In Stadt und Landkreis Forchheim werden immer mehr Menschen Opfer von Wohnungsknackern. Am Sonntag, dem Tag des Einbruchsschutzes, klärt die Polizei auf. 80 Prozent der Häuser bieten Schwachstellen. Wachdienste haben Hochkonjunktur.
"Terrassentür in Burk aufgehebelt", hieß es am vergangenen Montag - und "Kanndorferin vertreibt Diebestrio", war in der Vorwoche zu lesen. Dies sind zwei Schlagzeilen unserer Zeitung innerhalb der letzten zwölf Tage. Sie verdeutlichen die Gefahr: Immer öfter sind Einbrecher unterwegs - in der Stadt wie auf dem Lande.
Die polizeiliche Kriminalstatistik Oberfranken verzeichnete im letzten Jahr eine Zunahme der Wohnungseinbruchdiebstähle um 23,2 Prozent, Tendenz steigend! Ähnlich sieht es auch im Zuständigkeitsbereich der Polizeiinspektion Forchheim aus. Dort wurden 2011 zwölf Delikte verzeichnet. Ein Jahr später 20. Die Zahl sank 2013 zwar auf ein Dutzend Wohnungseinbrüche ab, um 2014 jedoch auf 22 Fälle hochzuschnellen.
Heuer sind bislang 19 Wohnungseinbrüche zu verzeichnen. "Einer vorsichtigen Prognose nach dürften sich die Wohnungseinbrüche bis Jahresende leicht über dem Wert aus 2014 einpendeln", erklärt der Forchheimer Polizeihauptkommissar Alexander Debes.
Jeder kann zum Opfer werden
Egal ob es den Villenbesitzer trifft oder den Otto-Normal-Mieter: "Die Opfer von Wohnungseinbrüchen kommen aus allen Bevölkerungsschichten", betont der Pressesprecher des Polizeipräsidiums Oberfranken, Alexander Czech. Die meisten Täter handelten nach der Devise "Gelegenheit macht Diebe". Sie erkundeten das Umfeld, und wenn beispielsweise ein Fenster gekippt sei und die Wohnung den Eindruck erwecke, dass niemand daheim sei, werde zugeschlagen, erklärt der Polizeisprecher.
"Wir stellen auch immer wieder fest, dass in Autobahn-Nähe zugeschlagen wird", betont Alexander Czech. Dort seien vor allem osteuropäische Banden unterwegs, die sich schnell über die offenen Grenzen absetzen würden. Dennoch konnte in Oberfranken jeder vierte Fall von Einbruchskriminalität aufgeklärt werden. Dies übertrifft die bayernweite Quote, wo nur jedes sechste Delikt gelöst wird.
Vorsicht vor der Facebook-Falle
Die Saison für ungebetene Gäste sei zwar mittlerweile ganzjährig, betont Alexander Czech - erfahrungsgemäß komme es jedoch zu einem Anstieg der Fallzahlen in der dunklen Jahreszeit. Diese ermögliche den Tätern unentdeckt den Tatort "auszubaldowern". Um nicht schon auf den ersten Blick Abwesenheit zu signalisieren, rät der Polizeisprecher dazu: "Rollläden sollten zur Nachtzeit - und nach Möglichkeit nicht tagsüber - geschlossen werden." Eine Einladung für ungebetene Gäste seien auch Urlaubsfotos, die gerne übers Internet gepostet würden. "Auch die Einbrecher nutzen die sozialen Medien", warnt Czech.
Polizei prüft Einbruchsschutz
Wenn Helmut Eßel auf der "schwarzen Seite der Macht" stünde, wäre er ein erfolgreicher Wohnungsknacker. Denn er kennt alle Tricks der Einbruchs-Branche. Doch dieser Spezialist hat eine garantiert weiße Weste. Er ist Hauptkommissar und für die Kriminalpolizeiliche Beratungsstelle Bamberg bis in den Landkreis Forchheim hinein unterwegs, um über Einbruchsschutz zu informieren und Wohnungen auf Schwachstellen zu überprüfen. Bei seinen Checks nimmt er zuerst den Außenbereich unter die Lupe. Wie ist die Straßen- und Grundstücksbeleuchtung? Wo bieten sich Einbruchsmöglichkeiten? Dann werden die einzelnen Fenster und Türen inspiziert. Dabei stellt er fest: "80 Prozent der Privathäuser sind unzureichend gegen Einbruch gesichert."
Helmut Eßel erstellt für die Wohnungsinhaber eine Liste der Schwachstellen und berät über die Möglichkeiten des Einbruchsschutzes. "Es gibt geprüfte einbruchshemmende Nachrüstprodukte zur Fenster- oder Türsicherungen", betont der polizeiliche Berater.
Sicherheitsdienste boomen
Immer mehr Bürger verlassen sich aber nicht mehr alleine auf die Polizei. Sicherheitsdienste haben Hochkonjunktur. So wie die Protection-One-Gruppe aus Meerbusch bei Düsseldorf, die auch eine Niederlassung in Nürnberg hat. Rund 13 000 Kunden suchen bei dem führenden Anbieter Deutschlands auf dem Gebiet der audiovisuellen Fernüberwachung Schutz vor Einbruch.
Das Konzept beruht auf einer elektronischen Überwachung der Wohnräume und auf einer gezielten Lautsprecher-Ansprache des Täters durch einen Wachhabenden im Kontrollraum der Sicherheitsunternehmens. Protection One verzeichnet eine Erfolgsquote bei der Tatverhinderung von über 95 Prozent.
Das Privatkundengeschäft sei ein "schlafender Riese", erklärt Kundenberater Thomas Hiddemann. Die Entwicklung gehe rasant nach oben. Der Grund sei ein steigendes diffuses Bedrohungsgefühl in der Bevölkerung.
Vortrag
Zum Tag des Einbruchsschutzes findet am Sonntag, 25. Oktober, in der Schreinerei Kaul in Weingarts eine Informationsveranstaltung mit Kriminalhauptkommissar Helmut Eßel statt. Beginn ist um 14 Uhr mit einem Vortrag. Die Veranstaltung mit Ausstellung endet um 17 Uhr.