Der 25-jährige Matthias Fischbach ist überraschend in den Landesvorstand der Liberalen gewählt worden. Im Interview erzählt der Student aus Effeltrich, was sich in der Partei jetzt ändern muss.
Die größte Überraschung beim Parteitag der Liberalen am Wochenende in Bamberg ist die Wahl von Albert Duin beziehungsweise die Nicht-Wahl des ehemaligen Fraktionsvorsitzenden, Thomas Hacker, zum neuen Landeschef gewesen. Nicht damit rechnen konnte auch der 25-jährige Gemeinderat aus Effeltrich, Matthias Fischbach, der nicht weniger überraschend in den Landesvorstand der kriselnden Partei gewählt worden ist. Im Gespräch mit dieser Zeitung erklärt der Student der Volkswirtschaftslehre, wie er die am Boden liegenden Liberalen wieder in Bayern auf die Beine bringen will und welche Fehler nicht wiederholt werden dürfen.
Die FDP ist in Bayern und im Bund aus dem Parlament geflogen? Wie wollen Sie den Wiedereinzug schaffen?Matthias Fischbach: Ich glaube, wir brauchen eine liberale Kraft in den Parlamenten.
Allein schon als Gegenwicht zu den staatsgläubigen Parteien. Aber die Wahlniederlagen müssen wir erst einmal mit Demut akzeptieren. Wichtig ist, aus den Fehlern die richtigen Konsequenzen zu ziehen und für die nötigen Veränderungen in der Partei zu sorgen.
Welche Veränderungen schweben Ihnen da konkret vor?
Zunächst haben wir uns in Bayern personell komplett neu aufgestellt. Das steht im Bund in zwei Wochen an. Anschließend muss die Partei wieder stärker Inhalte transportieren, statt auf die Funktion als Mehrheitsbeschaffer für die Union zu setzen.
Heißt das, Guido Westerwelle ist an dem Untergang der FDP alleine schuld?Nein. Die Partei hat viele Fehler mitgetragen. Aber am Ende wird das Scheitern auch an Personen festgemacht.
Sie haben die dramatischen Wahlniederlagen in Bayern und im Bund also schon verkraftet?Es war sein herber Schlag. Aber ja: Wir haben uns schon ein bisschen erholt. Wir wollen und müssen jetzt die Chance zum Neuanfang nutzen. Ohne die krassen Wahlniederlagen wäre der Neuanfang, wie wir ihn uns jetzt vorstellen, vielleicht so gar nicht möglich gewesen.
Welchen Neuanfang wollen Sie? Zurück zum Neo-Liberalismus?Wir kamen in der Vergangenheit als Partei vielleicht einfach zu abgehoben rüber. Wir müssen weniger arrogant auftreten und zeigen, dass für uns jeder Einzelne im Zentrum steht.
Das heißt, die FDP wird mit Ihnen ein Stück sozialdemokratischer?Das ist der falsche Begriff. Die SPD versteht unter dem Begriff sozial einfach mehr Staat.
Die FDP versteht unter sozial mehr Eigenverantwortung und Hilfe zur Selbsthilfe.
War das auch die Stimmung auf dem Parteitag der bayerischen Liberalen am Wochenende in Bamberg? Die Stimmung war hervorragend. Wir wollen aus den Fehlern lernen und unkonventionell neue Wege gehen, um das Image und das Ansehen der Partei wieder zu verbessern. Den Leuten mehr zu hören. Fragen, wo es unter den Nägeln brennt. Das zeigt auch die überraschende Wahl des neuen Vorsitzenden, der spontan gewählt wurde. Eigentlich ist der ehemalige Fraktionsvorsitzende der FDP im Maximilianeum, Thomas Hacker, als Favorit ins Rennen gegangen. So eine Überraschungswahl drückt die aktuelle Stimmung- und Gemütslage der Partei wohl am besten aus. Weniger Berufspolitiker, sondern näher am Menschen.
Waren Sie nicht selber überrascht, in den Parteivorstand gewählt zu werden? Bayernweit sind Sie noch relativ unbekannt: Gehen den Liberalen die bekannten Köpfe aus? Nein. Es geht ja um die Zukunft. Um Perspektive. Deswegen will sich die Partei ja mit neuen Leuten wie mir neu aufstellen, auch wenn ich ja als ehemaliger Vorsitzender der Jungen Liberalen kein vollkommen unbeschriebenes Blatt bin. Es ist aber eine riesige Verantwortung und ein Vertrauensbeweis, dass die Delegierten mich mit 25 Jahren in dieses wichtige Gremium gewählt haben. Die Ausnahme bin ich zum Glück aber nicht geblieben. Mit mir gibt es zusammen zehn weitere neue Mitglieder des Parteivorstandes, die unter 35 Jahren alt sind.
Träumen Sie nicht davon, die Politik zu Ihrem Beruf zu machen?Wir brauchen mehr Menschen aus dem aktiven Leben in der Politik. So ein Politiker will ich auch werden.
Ich studiere ja noch Volkswirtschaftslehre und will nicht gleich vom Hörsaal ins Parlament wechseln. Aber engagieren will ich mich eben trotzdem. Nicht Vollzeit. Aber eben doch mich für die Gesellschaft engagieren, um die aktive Bürgergesellschaft zu stärken und das Feld nicht nur den Beamten und Berufspolitikern zu überlassen.
Sebastian Körber ist zum stellvertretenden Parteivorsitzenden gewählt worden. Gehört er zur alten oder zur neuen FDP und warum?Sebastian ist mit 33 Jahren natürlich ein Teil der neuen FDP, der bisher ja noch nicht in so einer zentralen Funktion im Präsidium der Partei war. Auch im Bundestag hatte er ja schon nicht alles mitgetragen, was die alte FDP beschlossen hat. So stimmte er - anders als die Fraktion - gegen das Betreuungsgeld.