Mildes Klima lässt Bauern und Gärtner im Landkreis Forchheim bangen

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Das Wetter ist und bleibt die ganz große Herausforderung für uns Landwirte, findet Christian Werner aus Poxdorf. Foto: Josef Hofbauer
Das Wetter ist und bleibt die ganz große Herausforderung für uns Landwirte, findet Christian Werner aus Poxdorf. Foto: Josef Hofbauer

Jetzt ist die Vegetation der Jahreszeit um fast einen Monat voraus. Aber nur eine einzige Nacht mit starkem Frost kann alles verändern. Minustemperaturen würden die Obsternte im Landkreis Forchheim definitiv ruinieren.

Mit jedem Tag schwindet die Wahrscheinlichkeit, dass der Winter doch noch kommt. "Die Natur wird immer verrückter. Ob an der Klimaerwärmung doch was dran ist", überlegt Hermann Greif, Pinzberg, Bezirksvorsitzender des Bayerischen Bauernverbandes. Er hat beobachtet, dass Kollegen vier Wochen früher als sonst Gülle ausbringen und ihre Wiesen und Äcker düngen.

Andererseits, sagt Greif, sind viele Äcker noch nicht befahrbar. "Da kommt uns der Frühfrost entgegen, wie wir ihn Anfang dieser Woche hatten. Da versinkt der Traktor wenigstens nicht in der Erde."

Greif hätte gerne noch etwas tiefere Temperaturen. Die so genannte "Frostgare", das gefrierende Wasser im Boden, würde zu einer Sprengwirkung führen und den Boden auflockern. Statt krümeliger Erde sind viele Böden nun steinhart, das Wasser kann nicht durchsickern, so dass sich Staunässe bildet. "Gift für die Pflanzen", urteilt Greif.
Vor allem das Wintergetreide liebe lockeren Boden. "Wir müssen sehen, wie die Pflanzen reagieren. Wenn die Saat anfängt, gelb zu werden, hat sie eindeutig zu wenig Sauerstoff", erklärt Greif.


Schutzmaßnahmen ergreifen


Geschwächte Pflanzen seien auch anfälliger für Krankheiten. Deshalb muss der Landwirt genau hinsehen und rechtzeitig Schutzmaßnahmen ergreifen. Als Maßnahmen zur Verbesserung der landwirtschaftlichen Flächen nennt Greif das Eggen und Striegeln: "Wir müssen höllisch aufpassen, was unseren Pflanzen an den Kragen will."

Läuse, der Rapsglanzkäfer, Borkenkäfer, Mäuse, Pilze und Mehltau: Die zu warme Witterung begünstige den Schädlingsbefall. Andererseits sei nicht sicher, ob die wenigen Minustemperaturen für eine natürliche Auslese gesorgt haben.
Dem Wald dagegen habe der midle Winter gut getan. Vor allem die Fichte liebt es kalt und nass, weiß Greif.


Obstbäume in vollem Saft


Sorge bereitet ihm, dass die Obstbäume bereits in vollem Saft stehen. Die bereiten sich darauf vor, auszutreiben. Die Knospen werden immer praller und die ersten Frühlingsblüher machen gute Laune. Doch die Vorfreude ist trügerisch.

"Ein, zwei Nächte mit vier oder fünf Grad Frost und die gesamte Ernte ist kaputt ", warnt Herbert Hubmann, Geschäftsführer der Obstverwertungsgenossenschaft Igensdorf.
Davor schützen können sich nur ganz wenige Kirschenbauern, die ihre Anlagen überdacht haben. Alle anderen sind den Launen der Natur ausgeliefert. So wie vor zwei Jahren, als in Unter-, Mittel- und Oberfranken 90 000 Hektar Wintergetreide erfroren ist.

"Warme Temperaturen hatten die zarten Pflänzchen an die Oberfläche gelockt, als noch einmal starker Frost bis minus 20 Grad kam", erinnert sich Hermann Greif, der mittlerweile auch Bauernregeln misstraut. Eine alte Weisheit besage, dass volle Gräben zufrieren.

"Heuer war das anders", zeigt sich Greif erstaunt. Auch auf den hundertjährigen Kalender sei kein Verlass mehr. Die für Ende Januar prognostizierte Kälte und der Schnee blieben ebenso aus wie die starken Schneefälle Mitte Februar. Deshalb hofft Greif, das die ab Mitte März angekündigten Minustemperaturen auch nicht kommen. "Die würden die Obsternte definitiv ruinieren", ist Herbert Hubmann von der Obstverwerungsgenossenschaft Igensdorf überzeugt. "Jetzt ist die Natur etwa vier Wochen voraus. Aber ein Frost mit Temperaturen von vier oder fünf Grad Minus genügt, und die Vegetation hinkt einen Monat hinterher" urteilt Gärtnermeister Michael Klaus aus Forchheim.

Die große Gefahr heißt Frost

Der große Temperaturunterschied von zweistelligen Plusgraden am Tag und Temperaturen um den Gefrierpunkt in der Nacht begünstige den Schädlingsbefall. Die Ursache: "Die Pflanzen können nicht abtrocknen. Ist die Erde zu nass, führt das zu Pilzbefall", erklärt Klaus.

Ein Hobbygärtner sei dagegen nahezu machtlos. Deshalb der Tipp vom Experten: Pflanzen kaufen, die frei sind von Schädlingen und Pilzen. Sehr weit verbreitet sei die Trauermücke, die sich in feuchter, humusreicher Erde überaus wohlfühlt. Auch die weiße Fliege, eine Verwandte der Schildlaus, sei jetzt besonders aktiv.
Wer keine Schädlinge in der Wohnung haben will, soll sich die Erde für das Umtopfen der Pflanzen unbedingt beim Gärtner holen, rät Klaus. Diese Erde sei nicht teurer als vergleichbare Erde vom Baumarkt oder Supermarkt.

Der Unterschied: "Die Billig-Erde enthält einen größeren Anteil von Kompost, der zu viele Keime und Bakterien hat", erklärt der Pflanzenexperte, der Hobbygärtner trotz Sonnenschein und milder Temperaturen zur Vorsicht mahnt. Bellis, Primeln und Stiefmütterchen sollten noch nicht im Freien eingepflanzt werden. "Eine Nacht mit Minustemperaturen - und die gesamte Blumenpracht ist dahin", informiert Michael Klaus. "Wäre doch schade drum, oder?"