Der 28-jährige Mathias Wehr dirigierte erstmals das Sinfonische Blasorchester aus Buckenhofen. Die 70 Musiker rissen die Zuhörer im Forchheimer Kolpingsaal zu Begeisterungsstürmen hin.
Nicht ohne Grund nennen sich die Buckenhofener Bläser "Sinfonisches Blasorchester". Das Niveau des Spiels und der Auswahl der Musikliteratur ist so hoch, dass ein Konzert dieses Orchesters überhaupt nicht mehr an (typische) Blasmusik denken lässt; abgesehen davon, dass die Blasinstrumente durch Schlagzeug, Kastagnetten, Tamburin, E-Piano und Kontrabass ergänzt werden. Auch nicht selbstverständlich ist, dass Oboe, Fagott und Englischhorn bei einem Sinfonischen Blasorchester mitwirken.
All dies machte auch das Frühlingskonzert, zum ersten Mal dirigiert von dem erst 28-jährigen (und offenbar aus und in der Musik lebenden) Nürnberger Mathias Wehr, im Forchheimer Kolpingsaal zu einem Hochgenuss.
Erst lieblich, dann pompös Die "Festmusik der Stadt Wien" von Richard Strauß (1864-1949) mit Fanfarencharakter stimmte die Zuhörer auf feierliche Weise auf den Abend
ein, während man anschließend bei den Klängen der "Country Tales" des 1956 geborenen Niederländers Ton Verhiel an fröhlichem Landleben Anteil nehmen konnte. Auch ein Gewitter mit Donner und Blitz, das das Tanzen und Lachen junger Menschen kurz unterbricht, ist deutlich hörbar - vor allem durch starkes Paukengrummeln sowie durch kurze Passagen mit schwierigeren Harmonien, die wie Blitze ins Ohr gehen.
Mit seinen "Sacri Monti" hat der jetzt 36-jährige Schweizer Mario Bürki das Beten, Flehen und Gehen, besser noch: Schreiten von Pilgern ausdrucksstark vertont - auf einem Weg über die Berge von Norden nach Süden, von einer Kapelle zur nächsten; Glockenklänge sind zu hören und tatsächlich auch leiser, ehrwürdiger (Mönchs-)Gesang, den einige Spieler dann selber anstimmten, wenn ihre Instrumente eine kurze Pause hatten.
Das Stück kann andächtig machen, ohne dass es bis zum Schluss an Fluss und Lebendigkeit verliert.
Die ruhige "Hymne a la Musique" des Franzosen Serge Lancen (1922-2005) basiert auf eingängigen Akkorden, die innere Freude und "Zufriedenheit" zum Ausdruck bringen, mit der offensichtlich angefüllt sich Publikum und Spieler in einer Pause stärken konnten.
Im Anschluss erklang die "Seagate Overture", die einer der bekanntesten modernen Komponisten und Arrangeure für Blasmusik, der Amerikaner James Swearingen, 1988 mit 22 Jahren geschrieben hat. Die Entwicklung dieses Stücks verläuft von der sehr lieblich-feinen Einleitung durch Flöte und Klarinette über den mehr pompösen Mittelteil bis hin zum wieder feierlich-lieblichen Schluss.
"Alpina Saga" und "Shenandoah" von dem Österreicher Thomas Doss (geb. 1966) und dem Kalifornier Frank Ticheli (geb.
1958) verbinden das in Klang gegossene "Einssein mit der Natur" , wie der Moderator des Abends, Benjamin Haas, auch hier kompetent und erfrischend natürlich erläuterte.
Obwohl man sehr wohl - programmmusikähnlich - bei der "Alpenerzählung" etwas wie Kuhglockengeläut und Alphornblasen heraushören konnte und beim indianisch benannten Fluss Shenandoah dessen Energie spendende (scheinbare) Endlosigkeit, so ist doch beides musikalisch mehr.
Grandioser Abschluss Den grandiosen Abschluss des Konzertes bildete die Komposition des gebürtigen Mexikaners Arturo Marquez (in der Bearbeitung von Oliver Nickel) "Danzon No.2", die "von mexikanischer Leidenschaft strotzt"
(Benjamin Haas). Die Erste Klarinettistin Lisa Schlund machte mit einem sehr sauber und wunderschön fließend-melodiös gespielten Solo den Anfang, das gesamte Orchester verstärkte das Temperament des
"Danzon" immer mehr, auch wenn leicht schwermütige Passagen nicht fehlten; aber das widerspricht mexikanischer Mentalität ja keineswegs.
Mit Standing Ovations wurden Spieler und Dirigent belohnt, was auch noch zu nahezu berauschenden Zugaben führte - zu einem spanischen Marsch "La Primitiva" und zum "Säbeltanz" von Chatschaturjan.
Es ist ein sehr hohes Verdienst der insgesamt noch so jungen Spieler des Sinfonischen Blasorchesters Buckenhofen wie ihrer (auch bisherigen) Leiter, dass sich ein gleichermaßen diszipliniertes wie musikbegeistertes Ensemble von rund 80 Spielern immer wieder so überzeugend produzieren kann.