Mit einer einzigen Aussage hat Sandra Schneider am Selbstverständnis vieler Wirte und Hoteliers gerüttelt. Zwei Jahre später sieht die Leiterin der Tourismuszentrale die Region auf einem guten Weg.
Das Reisen mag wohl fast jeder gern. Dass sie aber eine der schönsten Urlaubsregionen Deutschlands direkt vor der Haustüre haben, ist das große Privileg für die Bewohner der Fränkischen Schweiz und Umgebung.
Die aus Kelheim stammende Sandra Schneider leitet seit Januar 2012 die Tourismuszentrale Fränkische Schweiz. Sie brennt für die Region und will die Region mit immer neuen Ideen für Urlauber noch attraktiver machen.
Wo waren Sie zuletzt in der Fränkischen Schweiz unterwegs?Sandra Schneider: Wir sind zuerst mit der Dampfbahn, die ja dieses Jahr 40. Jubiläum feiert, von Ebermannstadt nach Behringersmühle und wieder zurück gefahren. Dann waren wir im Schlosspark Unterleinleiter, ein privater Park, der nur ein paar Mal im Jahr geöffnet ist.
Von außen ist gar nicht zu erkennen, wie groß das Areal eigentlich ist - ein totaler Geheimtipp! Der E-Park in Pottenstein ist auch toll: Die Segways, E-Bikes und elektrischen Go-Karts werden dort alle mit der dort produzierten Solarenergie gespeist.
Verraten Sie uns noch ein paar andere Geheimtipps für die Fränkische Schweiz?Ich liebe ja Schlösser und Burgen, da bin ich in der Fränkischen Schweiz an der Deutschen Burgenstraße ja gut aufgehoben. Wenn ich Besuch bekomme und sich meine Gäste dafür interessieren, nehme ich sie gern zum Beispiel mit auf Schloss Greifenstein. Es ist einfach ein tolles Schloss mit einem schönen Blick über das Leinleitertal. Was ich auch empfehlen kann, ist der Panoramaweg rund um Burg Rabenstein. Der ist zwar auf dem Papier nur sechs Kilometer lang, hat aber einige Höhenmeter und bietet eine herrliche Aussicht und tolle Höhlen.
Was macht die Fränkische Schweiz als Urlaubsregion so beliebt und einzigartig?Weil ich selbst ja nicht aus der Fränkischen Schweiz komme, habe ich den Vorteil, den Blick von außen darauf zu haben. Was mich, und ich denke auch die Urlauber, total fasziniert ist diese Vielfältigkeit, diese Kombinationsmöglichkeit von Natur, Aktivität, aber auch Kultur. Ich habe das Gefühl, dass in der Fränkischen Schweiz immer was los ist. Die kulinarische Komponente ist natürlich auch toll. Diese Dichte an Gastronomie, Brauereien, Brennereien - es ist immer ein Erlebnis, da unterwegs zu sein.
Das E-Bike war ja ihr erstes Großprojekt und befindet sich nun in der dritten Saison.
Sind Sie zufrieden damit? Wir haben aktuell zehn Stationen, die E-Bikes verleihen und in der ganzen Region verteilte Akkustationen, natürlich am besten bei Sehenswürdigkeiten oder Einkehrmöglichkeiten. Wir haben auch in diesem Jahr wieder ein neues Tourenheft herausgebracht und Pauschalen angeboten. Der "E-Bike-Dreier" geht zum Beispiel in sechs Tagen über die drei oberfränkischen Regionen Fichtelgebirge, Frankenwald und Fränkische Schweiz. Ich denke, das E-Bike ist definitiv ein Trendthema, denn wir merken, dass jetzt immer mehr Leute selbst eines besitzen.
Also ist die Bilanz positiv?Ja, es ist zwar nicht der überwältigende Erfolg mit Tausenden von Ausleihen, aber gerade die Hotels, die es in ihre Pauschalen mit eingebaut haben und es vielfältig genutzt haben, haben davon profitiert. Man muss das Projekt ganz klar als Marketingmaßnahme sehen.
Inwiefern?Viele Gäste denken, dass die Fränkische Schweiz und das Radeln nicht zusammenpassen. Das E-Bike ist für sie die Chance, auch jene Ecken mit dem Rad zu erkunden, an die sonst nur sehr sportliche Menschen gelangen konnten. Das ist eine tolle Entwicklung für eine Mittelgebirgsregion.
Haben Sie selbst auch schon eine Tour mit dem E-Bike gemacht?Natürlich! Meine erste E-Bike- Tour in der Fränkischen Schweiz ging nach Engelhardsberg hoch. Ich glaube, steiler geht es fast nicht mehr. Aber auch das haben wir geschafft. Ich will mich im Urlaub aber nicht total verausgaben und verschwitzt am Ziel ankommen: Da ist das E-Bike schon eine gute Unterstützung.
Was ist ihr persönlicher Lieblingsplatz in der Region?Ich bin wirklich gern in Sanspareil, oben Wonsees die Ecke, weil mir diese verwunschene
Parklandschaft zum Abschalten gut gefällt. Aber auch der Forchheimer Kellerwald als größte zusammenhängende Biergartenanlage Europas ist immer einen Besuch wert, auch wenn kein Annafest ist. Jedes Mal, wenn ich davon erzähle, kriegen die Leute große Augen - 24 Bierkeller, das finde ich schon toll.
Wohin nehmen Sie Besucher von außerhalb mit?Ich fahre dann gern in Einrichtungen, wo ich selber noch nicht war. Wenn man hier lebt, entdeckt man gar nicht alles. Als Tourismuszentrale ist es unsere Aufgabe, dass wir uns auskennen. Als Team haben wir deshalb jede Ecke schon bereist und wenn etwas Neues aufmacht, ist es wichtig, dass sich wenigstens einer von uns dort einmal umschaut.
Das Wetter spielt ja leider nicht immer mit.
Was empfehlen Sie, wenn ein paar Regenwolken am Himmel hängen?Ein Tag in der Therme Obernsees ist, egal ob für Erwachsene oder für Kinder, immer schön und kurzweilig - da vergehen die Stunden wie im Flug. Viele vergessen aber auch, dass die Fränkische Schweiz eine tolle Museumslandschaft mit über 30 Museen bietet: von Turmuhren über Geigenbau bis zu Levi Strauß.
Wie haben sich die Besucherzahlen in der Region entwickelt?In den letzten Jahren sind die Zahlen permanent gestiegen. 2013 waren sie jedoch ein bis zwei Prozent niedriger als 2012, was vor allem am Wetter lag: Der Mai war verregnet und Ostern sehr früh im Jahr. Bei frostigen Temperaturen schaut sich natürlich niemand gern die vielen Osterbrunnen an. Dennoch hatten wir letztes Jahr 945 000 Übernachtungen und 7,2 Millionen Tagesgäste.
Was hat das der Region eingebracht?Sie hat letztes Jahr 250 Millionen Euro durch den Tourismus erwirtschaftet - die eine Hälfte durch Übernachtungs-, die andere durch Tagesgäste. Der Tourist von heute plant in Deutschland immer kurzfristiger, da wird dann je nach Wetterlage spontan entschieden, wohin der Wochenendausflug geht.
Was wollen Sie noch weiter verbessern?Wir sind auf sehr gutem Weg und merken, dass die Gäste sich wohlfühlen. Ein schöner Urlaub hängt von der Qualität ab, egal ob das die Wanderwege, Dienstleistung oder Unterbringung betrifft. Durch die Reiseerfahrungen steigen die Ansprüche und Erwartungen der Besucher stetig. Wir müssen also weiter an der Qualität arbeiten und den Gästen weiterhin so ehrlich die Herzlichkeit und Authentizität entgegenbringen.
Für die Partner vor Ort organisieren wir deshalb in der Nebensaison Fortbildungen.
Vor zwei Jahren haben Sie für viel Diskussionsstoff gesorgt, als Sie sagten, dass die Gästehäuser und Wirtschaften zu billig seien und sich unter Wert verkaufen würden.Auf dieses Thema werde ich auch heute noch immer wieder angesprochen. Die Diskussion war sicher für den ein oder anderen eine interessante Anregung, sich einmal Gedanken zu machen und das werte ich als positiven Effekt.
Also bereuen Sie die Aussage trotz der vielen negativen Reaktionen nicht?Ich hätte es natürlich nicht so gewollt, das hatte ja schon was von einem Shitstorm.
Aber das Schöne war, dass viele Gastronomen und Hoteliers auf mich zugekommen sind und sagten: ,Sie haben ja recht.' Natürlich ist das ein sehr emotional aufgeladenes Thema, doch die, die es angeht, haben es gehört und verstanden. Was sie draus machen, ist deren betriebswirtschaftliche Überlegung.
Wie sieht Ihr Traumurlaub aus?Eigentlich will ich zwischen April und Oktober gar nicht weg aus der Fränkischen Schweiz. Generell versuche ich, nicht so viel vorzuplanen - das habe ich früher immer gemacht, schrecklich! Meine nächsten großen Ziele sind Japan und New York.