S-Bahn-Halt Forchheim-Nord und das "Kreuzungsrecht"

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Schwellenverlegung auf der ICE-Trasse. Foto: DB AG/Hannes Frank
Schwellenverlegung auf der ICE-Trasse. Foto: DB AG/Hannes Frank

Projektleiter der Deutschen Bahn präsentieren Varianten für die S-Bahn-Haltestelle Forchheim-Nord. Die Vielversprechendste ist den Stadträten zu teuer.

Kopfschütteln und Unverständnis in der Stadtratsitzung am Mittwoch: Mit diesem Ergebnis hatten die Ratsmitglieder nicht gerechnet, als ihnen Thomas Sulzer und Alfons Plenter, Projekt- und Chefleiter bei der Deutschen Bahn, die Varianten für einen Neubau der S-Bahn-Haltestelle in Forchheim-Nord präsentierten.

Insgesamt vier Pläne standen zur Auswahl, von zweien waren Plenter und Sulzer besonders überzeugt. Doch während eine Möglichkeit die Stadt lediglich 62 000 Euro kosten würde, läge die Alternative mit 3,3 Millionen Euro Eigenanteil weit über dem Budget der Stadt Forchheim.


Etwa 1160 Reisende am Tag

Die Projektplaner gingen bei ihren Planungen von etwa 1160 Reisenden pro Tag aus, davon etwa 900 Schüler. Zur Spitzenzeit gegen 7.30 Uhr müssten somit mehrere hundert Schüler den Bahnhof gleichzeitig verlassen.
Die Aufgabenliste von Plenter und Sulzer war lang: Die S-Bahn-Haltestelle möglichst zum Schulzentrum verlagern, die Lärmschutzwand erhalten, den Rückbau von Garagen und Wohnungen vermeiden, den Bahnsteig-Zugang von der Unterführung an der Dietrich-Bonhoeffer-Straße ermöglichen und einen barrierefreien Zugang schaffen.

Der erste Vorschlag sieht einen Mittelbahnsteig nördlich der Unterführung an der Dietrich-Bonhoeffer-Straße vor. Die Fahrgäste gelangen hierbei über eine Rampe zu den Gleisen. Sulzer bezeichnete das als eine "gute Lösung", machte jedoch auf mehrere Probleme aufmerksam. Trotz der kurzen Wege zu den Wohngebieten und dem Schulzentrum sowie der niedrigen Kosten - insgesamt etwa 3,6 Millionen Euro, davon 62 000 von der Stadt zu übernehmen - würde die Deutsche Bahn massiv in die Umgebung eingreifen. Davon wären vor allem die Einwohner der Jean-Paul-Straße sowie das Schulzentrum betroffen. So müsste die Stadt entweder Grundstücke auf der Jean-Paul-Straße erwerben oder in Kauf nehmen, dass dort eine Einbahnstraße eingerichtet werde, sagte Sulzer.

Außerdem müsste die Lärmschutzwand am Schulzentrum abgerissen und in einem Abstand von 1,18 Meter zum Gebäude wiedererrichtet werden. Dauer: Etwa ein halbes Jahr, in dem die Schüler dem Zug-Lärm ausgesetzt wären.


Neue Unterführung bauen

Die zweite Planung, 300 Meter weiter nördlich als die erste Variante, sehe einen Mittelbahnsteig vor, der durch eine neue Unterführung - die Ausgänge wären an der Pestalozziestraße und Karl-Bröger-Straße - zu erreichen wäre. Über Rampen auf der Ost- und Westseite der Bahnanlage würden die Fahrgäste zu den Gleisen gelangen. Einziger nennenswerter Vorteil: Für die Haltestelle müsste weniger in die umliegende Umgebung eingegriffen werden. Links vom Bahn-Halt müssten 60 Zentimeter Grund auf "Am Sendelbach" erworben werden. Der Großteil davon sei Gartenfläche, versicherte Sulzer. Auch das Schulgelände verkleinere sich dadurch. So müssten Sportfläche sowie Freibereich der Schüler reduziert werden.


Erhebliche Kosten für Stadt

Die Kosten dieser Variante lägen bei etwa 5,2 Millionen Euro, von denen die Stadt 3,3 Millionen selbst finanzieren müsste. Der Grund: Die neue Unterführung würde zwei Stadtteile verbinden und somit trete das Kreuzungsrecht in Kraft. Einzige Möglichkeit der Stadt wäre die Unterführung nur von östlicher Seite der Haltestelle bauen zu lassen. Diese Variante würde nicht zu Lasten der Stadt gehen, bestätigte Plenter.

"Wenn ich frech wäre, könnte ich sagen, Sie wollen der Stadt die Kosten aufdrücken", ärgerte sich Sebastian Körber (FDP). "Wir haben bereits eine Unterführung. Und die neue Unterführung wäre für die Bahn-Kunden. Das ist eine redundante Geschichte, die wir nicht brauchen. Außerdem verbindet die Unterführung nicht zwei Stadtteile", meinte Körber weiter. Mit einem Lächeln entgegnete Plenter diesem Vorwurf: "Das haben wir uns nicht ausgedacht. Das ist das Kreuzungsrecht. Das ist eine stadtteil-verbindende Unterführung."

Auch Oberbürgermeister Uwe Kirschstein (SPD) teilte Körbers Meinung und wies auf die finanziellen Möglichkeiten der Stadt hin: "Die drei Millionen haben wir nicht, bums, fertig, aus." Günther Hammer (SPD) bezweifelte den Einfluss der Stadt auf die Entscheidung. "Ich sehe hier keine Diskussions-Nutzbarkeit. Das Gespräch läuft gleich null." Alfons Plenter erklärte daraufhin, dass die Variante von der Eisenbahngesellschaft vorgegeben werde, versicherte jedoch: "Die Stimme Forchheims wird nicht überhört." Auch den Vorwurf von Ludwig Preusch (FW), der Bahnsteig würde bei der teuren Variante zu weit nördlich liegen und damit nicht angenommen werden, verneinten die Projektleiter. "Der Großteil der Fahrgäste sind Schüler. Wir rechnen mit keinen Fahrgastverlusten", legte Plenter dar.

Mit den betroffenen Anwohnern wurden bislang keine Gespräche geführt. Das soll sich schnellstmöglich ändern. "Gehen Sie in den offenen Diskurs und diskutieren das mit den Anwohnern", forderte OB Kirschstein.