Trotz des Unglücksfalles mit tödlichem Ausgang in Streitberg nach einer Hunde-Attacke hält die Gemeinde nichts von einer generellen Anleinpflicht.
Polizeibeamte, der Wiesenttaler Bürgermeister Helmut Taut (FW), Marianne Wende, Leiterin der Forchheimer Tierheimes, und der Vorsitzende des Schäferhundeverein Forchheim, Werner Blüml, sind sich einig: Der Tod der 76 Jahre alten Streitbergerein, die von einem Hund angesprungen wurde und beim Sturz so schwer verletzt wurde, dass sie in einer Nürnberger Klinik ihren schweren Verletzungen erlegen ist, war ein tragisches Unglück.
Bürgermeister Helmut Taut spricht von einer Verkettung mehrerer unglücklicher Umstände, die zum Tod der Seniorin geführt hätten. Er sei, wie das gesamte Gemeinderatskollegium und viele Bürger am Ort, tief betroffen. Abseits der Tagesordnung sei im Wiesenttaler Gemeinderat auch über den Schicksalsschlag diskutiert worden.
Eine generelle Anleinpflicht für Hunde sei in einer ländlich strukturierten Gemeinde wie Wiesenttal schwer durchsetzbar. "Wir bräuchten dann auch einen umzäunten Platz, auf dem Hunde frei laufen dürfen", zitiert Hundebesitzer Helmut Taut seine Geschäftsstellenleiterin Kerstin Hohe. Das sei im Sinne des Tierwohles vorgeschrieben. "Ein anderes Denken ist aber schon da", versichert Taut, auch wenn der Gemeinderat eine Anleinpflicht nicht ins Auge gefasst hat.
"Wenn kleine Hunde jemanden anspringen, ist das vielleicht niedlich und lustig", erklärt die Leiterin des Forchheimer Tierheimes, Marianne Wende. Aber wenn so ein Verhalten nicht korrigiert werde, könne das fatale Folgen haben. Selbst eine freudige Begrüßung könne ein Kind oder einen Menschen, der nicht ganz sicher auf den Beinen steht, umhauen. Und: "Jeder Hundebesitzer", mahnt Marianne Wende, "muss daran denken, dass es Menschen gibt, die seine Begeisterung für dieses Haustier nicht teilen."
Den Hund unter Gewalt haben
Werner Blüml vom Schäferhundeverein Forchheim bringt die Sache auf den Punkt: "Jeder Hundebesitzer muss sein Tier so in der Gewalt haben, dass keine Gefahr von ihm ausgeht." Egal ob bei einem Spaziergang mit dem Hund plötzlich der Jagdtrieb in ihm erwacht oder ob ein Radler den Weg kreuzt: Der Hundebesitzer müsse dafür sorgen, dass der Vierbeiner anderen Passanten fernbleibe.
Eine Schleppleine hält Blüml für Spaziergänge eher ungeeignet. Selbst bei einer normalen Begegnung könne sich ein Passant in der Leine verheddern und stürzen, merkt Marianne Wende an. So eine Leine sei vielmehr dazu da, dem Hund erwünschte Verhaltensweisen anzutrainieren. An der langen Leine könne ein Hund Anlauf nehmen, um auf jemanden zuzurennen. Das gelte es zu unterbinden.
Eine Auswahl der Facebook-Kommentare der Seite Fränkischer Tag Forchheim
Petra K.: Die Frau ist wohl aufgrund des Verhaltens des Hundes gestürzt. Auch wenn sie nur erschrocken ist, hatte anscheinend die Besitzerin den Hund nicht unter Kontrolle, sonst hätte der Hund nicht auch noch den Ehemann beißen können. Leider haben wenige Hundebesitzer ihre freilaufenden (und manchmal selbst an der Leine) Hunde im Griff, wenn sie Wanderern, Läufern, Reitern oder Pferden begegnen. Wenn Angst mitspielt, dann strahlt das Gegenüber das aus und der Hund merkt das. Es gibt auch andere Hundebesitzer!
Ivanka S.: Ein Hund hat keine Leute anzuspringen. Punkt. Ob er das aus Freude oder sonst was macht, ist völlig unerheblich. Wer seinen Hund nicht absolut (auch kein "Hoppla, das macht der sonst nie") unter Kontrolle hat, sollte ihn nicht von der Leine lassen. Und wer ihn nicht mal mit Leine halten kann, wie es offenbar hier der Fall war, ganz einfach: Der sollte keinen Hund halten. Ja, es war ein Unfall und die Halterin wird sich noch genug Vorwürfe machen. Nichts desto trotz hoffe ich, es rüttelt viele Hundehalter auf.
Alexandra R.: Meine Mutter wurde vor zwei Jahren von einem Hund umgerannt, der in der Innenstadt von Nürnberg an einem Tischchen angeleint wurde, während Frauchen shoppen ging. Er rannte mitsamt dem Verkaufstischchen meine Mutter um. Sie hat bleibende Schäden, ihre Hobbys wandern, Stadtführungen etc. kann sie nicht mehr ausüben oder nur sehr eingeschränkt.
Pia S.: Tragische Geschichte und tut mir wirklich leid für alle Beteiligten. Aber für den Hund tut es mir auch leid. Klar gibt es auch Hundebesitzer, die ihren Vierbeiner (noch) nicht unter Kontrolle haben. Aber ich kenne auch genügend Geschichten und aus eigener Erfahrung, dass sich Passanten auch öfter falsch verhalten. Wenn man sagt "nicht anfassen" zum Beispiel, oder dass sie dann einfach auf fremde Hunde zugehen.
Jutta G.: Wenn er sie nicht angesprungen hätte, würde sie noch leben. Außerdem hat er den Mann der Verstorbenen noch gebissen, anscheinend auch angeleint. Wer einen so großen Hund selbst angeleint nicht unter Kontrolle hat, gefährdet meiner Meinung nach seine Mitmenschen ganz bewusst.
Martin L.: Es ist nicht unbedingt jeder Passant scharf auf allzu enge Begegnungen mit anderer Leute Haustier. Offensichtlich können Hunde mehr oder minder absichtlich zur Gefahr für andere werden. Und Hundehalter sind sich offensichtlich der Gefahr zum Teil weder bewusst noch besonders gewillt, diese abzuwehren. Auch wenn's nur der Spieltrieb ist: Die Halterin ist verantwortlich dafür, dass ihr Haustier keinen Schaden anrichtet.
Ria M.: Jeder sollte seinen Hund unter Kontrolle haben und dazu gehört, seinen Hund zu sich zu nehmen und zu warten, bis Spaziergänger etc. vorbei gegangen sind. Es gibt leider genug Hundehalter, die sehr rücksichtslos sind.