, das vielen Menschen im Raum Bamberg-Forchheim-Erlangen zur "spirituellen Heimat" geworden ist.

Bammersdorf Als Wiltrud und Weking Weltzer Haus Feldweg 1986 eröffneten, "da wurden wir äußerst kritisch beäugt", erinnert sich der evangelische Theologe Weking Weltzer. Die Ausmaße dieser "Kritik" waren anfangs sogar bedrohlich. Anonyme Anrufer kündigten einen "kurzen Prozess" an: "Wir machen euch fertig."

Dass ein Zentrum für Bildung und Begegnung auf solch massive Widerstände stoßen kann, ist aus heutiger Sicht nur schwer nachvollziehbar. Doch im Eggolsheimer Ortsteil Bammersdorf des Jahres 1986 hätte Haus Feldweg wohl keine Chance gehabt, "wenn sich nicht der katholische Pfarrer Andreas Röckelein vom ersten Moment entschieden hinter das Projekt gestellt hätte", erzählt Wiltrud Weltzer.


Such nach Inseln der Ruhe

Anfang der 80er Jahre leitete Weking Weltzer das evangelisch-lutherische Studienheim des Windsbacher Knabenchores.
Das Ehepaar Weltzer hatte sich in jenen turbulenten Jahren auf die Suche nach "Inseln der Ruhe" gemacht und sammelte im Kloster Neresheim erste Meditationspraxis. Entscheidend sei aber die Begegnung mit Karlfried Graf Dürckheim und dessen Initiatischen Therapie gewesen, sagt Weking Weltzer.

Durch Dürkheims Bildungsstätte Todtmoos-Rütte inspiriert, bauten die Gesangspädagogin und der evangelische Pfarrer das Zentrum in Bammersdorf auf. "Wir wollten Zen und christliche Kultur zusammenbringen und dabei sollte auch die Psyche angesprochen werden", erläutert Wiltrud Weltzer das Konzept. "Christliche Meditation im Stil des Zen", so hieß der erste Kurs, der im Mai 1986 in Haus Feldweg angeboten wurde. Obwohl "Zen" gerade in evangelischen Kreisen ein Reizwort war, hatte das Bildungsangebot in Bammersdorf den Nerv getroffen. Etwas Vergleichbares gab es im ganzen Raum Bamberg und Erlangen-Nürnberg nicht. Die "freie Einrichtung" Haus Feldweg lud alle ein: Christen, Buddhisten, Atheisten. Und sie reisten bis aus München in die Gemeinde Eggolsheim.

Bereits im Herbst 1986 hatte Haus Feldweg sieben Kurse im Angebot, in den folgenden Jahren wurden es bis zu 40 Kurse pro Jahr. Es ging - und es geht bis heute um: Traumarbeit, therapeutische Angebote, Meditation, Arbeit am Tonfeld, Gestalttherapie, Stimmbildung: Weit über 1000 solche Veranstaltungen haben in drei Jahrzehnten tausende Gäste nach Bammersdorf gelockt.

Das Konzept bewährte sich auch deshalb, weil die Familie Weltzer mit ihren drei Kindern nicht nur durch spirituelle Angebote auf sich aufmerksam machte; sondern sich auch in das musikalische und sportliche Lebens vor Ort integrierte.

Die Arbeit für das Feldweg-Projekt leistet das Ehepaar Weltzer im Ehrenamt. "Manche Leute denken, man verdient was damit, aber wir haben immer reingebuttert", sagt Wiltrud Weltzer.


Das vierte Kind

Rückblickend betrachtet das Ehepaar die Begegnungsstätte in Bammersdorf als "unser viertes Kind". Im Gründungsjahr waren Wiltrud und Weking Weltzer 43 und 46 Jahre alt. Die Aktivitäten in Haus Feldweg hätten ihr Leben verändert, betonen beide. "Ich habe mich von Anfang an freier gefühlt, es ist die Arbeit, die ich machen wollte, keiner redet mir rein", sagt Wiltrud Weltzer, die sich in ihrer Feldweg-Zeit zur Gestalttherapeutin und Atempädagogin weitergebildet hat. Und Weking Weltzer erzählt, wie er durch das gregorianische Singen und die Meditation mit der Mystik vertraut wurde, die ja im Christentum angelegt sei. "Die Mystik ist ein Erfahrungsweg. Und sie steht im Gegensatz zu vielen Glaubenssätzen der kirchlichen Dogmatik, die zeitbedingt sind."

Im 30. Jubiläumsjahr steht das "vierte Kind" der Familie Weltzer auf festen Beinen. Ein gemeinnütziger Förderverein mit 60 Mitgliedern ist Träger des Hauses, das aber wohl nie unabhängig von seinem Gründer-Paar existieren wird. "Es wird mit uns ein Ende nehmen", sagt Wiltrud Weltzer lachend. Weder sie, noch ihr Mann, hätten die Absicht, das Haus in irgendjemandes Hände zu legen.

So etwas wie einen Schülerkreis habe man nicht gebildet, sagt Wiltrud Weltzer. "Aber", betont ihr Mann, "es gibt viele, die sagen, sie hätten in Haus Feldweg ihre spirituelle Heimat gefunden."