Retten unter Sonderbedingungen rund um Pottenstein

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Die Einsatzkräfte der Bergwacht müssen sich ihren Weg zum Verletzten bahnen und diesen sicher aus dem Gelände bergen.
Die Einsatzkräfte der Bergwacht müssen sich ihren Weg zum Verletzten bahnen und diesen sicher aus dem Gelände bergen.
Mit einer speziellen Gebirgstrage bergen die Bergretter einen Verletzten aus dem Wald. Fotos: Bergwacht Pottenstein
Mit einer speziellen Gebirgstrage bergen die Bergretter einen Verletzten aus dem Wald.  Fotos: Bergwacht Pottenstein
 

Die Bergrettungswacht ist zur Stelle, wenn sich jemand im Gelände, beim Wandern oder Klettern verletzt. Die Einsatzkräfte werden über die 112 alarmiert.

"Die Bergwacht ist eine Leidenschaft, eine Lebenseinstellung", schwärmt René Brendel. Er ist Bereitschaftsleiter in der dienstführenden Bergrettungswacht Pottenstein. "Wenn man einmal mit der Bergwacht im Berg war, dann lässt einen das nie mehr los", erzählt er weiter.

Brendel ist begeistert, dass die Bergrettungswache mitten in Pottenstein - im ehemaligen Feuerwehrhaus - untergebracht ist. Denn bei Bedarf müssen die Retter schnell an Ort und Stelle sein. In Pottenstein gibt es 17 Einsatzkräfte zwischen 25 und 65 Jahren - vom Studenten, über den Arbeiter bis zum Selbstständigen.
Doch wie läuft ein solcher Einsatz ab? "Bei unserem vorletzten Einsatz wurden wir gerufen, weil ein Mountainbiker schwer gestürzt war", erzählt Brendel. Und hier gleich ein wichtiger Hinweis: Auch die Bergwacht wird über die 112 gerufen. "Es gibt Leute, die rufen mich über meine Handynummer an, die sie im Internet finden.
Aber da gibt es Probleme, denn würden wir da ausrücken, wären wir nicht versichert", erläutert der Bereitschaftsleiter.
Die Notrufmeldung wird vom aktuellen Einsatzleiter - davon gibt es in Pottenstein insgesamt fünf - angenommen. Dieser fragt auch ab, wo sich die Verletzten befinden. "Der Verletzte hatte uns selbst angerufen und konnte uns über sein Smartphone die GPS-Daten übermitteln", erzählt Brendel weiter.

Der Einsatzleiter informierte die Kollegen, die sich in Pottenstein trafen und fuhr mit dem Einsatzleitfahrzeug bereits vorneweg zum Einsatzort. Der Biker litt an einer schweren Lendenwirbelverletzung und einem Wangenbeinbruch, sodass ein Notarzt und ein Hubschrauber angefordert werden mussten.


Besprechung nach dem Einsatz

"Der Einsatzleiter der Bergwacht koordiniert am Ort des Geschehens auch die anderen Einsatzkräfte", erklärt Brendel. Der Verletzte wurde versorgt, sein Begleiter beruhigt. "Als er transportfähig war, haben wir ihn dann mit der Gebirgstrage zum Hubschrauber und Notarzt gebracht", schildert der Bereitschaftsleiter den Einsatz.

Außerdem kümmerten sich die Einsatzkräfte der Bergwacht um den Begleiter und brachten ihn und die beiden Fahrräder nach Hause. "Danach treffen wir uns, besprechen und dokumentieren den Einsatz und überlegen, was wir verbessern können. Zum Abschluss melden wir uns bei der Leitstelle als wieder einsatzbereit", erläutert Brendel. Üblicherweise rückt die Pottensteiner Bergwacht mit fünf bis sieben Einsatzkräften aus.

Bei Bedarf fordern sie Hilfe in Forchheim, Bayreuth und am Wochenende in der ergänzenden Bergwacht Fürth an, die eine Niederlassung in Obertrubach hat. Das Besondere bei der Bergwacht sei, dass sich auch die Einsatzkräfte ihr Leben gegenseitig anvertrauen, wenn sie sich beispielsweise an Felsen abseilen müssen.

In diesem Jahr gab es bereits 18 Einsätze, im vergangenen Jahr insgesamt 64 und im Jahr 2014 sogar 100. "Meistens sind es Kletterer, die abstürzen. Das dürften so etwa 15 im Jahr sein", zählt Brendel auf.

An zweiter Stelle verunglücken Wanderer; beispielsweise auf dem Panoramaweg zur Burg Rabenstein, da dort das Gelände schwierig und oft nass ist. "Und dann werden wir zu Fällen von Kreislaufkollaps oder zu Infarkten gerufen", weiß er. Den Einsatz zahlt die Krankenversicherung; er werde aber nie teurer als 1000 Euro.

René Brendel kam aus der Oberpfalz nach Franken - wegen der Bergwacht. Er selbst konnte schon klettern und war Skifahrer, "aber das muss nicht sein. Jeder, der fit ist und das Herz am rechten Fleck hat, ist bei uns willkommen". In der Jugendgruppe können 11- bis 15-Jährige die Ausbildung machen. Sie gehen dann mit 16 in den Anwärterstand über und werden nach bestandener Prüfung Einsatzkraft. Quereinsteiger können die Ausbildung in zwei bis fünf Jahren machen. Sie besteht aus Sommerrettung, Winterrettung, Luftrettung, Notfallmedizin und Naturschutz.
Seit 2014 gibt es die Retterfreistellung. Das bedeutet, dass Einsatzkräfte vom Arbeitgeber für den Einsatz freigestellt werden und der Arbeitgeber eine Entschädigung erhält. Ein Mitglied der Bergwacht muss für seine eigene Ausrüstung aufkommen. Jedes Mitglied wird nach seinen Fähigkeiten eingesetzt. "Da ist die Bergwacht einfach einmalig", meint René Brendel.