In einem Zeitraum von zwei Monaten stellt die Christuskirche Forchheim Zeichnungen der Künstlerin Käthe Kollwitz aus. Interessante Geschichten aus deren Leben erfährt man bei einer der angebotenen Führungen.
Sie gilt als "Zeugin ihrer Zeit und Mahnerin für die Gegenwart". Unter diesem Motto findet noch bis zum 9. August eine Ausstellung über die Künstlerin Käthe Kollwitz in der Christuskirche Forchheim statt.
Den Eingangsbereich der Kirche prägt eine Biografie der gebürtigen Preußenerin, die nicht nur Künstlerin, sondern auch Grafikerin, Zeichnerin und Bildhauerin war. Zum informieren für Besucher ist der ungestörte Bereich ideal. Der Kirchensaal selbst ist an den Wänden ringsum mit über 70 Zeichnungen geschmückt. Darunter befinden sich Werke, wie die Zyklen "Ein Weberaufstand" oder "Der Bauernkrieg". Zusätzliche Plastiken vollenden die Ausstellung.
Regelmäßig finden Führungen von den 30 ehrenamtlichen Mitarbeitern der Pfarrgemeinde statt. Die Forchheimerin Friedericke Luchi ist eine von ihnen. "Ich habe selbst in den Tagebüchern Kollwitz' gelesen", sagt Luchi. Die Frau, die die Aufzeichnungen von Käthe Kollwitz als "uneitel und klug" bezeichnet, erzählt rund eine halbe Stunde aus dem Leben der Künstlerin.
Genaue Bearbeitung des Todes Käthe Kollwitz habe alle Lebenszyklen beschrieben und über 100 Selbstbildnisse angefertigt. "Ich war ganz zerweint", hieß es da oftmals in den Tagebüchern der Grafikerin. Dies zeigt sich auch in ihren Zeichnungen. Meist ohne Farbe und mit traurigem Gesicht lichtete sie sich oder andere Menschen ab. Besonders ausführlich bearbeitet habe sie dabei das Thema Tod. Käthe Kollwitz selbst sagte schon zu Lebzeiten: "Der Tod gehört zum Lebenszyklus dazu".
Schon sehr früh sei die Frau mit dem Thema konfrontiert worden, als ihr kleiner Bruder früh starb. Sie habe sich damals Vorwürfe gemacht und behauptet: "Er ist gestorben, weil ich nicht genug gebetet habe." Auch Friedericke Luchi weiß: "Sie hat in ihrem Leben immer gekämpft." Schließlich habe die Grafikerin das Kaiserreich, die Weimarer Republik, den Nationalsozialismus und zwei Weltkriege durchlebt.
Zusammen mit ihrer Familie habe sie bereits frühzeitig Gerhart Hauptmann besucht, der damals noch "unberühmt" war. 1893 bekam sie eine private Uraufführung dessen Stücks "Die Weber". Weil die junge Kollwitz so fasziniert war von dessen Stück, sagte sie: "Das muss ich zeichnen." Aus den sechs Bildern erstellte sie den Zyklus "Weberaufstand", der ihr den großen Durchbruch verschaffte.
Nach der Hochzeit mit dem Arzt Karl und dem Umzug nach Berlin bekam sie zwei Söhne. Diese wollten beide in den ersten Weltkrieg als Soldaten einziehen. Der jüngere Sohn benötigte damals noch ein Einverständnis der Eltern. "Ich durfte auch machen, wozu ich berufen war", sagte Kollwitz und erlaubte ihrem Sohn somit den Einsatz. Als einer der Ersten verstarb der Junge im Krieg. "Wir saßen abends am Tisch. Es war ein weinen, weinen, weinen", habe Kollwitz geschrieben, nachdem sie vom Tod ihres Sohnes erfuhr. "Das hat sie sehr einfühlsam beschrieben", erklärt Friedericke Luchi bei der Führung in der Kirche.
Nach dem Tod ihres Sohnes hörte die Künstlerin vorerst auf Tagebuch zu schreiben und schrieb lediglich das Wort "Krieg" auf die Seiten des Buches. Besonders nach diesem prägenden Ereignis zeichnete Kollwitz überwiegend Bilder über den Tod. "Der erste Gedanke, der einem da aufkommt ist sicherlich: Die war doch depressiv", sagt Friedericke Luchi, "doch das war sie nicht. Bilder vom Tod kann man nur zeichnen, wenn man stabil im Leben ist."
Eine erste Bilanz der Ausstellung Seit dem 13. Juni läuft die Ausstellung in der Christuskirche. Die Hitze hielt jedoch viele Besucher vom Kommen ab. "Es waren einige feste Gruppen hier, manchmal sogar mit dem Bus. Das sind dann immer Kirchengemeinden oder Schulklassen", sagt Friedericke Luchi. Das Programm scheint für viele, die die Ausstellung besuchten, Begeistertung gefunden zu haben: "Das Rahmenprogramm ist bisher gut angekommen." In der Kirche werden weiterhin Gottesdienste gehalten, bei denen besonders auf die Bilder eingegangen wird.
Die Ausstellung in der Christuskirche Forchheim, Paul-Keller-Straße 19, findet noch bis zum 9. August statt. Führungen finden Dienstag, sowie Freitag bis Sonntag und nach Vereinbarung statt. Für zusätzliche Informationen über die Künstlerin, kann man Bücher oder Postkarten über die Berlinerin in der Kirche erwerben.