Im neuen Jahr will sich die Konditorin Kerstin Gößl mit einem Lokal in Ebermannstadt selbstständig machen.
Wehmut erfasste Kerstin Gößl, als sie in Neunkirchen am Brand an der Bäckerei Merkel vorbeikam und gelesen hat, dass dieses Unternehmen im Januar für immer seine Türen schließen wird. Dort hatte sich die gelernte Konditorin, die wegen zunehmender Allergien ihren Beruf an den Nagel hängen musste, mit Gebäck eingedeckt. Die Schließung des Traditionsgeschäftes bestärkte die Rüssenbacherin aber auch in ihrem Vorhaben, sich mit dem bisherigen Nebengewerbe, dem Verkauf von "Kuchen und Torten auf Bestellung", selbstständig zu machen.
Seit eineinhalb Jahren hat die Feinbäckerin ein Kleingewerbe angemeldet. Dafür hat sie nach über zehnjähriger Pause wegen ihrer Kinder den Meisterbrief bei der Handwerkskammer Oberfranken nachgemacht. Eine Urkunde bescheinigt: Kerstin Gößl ist fit in Warenkunde und dem Lebensmittel- und Hygienerecht. Und: Ihre Kuchen und Torten überzeugten nicht nur den Prüfer. Eine Freundin, die von den Patissier-Erzeugnissen der gebürtigen Hiltpoltsteinerin begeistert war, stellte Fotos der bis zu vierstöckigen Geburtstags- und Hochzeitstorten ins Internet. Seither boomt die Nachfrage, gesteht die Mutter von zwei Kindern, die sich zuhause eine Mini-Backstube eingerichtet hat. "Im Jahr 2016 sind die Aufträge sogar so viel geworden, dass ich das eine oder andere Mal absagen musste", bedauert Kerstin Gößl.
Ihr Erfolgsgeheimnis: "Auf Grund meiner Allergie arbeite ich nur mit natürlichen Stoffen", bekennt die Meisterin der süßen Versuchungen. Ob Käsesahne, Schwarzwälder-Kirsch, Schokosahneorte oder Mozarttorte, all dies gibt es bei Kerstin Gößl garantiert gluten- und laktosefrei.
Alles aus eigener Herstellung
Hinzu kommt: Das Marzipan ist nicht dazugekauft, sondern stammt aus den Pistazien, die sie mit eigener Hand zu der Delikatesse verarbeitet. Gleiches gilt für die Zuckermasse, die ein wenig aussieht wie Knetgummi und die Kerstin Gößl mit geschickter Hand zu Rosen und Orchideenblüten formt. In Windeseile modelliert die Konditorin Blatt für Blatt und formt sie zu wahren Kunstwerken.
Die Fondant-Masse enthält nichts außer Wasser, Zucker, etwas Salz und Zitronensäure und das pflanzliche Bindemittel Tragant. "Geht ja auch nicht anders, denn auf künstliche Aromen, die der gekaufte Rohstoff enthält, bin ich ja allergisch", gesteht die Konditorin. Statt tierischer Gelatine verwendet die Zuckerbäckerin das pflanzliche Verdickungsmittel Agar-Agar. Die Folge: Selbst süße Torten schmecken fruchtig angenehm.
"Manchmal ist weniger einfach mehr", findet die Konditorin, die ihre Allergie zu einer Qualitätskontrolle umfunktioniert hat. Sie sagt: "Ich kann die Zutaten steuern, wie ich will."
Auch wenn Zimt ihr den Atem nimmt, backt Kerstin Gößl Lebkuchen. Halt mit alternativen Ingredenzien. "Aber ich schwöre, die schmecken", zeigt die zweifache Mutter Selbstbewusstsein. Sie fügt an: "Ich kann so auch viel besser auf meine Kundschaft eingehen."
Konzept für ein eigenes Cafe
Ihr Traum: Ein Café und eine eigene Backstube, in der sie viele süße Kreationen zaubern kann. "Der Tortenverkauf muss unbedingt weitergehen", meint Kerstin Gößl, die bereits ein geeignetes Lokal ausgekundschaftet hat. Verhandlungen mir dem Besitzer des früheren "Café Klatsch" in der Hauptstraße in
Ebermannstadt laufen.
Und einen neuen Namen gibt es auch schon. "Stadtgeflüster" soll der neue gastronomische Geheimtipp in Ebermannstadt heißen.
Da ein Café allein die Existenz wohl nicht sichern kann, lehnt sich die Jung-Unternehmerin an das Konzept des früheren "Café Klatsch" an: Morgens wird Frühstück angeboten, täglich soll es ein Mittagessen geben und am Nachmittag tischt Kerstin Gößl Kaffee, Kuchen und Torten auf. "Da kann ich meine Kunden auch zu Test-Essen einladen", freut sich die Konditorin. Und abends soll sich dann das Lokal in eine Bar verwandeln.