Der Brauerei-Gasthof Friedel in Schnaid hat sich weiterentwickelt zum Brau-Erlebnis-Bierkeller. Gleichzeitig wurde der Betrieb von Schnaid auf den Kreuzberg verlagert.
Die Brauerei Friedel in Schnaid hatte schon immer eine Krone im Wappen. "Woher die stammt, weiß ich leider nicht", bekennt Senior Johann Friedel (78). "Vermutlich ein Unterscheidungsmerkmal zur zweiten Brauerei und dem zweiten Wirtshaus am Ort." Deshalb ziert die Krone verschiedene Bierdeckel und auch auf dem Brauhaus prangt eine riesige Krone mit der Aufschrift "Brauerei Gasthof Friedel", daneben der Hinweis: Seit 1461.
"Der älteste noch erhaltene Teil des Anwesens, zu dem auch ein großer Teil des Kellergeländes auf dem Kreuzberg gehört, sind die Stollen dieses Kellers. Die Gewölbe haben bereits mehrere Kellerhäuser überlebt, die darüber errichtet worden waren. "Mein Großvater hat hier 1922 bereits das 200-jährige Bestehen dieser Keller gefeiert", erinnert sich Johann Friedel. "Die sind aber viel, viel älter", ist sich der Seniorchef sicher.
Unklar ist, ob der Brauereigasthof bereits seit der Gründung in Familienbesitz ist. Möglich, antwortet Johann Friedel, denn von einem Namenswechsel auf dem Anwesen ist ihm nichts bekannt. Das Haus in Schnaid wurde in den 70er Jahren abgebrochen und komplett neu errichtet.
Kaum 30 Jahre später wären schon wieder größere Investitionen notwendig gewesen. "Deswegen haben wir uns dazu entschlossen, hier auf dem Kreuzberg neu zu bauen", erklärt Luitgard Winkelman, geborene Friedel. Sie erinnert sich noch gut an die Anfänge der Kellerwirtschaft: "Es gab keinen Strom, der Keller war feucht, und wir konnten nur kaltes Essen anbieten - roten und weißen Pressack mit ein paar Scheiben Brot, dazu Meerrettich oder Senf. Und natürlich das selbst gebraute Kellerbier."
Doch die Gäste wollten im Laufe der Zeit auch warmes Essen. "Deshalb haben wir eine Stromleitung gelegt.
Dann konnten wir wenigstens ein paar Wienerle warm machen und Sauerkraut dazu servieren."
Auf dem Keller zuhause Als die Kellergäste das gesehen haben, wollten sie mehr. "Krustenbraten, Schweinebraten und Schäuferla waren unsere ersten drei Gerichte auf dem Keller." Dem fühlte sich die Brauers- und Wirtstochter Luitgard schon immer mehr verbunden, als der Gastwirtschaft in Schnaid. "Ich war immer lieber auf dem Keller als in der Küche unseres Gasthauses in Schnaid", gesteht die Keller-Wirtin. Deshalb forcierte sie die Pläne ihres Mannes Norbert Winkelmann, lieber auf dem Kreuzberg-Keller zu investieren als im Stammhaus in Schnaid.
Zur Brauerei kam Brennerei 2007 hat die Familie Winkelmann den Gastronomiebetrieb auf dem Kreuzberg offiziell aufgenommen.
"Ein Segen", schwärmt Luitgard Winkelmann, die sich vor allem über die geräumige und für die Gäste einsehbare Küche freut. "In Schnaid war alles eng und klein. Hier auf den Kellern auch. Jetzt können mir die Leute zusehen, wenn ich Pilze schneide, Gemüse putze oder die Schnitzel in die Pfanne lege. Ich finde das schön", sagt Luitgard Winkelmann, die wie ihr Mann Norbert und die beiden Kinder Marika und Peter ein Biersommelier-Diplom vorweisen kann.
Anfangs hatte Luitgard vor, in der Erlebnisgastronomie auf dem Kreuzberg die Gäste zu bedienen. Doch die Stammgäste holten sich ihr Essen selbst. "Da haben wir auf Selbstbedienung umgestellt. Das geht schneller und wir sparen die Kosten für die Bedienungen", erklärt Norbert Winkelmann, der Brau- und Bierseminare anbietet und die Brauerei des Schwiegervaters um eine Brennerei erweitert hat.
Luitgard Winkelmann wollte den Prozess von der Schrotmühle über den Gärbottich bis zum frischen Gerstensaft erlebbar machen und die Transmissionsriemen im laufenden Betrieb zeigen. "Leider haben wir dafür vom Gewerbeaufsichtsamt keine Erlaubnis bekommen", bedauert Luitgard Winkelmann. Deshalb ist auch der neu schamottierte Holzofen im neuen Gastraum, in dem früher die Schäuferla gebraten wurden, nur Deko-Objekt. Die Gäste könnten sich daran verbrennen, lautete die Argumentation, warum dieser Ofen kalt bleiben muss.
Apropos kalt: Die gleichbleibende Temperatur von acht Grad in den Kellergewölben auf dem Kreuzberg nutzt Norbert Winkelmann für die Lagerung des Whiskey, den er neben ein paar Dutzend Bränden und Likören hier brennt.
Gäste sind mit umgezogen Im Laufe der Zeit, so Luitgard Winkelmann seien die meisten Stammgäste von Schnaid auf den Kreuzberg umgezogen. Die Seniorennachmittage finden mittlerweile ebenso hier statt wie Trauungen oder Geburtstagsfeiern. Nicht nur deshalb wurde umgestellt von den Maßkrügen auf Seidla. Früher habe es auf dem Keller ausschließlich Maßkrüge gegeben und wer den Liter nicht ganz schaffte, bestellte eben einen "Schnitt". Im Schnaider Wirtshaus ist trotzdem noch Leben. So probt hier bis heute noch der Gesangverein "Lyra Schnaid/ Rothensand".
Eltern betreiben Gaststätte "Die Gaststätte in Schnaid betreiben meine Eltern, solange sie noch können", versichert Luitgard Winkelmann. Die Zukunft sei aber das Brauhaus am Kreuzberg.
Mit dem verbindet die Familie Friedel eine Anekdote aus dem Jahr 1923. Damals, zu Zeiten der galoppierenden Inflation, sei bei der Kreuzberg-Kerwa noch einmal so richtig gefeiert worden. Die Leute gaben das Geld bereitwillig aus, denn am nächsten Tag hatte es den Großteil seines Wertes bereits verloren. "Ich erinnere mich noch gut daran, wie mir meine Oma erzählt hat, dass sie damals das Geld, die Einnahmen aus der Kerwa, abends im Huckelkorb nach Hause getragen hat", zeigt sich die Kellerwirtin beeindruckt.