Matthias Dülp aus Etlaswind hängt an Kleiderbügeln

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Matthias Dülp zeigt einen seltenen Doppelbügel. Foto: Barbara Herbst
Matthias Dülp zeigt einen seltenen Doppelbügel. Foto: Barbara Herbst
Zusammenklappbarer Reise-Kleiderbügel aus DDR-Zeiten Foto: Barbara Herbst
Zusammenklappbarer Reise-Kleiderbügel aus DDR-Zeiten Foto: Barbara Herbst
 
Dank seiner Datenbank weiß Matthias Dülp über jeden Bügel Bescheid: Nummer 503 stammt aus Duderstadt. Foto: Barbara Herbst
Dank seiner Datenbank weiß Matthias Dülp über jeden Bügel Bescheid: Nummer 503 stammt aus Duderstadt. Foto: Barbara Herbst
 
Foto: Barbara Herbst
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Qual der Bügelwahl Foto: Barbara Herbst
Qual der Bügelwahl Foto: Barbara Herbst
 
Foto: Barbara Herbst
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Foto: Barbara Herbst
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Foto: Barbara Herbst
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Foto: Barbara Herbst
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Matthias Dülp aus dem Igensdorfer Ortsteil Etlaswind kann nicht genug von ihnen kriegen: 800 hölzerne Bügel hat der 62-Jährige schon beisammen.

Warum er Kleiderbügel sammelt? Matthias Dülp antwortet mit einem lauten Lachen. Dann sagt er: "Nicht dass es mir keine Freude macht." Unter der Zimmerdecke hat der 62-Jährige ausgediente Wasserleitungen montiert. Daran hängen die hölzernen Teile. Fast 800 sind es schon.

Matthias Dülp streckt sich und angelt einige seiner Lieblingsstücke von der Stange; breitet sie auf dem Sofa aus; nimmt Bügel für Bügel - und erzählt. "Ein Bügel ist erst mal nur ein Bügel. Aber die Aufschrift darauf löst Erinnerungen aus, an Firmengeschichten und Dynastien. Und da fängt der Spaß an."

Belustigt zieht Matthias Dülp einen zusammenklappbaren DDR-Reise-Kleiderbügel hervor. Ein Exemplar, das auch nachdenklich macht: Denn mit der Reisefreiheit war es in der DDR ja nicht weit her.
Die Aufschrift wünscht: "Gute Reise."

Die meisten Aufschriften erinnern an ehemalige Läden und längst geschlossene Firmen. Manche geben Rätsel auf: "Karl Volleth, Satin-Berufskittel Fürth/Bay.". Was mochte das für ein Laden gewesen sein?

Besonders anregend findet Matthias Dülp die "schönen Reime und Werbesprüche" auf seinen Sammelstücken.
Etwa: "Fescher durch Fischer". Oder: "Das hat Berlin schon längst heraus, für gute Kleidung Ebbinghaus". Ein CSU-Bügel aus Kronach wirbt: "Wir halten, was wir versprechen." Auf einem Hotel-Bügel aus dem Goldenen Lamm aus Amberg steht: "Bitte lass mich hängen."

Besonders beglückt ist der gebürtige Bamberger, der mit seiner Frau seit über 20 Jahren in der Gemeinde Igensdorf lebt, wenn er auf seinen Streifzügen durch Sozialkaufhäuser und über Flohmärkte einen Kleiderbügel aus seiner Heimatstadt findet. Etwa jenen kunstvoll gearbeiteten Bügel mit Spanner von Schneidermeister Martin Schorn aus der Fleischstraße. Oder den an düstere Zeiten erinnernden Bügel, auf dem steht: "Erwin Grimm, Bamberg, Adolf-Hitler-Straße 19". Kleiderbügel-Sammeln sei "eine Variante der Heimatkunde", meint der gelernte Schreinermeister, der die meiste Zeit seines Lebens als Sozialarbeiter tätig war.

Für die Leidenschaft ihres Mannes hat Uschi Sondermann-Dülp Verständnis. Schon deshalb, weil sie selbst sammelt - Silberbesteck. Mit Blick auf die die Kleiderbügel, die unter der Zimmerdecke schweben, sagt Uschi Sondermann-Dülp: "Die machen eine gute Raum-Akustik."


Rührender Bügel

Noch eine Besonderheit der Sammlung Dülp ist bemerkenswert: Die Kleiderbügel sind in einer Datenbank hinterlegt. Der 62-Jährige hält jede Information fest, die er über einen Bügel in Erfahrung bringt. Amüsiert zückt er ein umhäkeltes Exemplar: "Irgendwie rührend." Dann einen Doppel-Bügel aus Thüringen. Dann ein "altes Ding" aus dem Jahr 1900, aus Haselnuss gearbeitet. "Alles Bügel der Kategorie skurril."

Die Kategorisierung ist eine Wissenschaft für sich. Matthias Dülp unterscheidet: Bügel aus Modehäusern, aus Warenhäusern, Krankenhäusern, aus Wäschereien und aus Reinigungen; Bügel, die in Hotels hingen und solche, die von Kleiderbügel-Herstellern stammen oder von Mode-Labeln; oder von Kürschnern oder von Schneidern verwendet wurden. Außerdem gibt es in Dülps Bügel-Datenbank die Kategorien "sonstige" und "unbekannt". "Das Grässlichste ist, wenn ich einen Bügel nicht zuordnen kann - das tut weh", sagt Matthias Dülp.
Alles begann im Jahr 2001, als Uschi Sondermann-Dülp ihr Elternhaus auflöste. "Ich nahm einige beschriftete Kleiderbügel mit - zur Erinnerung". Ihr Mann wollte anfangs seine Kleider daran aufhängen. Doch dann schnappte der Sammler-Reflex zu.

Als er die ersten 50 Bügel beisammen hatte, begann er ihre "Inhalte" aufzuschreiben. Auf jedem Exemplar hat Matthias Dülp mit einem Silberstift eine Nummer notiert. In der Datenbank stehen zu jeder Nummer die Details: Grundform klassisch oder Standard; klassisch mit Spitze; Sonderform; professionell; klassisch schmal mit Spitze; mit Steg; abgeflacht; mit Rock-Kerben oder ohne; mit Kragenrolle, ohne Kragenrolle und so weiter.

Rund um Igensdorf nennen sie ihn schon den "Bügelmann". Die Vorstellung, dass jemand einen Bügel achtlos liegen lassen oder gar wegwerfen könnte, empfindet Matthias Dülp als belastend. Er hofft, dass möglichst viele Menschen von seiner Leidenschaft erfahren und ihm ausgediente Bügel anbieten.

Der Igensdorfer steht auch in Kontakt mit einem Berliner Kleiderbügel-Sammler. Die beiden tauschen Wissen und Bügel aus. Der Berliner nennt 5000 Sammelstücke sein eigen. Auf 4000 Bügel würde er es auch gerne bringen, verrät Matthias Dülp. Obwohl er weiß, dass so eine Sammlung letztlich wertlos ist. Das hat er von seinem Kollegen gelernt. "Was ist Ihre Sammlung wert?", hat Matthias Dülp ihn mal gefragt. Die Antwort des Berliner Bügelmanns: "Zwei Tage schüren."