Public Viewing auf den Kellern

2 Min
Während Ela und Mike Reisemann (hinten) die Deutschen anfeuern, fiebern ihre Mitarbeiterinnen (vorne) mit den Slowaken mit. Foto: Sarah Stieranka
Während Ela und Mike Reisemann (hinten) die Deutschen anfeuern, fiebern ihre Mitarbeiterinnen (vorne) mit den Slowaken mit.  Foto: Sarah Stieranka

Auch in diesem Jahr wird es auf dem Paradeplatz in Forchheim kein Public Viewing geben. Kein Problem, im Kellerwald hängen bereits die ersten Leinwände.

Bei der Fußball-Europameisterschaft gemeinsam mitfiebern, ist in der Forchheimer Innenstadt kaum möglich. Nur wenige Gaststätten sind mit Fernsehern und Leinwänden ausgestattet - Public Viewing auf dem Paradeplatz gab es schon seit Jahren nicht mehr.
Keine Angst, auf das "Rudelgucken" müssen Fußball-Begeisterte trotzdem nicht verzichten. Denn: Die Pächter und Eigentümer einiger Keller sind für die kommenden Fußball-Wochen mit Leinwänden und Fernsehern bestens gewappnet.

Etwa 130 Leute haben auf dem Winterbauer-Keller bei Ela und Mike Reisemann Platz. Damit gute Stimmung aufkommt, dekorieren die beiden das Lokal Schwarz-Rot-Gold. Bereits bei der WM 2014 war die Nachfrage sehr groß. "Damals war es knacke voll.
Ich wäre jetzt auch gern in Frankreich", bedauert die Eigentümerin Ela Reisemann.


Kabelanschluss für 300 Euro

Die Spielzeiten machen dem Paar schon größere Schwierigkeiten. "Für uns ist es unangenehm, weil wir länger arbeiten müssen." Ebenfalls nicht zu missachten sind die Kosten für den TV-Anschluss. "Allein für das Kabel haben wir 300 Euro bezahlt, um es nach hier oben zu ziehen", erinnert sich Mike Reisemann an die Strapazen. Bereut hat er es nie, denn seit Jahren empfängt er in seinem Keller die Fußball-Begeisterten - teilt sogar seinen Anschluss mit dem Keller-Nachbarn.

Auch im Glocken-, Greif- und Schlößla Keller hängen bereits Leinwände und warten auf die ersten Besucher. Für Thomas Kestler, selbst Fußballer und Eigentümer des Schlößla Keller, ein absolutes Muss. "Ich feier' immer mit den Gästen mit und bin mitten drin." Die Stimmung unter seinen Gästen bei der WM war "einfach phänomenal".
Pünktlich zur EM meldet sich der Greif-Keller zurück - ist nach dem Brand Anfang April fast vollständig renoviert. Am Wochenende bekommt die Hütte noch eine neue Fassade und die Küche wird gefliest. Deshalb müssen die Besucher noch bis kommenden Mittwoch auf warme Speisen warten. Mit dem Einsetzen der Fenster und Türen in zwei Wochen sind die Arbeiten dann aber abgeschlossen.


Mit den Fans mitfeiern

Bei einer Sache sind sich alle Keller-Betreiber einig: Gewinnen die Deutschen, wird mit den Fans mitgefeiert. "Da sind wir automatisch und voll dabei", erklärt Pächterin Marlene Zeitler vom Glocken-Keller. Wie die meisten, zeigt sie nicht nur die Spiele der deutschen Natonalelf, sondern alle Begegnungen; es sei denn die Nachfrage ist zu gering. Christi Alberti vom Eichhorn-Keller kann zwar nicht mit einer Leinwand, dafür aber mit einem Fernseher im Garten dienen. "Es gibt viele Kunden, die Fußball sehen wollen. Für mich ist das kein Grund, um nach Hause zu gehen", sagt die Eigentümerin.


Der Platz ist das größte Problem

Beim Neder- und Rappen-Keller wird es heuer kein Public Viewing geben. "Wir hatten das noch nie. Ich wüsste auch nicht, wo ich eine Leinwand aufhängen soll", erklärt Alexandra Seitz vom Rappen-Keller. Auch im benachbarten Schindler-Keller suchen die Fans dieses Jahr vergeblich nach Fußball-Stimmung. Da in diesem Jahr ein Pächter fehlt, sind Eigentümer Hans Schmitt die Hände gebunden.
Genug Alternativen sind allemal vorhanden. Die Bemühungen der Betreiber lassen bereits jetzt erahnen, dass der Forchheimer Kellerwald in den kommenden Wochen zur schwarz-rot-goldenen Fan-Meile wird.