Die kleine Raiffeisenbank Neunkirchen am Brand hat sich nach einem großen starken Partner umgesehen. Der Wunschkandidat ist die Volksbank Erlangen. Die Entscheidung fällt am 17. Juni.
Aus zwei mach eins. In einer Mitgliederversammlung informierte der stellvertretende Vorstandschef der Raiffeisenbank Neunkirchen am Brand, Siegmar Burkhardt, die Mitglieder der Genossenschaft über Fusionspläne. Nach Gesprächen mit der Volksbank Forchheim und den Vereinigten Raiffeisenbanken Gräfenberg-Forchheim-Eschenau-Heroldsberg empfahl Burkhardt auch im Namen des erkrankten Vorstandsvorsitzenden Herbert Biemann eine Fusion mit der Volksbank Erlangen-Höchstadt-Herzogenaurach, die nur ein paar Meter weitere ihre Filiale hat.
In einem Grußwort hatte Biemann verlauten lassen, dass ein Zusammenschluss mit einer größeren Bank unumgänglich sei. Diese Grundsatzentscheidung sei nach monatelangen Überlegungen in der Verwaltung, im Vorstand und im Aufsichtsrat einstimmig getroffen worden. Als Gründe nannte Siegmar Burkhardt die immer kleiner werdende Zins- und Provisionsspanne und Synergieeffekte im Verwaltungsbereich.
Hier ließen sich pro Jahr 200 000 Euro einsparen, die Hälfte des bisherigen Betriebsergebnisses.
Der Allround-Banker rücke angesichts einer Philosophie, die zunehmend auf spezialisiertes Spartenwissen setze, immer mehr in den Hintergrund. Mit anderen Worten: Bei den 13 Mitarbeitern der Bank bestünde erheblicher Schulungsbedarf, der im laufenden Betrieb kaum zu bewerkstelligen sei. Da Biemann und Burkhardt in absehbarer Zeit aus dem Dienst scheiden, müsste das Führungsgremium der "Triple-A-Bank" kurzfristig neu besetzt werden. Diese Posten mit eigenen Leuten zu besetzen, sei von der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht abgelehnt worden. Auch für Bewerber von außen seien die Anforderungen der Bankenaufsicht so hoch gewesen, dass diese Möglichkeit nicht in Betracht gezogen wurde.
Gute Gespräche Die Gespräche mit der Volksbank Forchheim, sagt deren Vorstandsvorsitzender Gregor Scheller, seien gewohnt konstruktiv gewesen. Gegenüber der Fusion auf lokaler Ebene habe die Volksbank Forchheim die schlechteren Karten gehabt. "Ich kann die Entscheidung der Neunkirchener Kollegen gut nachvollziehen", bestätigt Scheller, der davon überzeugt ist, dass sich die guten Kontakte nicht ändern werden.
Kollege Wolfgang Holler, Vorstandschef der Vereinigten Raiffeisenbanken Gräfenberg-Forchheim, räumt ein, dass die Raiffeisenbank Neunkirchen gut zu seinem Geschäftsbereich gepasst hätte. "Aber fast noch besser passt sie zur Volksbank Erlangen", findet Holler, der dort in den 70er Jahren seine Karriere begonnen hat. Neunkirchen sei nach Erlangen ausgerichtet. Viele erledigten ihre Bankgeschäfte auf dem Weg zur Arbeitsstätte.
Gemunkelt wird auch, dass bei einer Fusion mit der Raiffeisenbank Gräfenberg-Forchheim die Dividenden nicht so attraktiv gewesen wären wie bei der jetzt ins Auge gefassten Lösung, bei der vier Prozent garantiert sind.
Wie Konrad Baumüller, Vorstandssprecher der Volksbank Erlangen, bestätigt, soll im Falle einer Fusion die Neunkirchener Volksbank-Zweigstelle geschlossen und das Haus verkauft werden. Mit dem Erlös soll die Geschäftsstelle der Raiffeisenbank auf den modernsten Stand gebracht werden. "Das ist die Mindestanforderung", bekräftigt Baumüller. Auch der Neubau einer Geschäftsstelle werde in Erwägung gezogen.
Eigener Geschäftsbereich Für die "Heirat" mit der Erlanger Bank sei auch ausschlaggebend gewesen, dass alle bekannten Ansprechpartner erhalten bleiben.
Neunkirchen bleibe nicht nur Sitz der Bank, vielmehr wurde der Geschäftsstelle ein kompletter Geschäftsbereich zugeordnet. So wird Neunkirchen Sitz des Geschäftsbereiches Erlangen-Ost mit Kunden von Heroldsberg über Uttenreuth bis Hetzles und Kleinsendelbach. Insgesamt können die Kunden künftig in 27 Geschäftsstellen - statt in bisher vier - ihre Bankgeschäfte erledigen. Zudem legt die Führung der Raiffeisenbank Wert darauf, dass die bisherigen Zweigstellen in Dormitz, Hetzles und Kleinsendelbach nicht nur erhalten, sondern auf den neuesten Stand gebracht werden.
Bislang ist die Fusion nur eine Absichtserklärung. Entschieden wird in der Mitglieder-Vollversammlung, die für 17. Juni anberaumt ist. Stimmen drei Viertel der Genossen dem Zusammenschluss mit der VR-Bank Erlangen-Höchstadt-Herzogenaurach zu, stellt Neunkirchen im neuen Aufsichtsrat vier von 19 Mitgliedern. In der Vertreterversammlung stellt die VR-Bank 227 Mitglieder, aus Neunkirchen kommen zusätzlich 13 Vertreter. Die Bilanzsumme der Volksbank von derzeit 1,12 Milliarden Euro erhöht sich um die 60 Millionen der Raiffeisenbank Neunkirchen.