Musiker verbinden Groteskes und Humorvolles

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Beim Konzert dew Sinfonische Blasorchester Forchheim-Buckenhofen war viel Leben in der Bude. Fotos: Görner
Beim Konzert dew Sinfonische Blasorchester Forchheim-Buckenhofen war viel Leben in der Bude. Fotos: Görner
 
 
Mathias Wehr
Mathias Wehr
 

Das Sinfonische Blasorchester Forchheim-Buckenhofen verbindet musikalischen Anspruch mit dem Sinn für das Groteske und Humorvolle. Die Musiker selbst haben bei diesem etwas anderen Konzert mindestens genau so viel Spaß wie die Zuschauer.

Es war wirklich eine Eröffnung, die Ohren und Gemüter der Zuhörer aufschloss: Die Rede ist von Manfred Schneiders "Rock Opening". Schon bei den ersten Klängen wippten einige leicht auf ihren Stühlen, als das Sinfonische Blasorchester Forchheim-Buckenhofen ungeheuer vital mit tiefen Bläsern einsetzte.

Alle anderen Instrumente stimmen mit ein. Gemeinsam spielten sie sich auf fetzige Art und Weise durch das Stück. Der als Literat und Theaterregisseur bekannte Rainer Streng hatte in seiner Eigenschaft als Moderator angedeutet, dass nun "etwas Technisches" folge. Was dann aber geschah und zu hören war, ist für die meisten Zuschauer dann aber trotzdem eine Überraschung gewesen.

Angekündigt war von J. Brahms der "Ungarische Tanz", der auch begann, aber schon sehr bald wieder abbrach. "The Cyber Conductor" - der von Streng ferngesteuerte Roboter-Dirigent samt seinem Orchester - reagierte scheinbar auf jeden Knopfdruck. Wenn die Moll-Tonart zu traurig stimmte, wurde in Dur gespielt. Und nachdem auch noch der langsame Rücklauf ausprobiert worden war, endete das Ganze nach dem schnellen Vorlauf mit Überhitzung.

Das Publikum tobt

Der noch nicht ganz ausgegorene "Dirigenten-Prototyp" Mathias Wehr stand in einer weißen Rauchwolke vor seinen Orchestermitgliedern. Das Publikum tobte vor Begeisterung.

Die Buckenhofener hatten den gesamten Abend als Konzert-Humoreske inszeniert. Mit dem Begriff "Humoreske" werden in der Regel musikalische und literarische Werke belegt, die sich durch Kürze, Heiterkeit und auch Ironie kennzeichnen.

Tatsächlich war dieses Konzert auch im weiteren Sinn eine Humoreske, was schon rein äußerlich durch die bunten Hütchen im Haar der Frauen sowie die Zylinder der männlichen Orchestermitglieder betont wurde. Die "Serenade" op. 22" war musikalisch fast schon eine Parodie auf einen Hochzeitsmarsch. Zwar begann das Stück romantisch-lieblich. Schon bald aber hörte man erste Dissonanzen, die Mathias Wehr eher als "veräppelnde Reibereien" bezeichnet haben mochte.

Komplizierte Takt-Arten, vor allem der dauernde Taktwechsel in dieser "Serenade", würden ein feierliches Schreiten der Hochzeitsgäste in der Kirche aber praktisch unmöglich machen. Man sieht sie geradezu über ihre eigenen Füße stolpern.

Für das Stück "Il Presidente" des Österreichers Thomas Doss wurde Dirigent Wehr - nach dem Anfeuerungsruf des Moderators: "Mathias for President" - von Fähnchen schwenkenden Begleitern wieder aus dem hinteren Bereich des Kolpingsaals auf die Bühne geholt.

Obwohl die Musik zumindest teilweise an Märsche und traditionelle Volksmusik erinnerte, spielten schräge, fast nach Tröten klingende Töne die größere Rolle.

Sogar den Orchestermitgliedern selbst schien es nach einiger Zeit zu bunt zu werden. Zur Verblüffung des Publikums verließen sie nach und nach mit ihren Querflöten oder Klarinetten kopfschüttelnd und mit den Augen rollend das Podium.

Stoische Schlagzeuger

Lediglich die Trompeter und Schlagzeuger zogen stoisch ihren Part durch. Im Publikum mischte sich Applaus mit Lachen.

Im Anschluss daran konnte man beim "Einzug der Plagiatoren", bei dem es sich um ein Arrangement von Siegfried Bethmann handelt - auch die eigenen Musikkenntnisse testen: Schnell hintereinander und gleichsam ineinander verschlungen war von den "Original-Gladiatoren" über Bizets "Torero" bis zu "Muss i denn zum Städele hinaus" viel Bekanntes herauszuhören.

Mit "The hounds of spring" von Alfred Reed, dem einzigen wirklich konzertanten symphonischen Werk an diesem Abend, zeigte das Sinfonische Blasorchester sein ganzes Können auf der eher klassischen Ebene. Besonders der mittlere, sehr melodiösen Teil brachte Ruhe, ja, Beruhigung in die Gesamtdarbietung.

Gleich darauf kündigte mit geheimnisvoller Miene Rainer Streng die "Solistin" des nächsten Stückes an - und zog die Decke von einem am vorderen Bühnenrand bereitstehenden Tisch. Zum Vorschein kam eine Schreibmaschine.

In Hotpants

In Hotpants, Stöckelschuhen, mit Hütchen und Handtasche stakste "Sekretärin" Thomas Lehnert an ihren Platz
und tippte die Noten mit ungeheurer Geschwindigkeit und akkuratem Rhythmusgefühl.

Nach den "Simpsons" von Danny Elfman endete die Konzert-Humoreske mit dem "Roller Coaster" von Otto M. Schwarz. Nimmt man die herrlich vorgetragenen literarischen Einlagen von Rainer Streng dazu, kann das Resümee dieses Abends nur so lauten: Niveauvoller und ideenreicher kann man Fasching kaum feiern. Das begeisterte Publikum bedankte sich mit tosendem Applaus.