Am 17. März hat Manfred Hümmer auf jeden Fall Grund zum feiern: Der Spitzenkandidat der Freien Wähler Forchheim feiert da seinen 53. Geburtstag. Doch eigentlich möchte der passionierte Hobby-Politiker schon einen Tag früher feiern - das Ergebnis der Oberbürgermeister-Wahl. Ein Porträt.
                           
          
           
   
          Den Ort unseres Treffens soll Manfred Hümmer aussuchen. Es soll ein Ort sein, der etwas über ihn aussagt. Über ein Hobby vielleicht, oder seinen Lebensmittelpunkt. "Da kommt eigentlich nur das Rathaus infrage", sagt Hümmer und lacht. "Mein Hobby ist die Politik." Gesagt, getan: Wir treffen uns am Rathaus. Dort will Manfred Hümmer hinein, er will am 16. März Franz Stumpf als Oberbürgermeister ablösen. Bis es soweit ist, machen wir eine Rundfahrt durch Hümmers Forchheim. 
Auf dem Weg zum Elternhaus des 52-Jährigen fahren wir an der Dernbach-Bastion vorbei. "Ich habe einen grünen Daumen und schon immer gern im Garten gearbeitet, deswegen bin ich Gründungsmitglied der Forchheimer Bastionsgärten. 1992 haben meine Frau und ich in Kersbach gebaut, auch dort bin ich Gründungsmitglied der Gartenfreunde", erzählt Hümmer. Mit dem Forchheimer Vereinsleben kennt sich der Lokalpolitiker bestens aus. 
In 29 Vereinen ist er engagiert - vom Reuther Gesangverein ("Aber nur passiv, auf meine Sangeskünste wollten sie lieber verzichten") bis hin zur Offenen Behindertenarbeit. 
  
  Engagement mit Auslöser  Für fast all diese Engagements gab es einen Auslöser. Die Mitgliedschaft im Musikverein Buckenhofen hat Hümmer quasi von seinen Eltern geerbt, die Offene Behindertenarbeit ist so etwas wie die späte Buße dafür, dass er als Kind mit Freunden einen behinderten Nachbarsjungen gefoppt hat. "Der wollte immer nur unser Freund sein. Heute weiß ich, dass er wahrscheinlich einer der nettesten Menschen war, die ich je kennen gelernt habe", erinnert sich der OB-Kandidat.
Im Arbeitskreis Soziale Stadt Forchheim-Nord ist der Freie Wähler dabei, weil er als Kind viel mitbekommen hat vom Leben in einem Brennpunkt. 
"Ich bin froh, dass ich ein gut behütetes Elternhaus hatte, aber ich habe auch viel anderes gesehen. Gescheiterte Schicksale, Arbeitslosigkeit, kaputte Familien", erzählt Hümmer. Seine Eltern wohnen heute noch in der Nordstadt, am Gartenzaun hängt ein Wahlplakat des einzigen Sprösslings. Sorgfältig verpackt in Klarsichtfolie. "Meine Eltern waren von Anfang an meine größten Fans", sagt Hümmer und schmunzelt. 
  
  Am Anfang war der Klimawandel  Der Anfang, das war bei Manfred Hümmer 1997 die lokale Agenda 21. Ein Projekt, bei dem die Bürger aufgerufen waren, lokale Strategien gegen den Klimawandel zu entwickeln. "Wir hatten da in vielen Stunden Konzepte erarbeitet, aber letztendlich wurde kaum etwas umgesetzt. 
Stattdessen hat uns OB Stumpf argwöhnisch betrachtet, als wären wir eine außerparlamentarische Opposition oder so", erzählt Hümmer kopfschüttelnd. "Viele, die sich damals eingebracht hatten, waren daraufhin frustriert. Aber mich hat das nur angespornt, ich habe das als Herausforderung verstanden, mich in der Kommunalpolitik einzusetzen. Und zwar so, dass ich gehört werde." 
Nach zwei Jahren der kommunalpolitischen Orientierung hatte Hümmer seine Heimat bei den Freien Wählern gefunden. "Mir gefällt die kommunale Struktur. Der Input kommt hier von unten, wir stehen für Grundwerte statt Ideologie", sagt Hümmer überzeugt. 
Seine politischen Ziele nach der Wahl kurz zusammenzufassen, fällt ihm sichtlich schwer. Für ihn ist alles ein großes Ganzes. 
Hümmer will den demografischen Wandel angehen und damit nicht nur barrierefreien, bezahlbaren Wohnraum schaffen, sondern auch den Verkehr in der Stadt, die Gestaltung des öffentlichen Raums und die Dienstleistungen der städtischen Verwaltung darauf abstimmen. "Wir brauchen bezahlbare Wohnungen in allen Stadtteilen", sagt Hümmer, und: "Die Stadt sollte sich bei allen Neubaugebieten einen gewissen Prozentsatz der Grundstücke für Geschosswohnungsbau vorhalten." Klingt ambitioniert. Ist es auch. Aber Hümmer sprüht geradezu vor Energie, fast scheint es so, als müsse man ihn zurückhalten, dass er nicht sofort damit beginnt, seine Pläne umzusetzen. 
  
  Beruflich viel herumgekommen  Beruflich hat es den Polizeihauptkommissar im Laufe der Jahre nach Nürnberg, Dachau und Erlangen verschlagen. 
Hümmer ist Diplom-Verwaltungswirt und seit über 30 Jahren im öffentlichen Dienst. Derzeit leitet der 52-Jährige eine Abteilung am Präsidium der Bereitschaftspolizei. "Ich war auch schon bei der Kripo, der Bereitschaftspolizei, in der zivilen Einsatzgruppe und Fachlehrer an der Polizeischule für den mittleren Dienst", bilanziert Hümmer. Im Personalrat, dem Betriebsrat des öffentlichen Dienstes, setzt er sich für die Belange seiner Kollegen ein. 
  
  300 Termine im Jahr  Bezieht man noch die zahlreichen Aktionen und Initiativen mit ein, bei denen Hümmer aktiv ist oder die er sogar ins Leben gerufen hat ("Faire Stadt", "Forchheim wird putzmunter"), kann man sich schon fragen, wie der Kersbacher überhaupt noch die Zeit findet, an Stadt- oder Kreistagssitzungen teilzunehmen. "Ich hatte letztes Jahr über 300 Termine in meinem Kalender stehen", bestätigt Hümmer. 
Trotzdem scheint er noch lange nicht genug zu haben. "Das Bürgermeisteramt, das ist für mich einfach eine Berufung."
Inzwischen fahren wir durch die Kasernenstraße. "Hier war meine erste Wohnung, nachdem ich ausgezogen bin. Mit meiner Freundin habe ich auf 32 Quadratmetern gehaust", erinnert sich Hümmer. "Als ich kurz vor der geplanten Hochzeit kalte Füße bekommen habe, hat sie mir die halbe Wohnung ausgeräumt. Und zwar wörtlich: Alle Möbel waren durchgesägt." Ein Erlebnis, aus dem der Stadtrat gelernt hat, wie er versichert. Immerhin: "Ich kenne noch viele Familien aus dieser Zeit. Als es Streit mit der Stadt gab um die Erschließungskosten des neuen Kanals, sind viele Nachbarn auf mich zugekommen und ich konnte helfen." 
Hümmer ist sichtlich stolz, dass er Menschen wie diesen helfen kann. Und er tut das gern, wie er betont. Einen Nachteil hat die Sache aber doch: "Ich kann nicht mehr ins Königsbad gehen. Ich mag nicht dauernd von nackten Menschen angesprochen werden, die mir von ihren Problemen erzählen."    
 
Der FW-Kanditat ist für Forchheim ein Glücksfall. Er bereichert unermüdlich mit seinem mobilen CSU-Opferbetreungsstand zu den Wahlzeiten Forchheims Innenstadt. Bei seiner "Mission:Impossible" hat der sympatische Kanditat heuer sogar ein Glücksrad eingesetzt. Etwas Glück braucht man schon um an den Ideengeber der FDP oder dem Genossen Dr. Kischstein von der SPD bei der OB-Wahl in der fränkischen Königssatd und Fair Trade Town vorbeiziehen zu können. Ich wünsche es Ihm !