Seit 2011 graben Forscher in der Erde bei Burk. Sie belegen: Die regionale Kulturgeschichte reicht 12 000 Jahre zurück.
Die Bürger von Burk machten sich auf den Weg in die Vergangenheit. Und OB Franz Stumpf dankte den beiden Archäologen, die ihre Begleitung auf diesem Weg angeboten hatten. "Es ist ein erhebendes Gefühl, zu wissen, dass man hier auf einem so geschichtsträchtigen Boden lebt - da lohnen sich wahrlich auch die Kosten", sagte Stumpf den archäologischen Begleitern, die über die "Archäologie in Burk - Baugebiet Dorfäcker" informiert hatten
Bericht folgt in wenigen Wochen Dr. Andreas Büttner, Vertreter des Landesamts für Denkmalpflege, hatte zuerst über die geschichtlich-archäologische Situation in Forchheim - Burk mehr von der theoretischen Seite her berichtet, aber mit Illustrationen durch alte Zeichnungen und Stiche; im Anschluss erläuterte Dieter Heyse (er ist Chef des Büros für Ausgrabungen und Dokumentationen in Schwarzach) mit vielen Fotos die konkrete Ausgrabungsarbeit in dem gesamten Gebiet zwischen Burk Dorfäcker bis über die Kreuzung am Pilatusfeld hinweg Richtung Hausen. Ende des letzten Jahres sind die Grabungen abgeschlossen worden und innerhalb der nächsten Wochen wird auch der entsprechende Bericht der Firma Heyse fertiggestellt sein.
Es war notwendig geworden, von den Straßenzügen "Schanzgraben" und "Bei der Altenburg" nach Süden hin ein Sandabbau-Gebiet für die Firma Barthelme zu schaffen, da diese ein Industrie-Gebiet am Südende Forchheims mit dem bei Burk entgegenkommenderweise sozusagen getauscht hatte.
Bereits im Jahre 1978 hatten der Vikar R.G. Hammer und Dr. H. Kunstmann-Arzt, engagierte Denkmalpfleger und Burgenforscher aus Nürnberg, erste Entdeckungen gemacht. Und auch die Archäologen vermuten nun (durch entsprechende Belege untermauert), dass es direkt außerhalb des modernen Baugebiets wahrscheinlich im 11. oder 12. Jahrhundert eine hölzerne Burganlage gegeben hat, die aber eher eine grenzanzeigende, als eine ernstzunehmende militärische Funktion gehabt haben muss. In der Nähe stießen die Ausgraber auf viele, zunächst rätselhafte längliche Gruben, alle von Nord nach Süd ausgerichtet; etwa einen Meter in der Länge, knapp einen halben Meter breit und 0,3 Meter tief.
Schließlich ließ sich, unterstützt durch Straßen- und Flurnamen sowie durch eine typische Weintrauben-Marter, nachweisen, dass es sich um Setzgruben für Weinpflanzen handelt, die hier das erste Mal außerhalb des unterfränkischen Raums vorgefunden worden sind.
Der sandige Boden musste mit fruchtbarerer Erde und Dung aufgefüllt werden, während das Klima bis zur so genannten Kleinen Eiszeit am Ende des 16. Jahrhundert passte. Aus der Zeit danach gibt es fast keine Hinweise mehr auf Weinbau in Oberfranken. Bevor die Gegend wieder aufgefüllt wird, sollen Bodenproben genommen werden, die auch botanisch untersucht werden; man hofft, dass darin vielleicht sogar Weintraubenkerne enthalten sind.
Um sicher zu gehen, dass auch in der weiteren Region zwischen Burk und Hausen archäologisch nichts vernachlässigt würde, erkundete die Firma Heyse schon seit 2011 das gesamte Gebiet ("Pilatusfeld"). Und fand tatsächlich - nicht etwa Mauerreste, sondern Pfostengruben, speziell gefärbte Punkte im Sand, die die Lage von Häusern belegen; außerdem traten Urnenfelder zutage und beispielsweise auch Reste einer zersplitterten Steinknolle.
Steinkknollen als Werkzeuge Man weiß, dass die Menschen schon zwischen 9000 und 5000 vor Christus solche Steinknollen erhitzt haben, um abgeplatzte Teile davon als Werkzeuge zu nutzen.
Das bedeutet, dass die Region eine Kulturgeschichte von insgesamt etwa 12.000 Jahren hat. Interessant ist auch die Frage nach dem Namen "Pilatusfeld": Abgesehen von einigen ortsgebundenen Sagen gibt es - auch wissenschaftlich halbwegs akzeptabel - folgende Erklärung: Die relative Ähnlichkeit des lateinischen "palatinus" ("zur Pfalz gehörig") und die Neubelebung einer europaweit bekannten Pilatus-Legende nach 1077, die die Herkunft des Pontius Pilatus eigentümlicherweise in den Zusammenhang mit Forchheim bringt, haben wohl aus Tradition zu diesem Namen geführt.
In guter Zusammenarbeit konnten das Landesamt, das Bauamt und die Grabungsfirma alle wichtigen Arbeiten im Rahmen der Kosten von 100.000 Euro (mit Unterstützung der Oberfrankenstiftung) erledigen. Eine Forschungsgrabung (die wahrscheinlich rund 500.000 Euro ausgemacht hätte) "sieht anders aus", sagte Heyse, "aber auch unter den gegebenen Bedingungen haben wir gute Ergebnisse erzielen können".
Die alten Leute in Hausen nennen das Flurstück nach wie vor "Pilodes", was nicht leicht von "Pilatus" herzuleiten ist. Der Münchner Slavist Heinrich Kunstmann stellte die Hypothese auf, der Name käme vom altslawischen "poti byl otec" (Straße der Väter), d.h. dort soll eine alte Handelsstraße gelegen haben.
Ist da was dran?