Ausdauer und Konzentration braucht man, um ins Schwarze zu treffen. Der Schützenverein Gräfenberg hat mit Manfred Schrepfer sogar einen zweifachen bayerischen Meister in seinen Reihen. Sein Sportgerät ist der Vorderlader.
Zwei Liter Bier als Aufnahmegebühr und eine Maß als vierteljährlicher Vereinsbeitrag - diese Zeiten sind auch in Gräfenberg vorbei. Das war 1923 so, als der Vereinsbeitrag an den Bierpreis gekoppelt wurde. Aber noch immer gibt es Schützenvereine, die Frauen den Zutritt verwehren. Bei den Gräfenberger Schützen war am 18. Dezember1897 mit der Kaufmannswitwe Müller die erste Frau mit einer Waffe in der Hand unter Männern. Obwohl Waffe sicher nicht das passende Wort ist. Sportgeräte werden sie genannt und wer den Schützen beim Training zusieht, erkennt sofort, dass es alles andere als ein wenig "ballern" ist, wenn auch manche Tätigkeiten ein wenig an die Wild-West-Filme im Fernsehen erinnern.
Manfred Schrepfer ist nicht nur einer, der schießt wie vor 500 Jahren, er lädt den Vorderlader wie aus dem Fernsehen bekannt mit Schwarzpulver, schiebt dann eine Kugel hinterher und wenn der Ladestock springt, weiß er, dass das Geschoss unten aufsitzt. Einsatzbereit.
Schrepfers Schüsse treffen. Er ist nicht einfach so zwei Mal bayerischer Meister mit dem Schwarzpulvergewehr geworden. 2010 und 2012. Präzision und Können gehören wohl dazu. "Er ist unser größter Leistungsträger, doch bescheiden", sagen Stefanie Schneider, die erste Schützenmeisterin und seit diesem Jahr auch der erste weibliche Vorstand, und Heinz F. Martin, der zweite Schützenmeister.
In dem anderen Schießstand zielt der 76-jährige Dieter Scheuch mit seinem Kleinkaliber auf den 10er, die Mitte der Scheibe, die in 50 Meter Entfernung hängt. "Das ist eine knifflige Sache, das Gewehr entsprechend ruhig zu halten. Wenn man ein bisschen wackelt, ist der Schuss nicht drin", sagt Martin. Oder anders ausgedrückt: Ein Millimeterruck an dem Gewehr machen auf 50 Meter Entfernung einige Zentimeter aus.
Ziehen statt radeln Ein Blick auf die Scheibe zeigt den Schützen das Ergebnis. Seit etwa zwölf Jahren gibt es eine Zuganlage, die eine Scheibe zum Schützen befördert. Früher lehnte ein Fahrrad hier an der Wand, damit der Sportler zum Scheibenwechseln nach zwei Schuss schneller am anderen Ende des Schießstands ankam. Eine Art Ausdauersport, ohne den Schützen nicht auskommen.
"Ein guter Schütze muss viel Ausdauer haben", sagt Armin Datz. Nur die Technik zu beherrschen, reiche nicht aus. Ohne weitere sportliche Tätigkeiten nehmen die Ergebnisse ab, sind sich die Gräfenberger Schützen einig. Aber auch darüber, dass der Schießsport für die schulischen Leistungen gut ist. "Es ist eine Konzentrationsübung, wenn sich Jugendliche auf den genauen Ablauf konzentrieren. Wenn sie sich unter guter Anleitung befinden, werden die schulischen Leistungen durch diese Konzentrationsübungen besser", sagt Datz unter zustimmendem Nicken seiner Kollegen. Körperbeherrschung, dazu gehört auch die richtige Atemtechnik. "Wir haben Erfolge vorzuweisen. Die fangen mit dem Luftdruckgewehren an", erzählt Schneider. Immerhin messen sich die Gräfenberger Schützen mit Welt- und Europameistern, wenn Gräfenberg I, die Vorderlader, gegen Thalmässing I und II antritt.
Diese Wettbewerbe zeigen zugleich die wichtigen sozialen Werte auf, die hier im Verein vermittelt werden: Teamgeist, Kameradschaft und Verantwortung. Mannschaftssport bedeutet sechs feste Termine im Jahr und das bedeutet Verantwortung. "Man braucht immer Schützen, die sich regelmäßig treffen, um mit anderen beim Wettkampf zu schießen", erklärt der Sportleiter Manfred Weber, der ebenfalls mit dem Vorderlader schießt.
Der Schütze muss viele Hürden nehmen "Wer einen Schützen neben sich wohnen hat, hat einen zuverlässigen Menschen", sagt der zweite Schützenmeister Martin. Vieles hat sich geändert. Auch im Hinblick auf Gewehre. Früher gab es Zeiten, da mussten die Leute ein Training an den Waffen nachweisen können. Landwehrpflicht nannte sich das.
1453 wurde erstmals eine Schützengilde in Gräfenberg urkundlich erwähnt. Heute braucht, wer eine Waffe hat, eine Waffenbesitzkarte und muss dazu viele Hürden nehmen. Zuverlässigkeit und ein polizeiliches Führungszeugnis. Man muss mindestens ein Jahr lang einem Schützenverein angehören. Der Verein muss die Zustimmung erteilen.
Wer eine Besitzkarte beantragt wird zudem intensiv geprüft. Nicht nur einmal, immer wieder. Das Bedürfnis nachweisen, lautet ein anderer Punkt, um eine Karte zu erhalten. Bedürfnis heißt, in dem Sport mitwirken zu wollen. Mindestens 18 Mal geschossen haben und bei den Vereinsmeisterschaften schießen. "Zuverlässigkeit, Sachkunde und Bedürfnis" lauten die drei Pfeiler für einen Waffenbesitzer. Schon alleine die Waffenkunde wird nicht einfach nur erzählt, in einer Prüfung wird das Wissen abgefragt. Wer diese Ausdauer hat und diese Hürden besteht, engagiert sich für den Sport, für den Verein.
"Sport, Jugend und Traditionspflege" lauten hier die drei Säulen, die jeder Schützenverein übernimmt. In Gräfenberg musste noch nie eine Ablehnung ausgesprochen werden. Vielmehr stehen die Schützen mit dem vielfältigen Vereinsangebot, dem Westernschießen und durch die Meisterschaften für Kameradschaft, Verantwortung und Zuverlässigkeit.