Die einen lieben es, die anderen hassen es. Die App Pokémon Go für das Smartphone erhitzt derzeit die Forchheimer Gemüter.
Alles, was bei den Jugendlichen in
Forchheim derzeit zählt, sind die Farben Rot, Blau und Gelb. Die Spieler von Pokémon Go, einer Spiele-App für das Smartphone, bei der virtuelle Wesen in die reale Umgebung eingebettet werden, haben sich in drei Lager gespalten und Teams gebildet.
Momentan gibt es zwischen den Jugendlichen keine Rivalität. "Man läuft an anderen vorbei, begrüßt sie und lächelt sie an. Früher sind wir stur aneinander vorbeigerannt", sagt der 20-jährige Michael aus Poxdorf.
Das Verhältnis der Spieler - egal ob Team Gelb, Rot oder Blau - sei trotz der unterschiedlichen Gruppen freundschaftlich. "Klar versucht man der Beste zu sein. Das ist auch die Absicht des Spiels, aber es ist halt nur ein Spiel. Der Umgang ist auf einer lustigen Ebene, aber es gibt immer Ausnahmen", sagt der Poxdorfer aus Team Gelb.
Böse Kommentare nur ein Scherz
Auch der 20-jährige Vincent aus dem blauen Team glaubt, dass Hass-Kommentare wie "gelb stinkt" eher scherzhaft gemeint sind. "Ich lasse solche Kommentare nicht an mich ran, sonst versinkt man zu sehr im Spiel. Noch ist alles scherzhaft gemeint, aber das könnte sich mit dem ersten Update ändern", befürchtet er. Denn: In den kommenden Tagen soll eine neue Funktion des Spiels freigeschaltet werden, mit der die Jugendlichen anstatt in Gruppen auch gegeneinander kämpfen können. "Ab da wird es dann interessant", glaubt der 20-jährige Forchheimer.
Auch wenn es keinen Streit unter den Spielern gibt, so ist "Team gelb" eindeutig der Außenseiter in Forchheim. Einen speziellen Grund gebe es dafür nicht, erklären Pokémon-Go-Spieler auf der Straße. "Die werden verspottet und ausgelacht. Aber man unterhält sich trotzdem miteinander", erklärt die 24-jährige Julia.
Team-Zugehörigkeit offen zeigen
Wollen die Jugendlichen herausfinden, in welchem Team andere Spieler sind, fragen sie auf der Straße direkt nach. Außerdem haben die meisten in der Pokémon-Go-Whatsapp-Gruppe ein Herzchen mit der Farbe des Teams an den Namen angefügt. Andere gehen ganz andere Wege und bekleben ihr Auto mit Aufschriften wie "Team rot". Die Reaktionen auf den neuen Pokémon-Hype könnten nicht unterschiedlicher sein. Viele Erwachsene und auch Jugendliche sind über das neue Hobby mancher Forchheimer erschrocken. "Die Verblödung der Menschheit zeigt sich immer offener", schreibt ein User auf Facebook. Ein anderer Nutzer kommentiert das ähnlich: "Die Welt wird immer blöder."
Kein Verständnis für Kritik
Für solche Kommentare haben die Spieler kein Verständnis - verteidigen ihre Leidenschaft im Internet. "Erst beschweren sich alle, dass die jungen Leute nur noch zuhause vor dem PC und den Konsolen hocken, und nun gehen sie raus auf die Pokémonjagd und es regen sich auch wieder welche auf. Den Leuten kann man es einfach nie recht machen", ärgert sich ein Mädchen.
Auch der 20-jährige Vincent, der eine Whatsapp-Gruppe für die Pokémon-Go-Spieler eröffnete, schüttelt bei solchen Äußerungen nur den Kopf. "Ich wüsste keinen Punkt, wo man durch das Spiel verblöden sollte. Das sind Menschen, die vor dem Computer die größte Klappe haben." Auch Michael aus Poxdorf ist über die Kritik enttäuscht, weil er die neue App durchweg positiv bewertet. "Man kommt raus, bewegt sich. Man sieht Sachen, die man vorher nicht kannte. Ich bin viel in Forchheim und Erlangen unterwegs und laufe mittlerweile Straßen entlang, wo ich noch nie gewesen bin."
Andere Erwachsene hingegen sehen die neue App als Möglichkeit, die Jugendlichen endlich nach draußen zu bewegen. "Jetzt geht die Jugend wenigstens vor die Tür, bei REGEN! A bissl Bewegung würde so manchem Erwachsenen auch nicht schaden", freut sich eine Frau über das Spiel. Eine andere Nutzerin schreibt: "Da kommt die Jugend wenigstens mal raus."
Auch der 20-jährige Vincent und der 20-jährige Michael teilen diese Meinung. Beide verbringen mittlerweile den Großteil ihrer Freizeit draußen. "Ich bin mit meinen Freunden rumgerannt und habe Pokémon gesammelt, sogar während der Pausen in der Schule", sagt Michael. Der Jugendliche aus Team Gelb möchte Forchheim für sich erobern und kämpft deshalb viel mit anderen Gruppen.
Was Michael andeutet, konkretisiert Julia aus Forchheim. Sie habe bereits mitbekommen, dass Lehrer der Ritter-von-Traitteur-Mittelschule mit ihren Schülern in der Pause in den Park gingen, um Pokémon zu fangen. Selber gespielt haben die Lehrkräfte wohl aber nicht. Somit ist Pokémon nicht nur bei den Jugendlichen angekommen, sondern auch in den Schulen Forchheims.