Landtagswahl 2018: Emmerich Huber (Bündnis 90/Die Grünen) hat schon Siegererfahrung

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Wahlkämpfer Emmerich Huber im Wohnzimmer seines Hauses im Forchheimer Ortsteil Burk. Foto: Ekkehard Roepert
Wahlkämpfer Emmerich Huber im Wohnzimmer seines Hauses im Forchheimer Ortsteil Burk. Foto: Ekkehard Roepert

Als Leistungssportler stellte Emmerich Huber seine Qualitäten bereits unter Beweis. Jetzt will der Forchheimer Grüne das Rennen um den Landtag gewinnen.

Emmerich Huber hat schon etliche sensationelle Läufe hinter sich. Der größte Erfolg gelang ihm 1980, als er hinter dem legendären Patriz Ilg Deutscher Vizemeister über 3000 Meter Hindernis wurde. Und jetzt, fast 40 Jahre später, geht der 65-Jährige wieder ins Rennen. Diesmal startet er als Forchheimer Spitzenkandidat der Grünen. Sollte Emmerich Huber diesen Lauf gewinnen, dann wäre das für ihn auch eine Art Heimkehr. Denn dann säße der gebürtige Münchner, der seit sieben Jahren in Forchheim lebt, in seiner Heimatstadt für die Grünen im Landtag.

"Mein ganzer Weg war München", sagt der 65-Jährige rückblickend. Aber die Frauen haben ihn dann doch ein gutes Stück weit von diesem Weg abgebracht. Mit seiner ersten Frau, mit der er drei Kinder hat, lebte er in Zirndorf. Seine zweite Frau, Fabiola Reges-Huber, stammt aus Forchheim. Mit ihr als "Mitstreiterin" (auch bei den Grünen) hat Emmerich Huber seit Oktober 2011 eine neue Heimat in Forchheim gefunden.

Eine relativ späte Entdeckung seines Lebens ist auch Hubers Heimat bei den Grünen. In jedem Fall sei er ein Konservativer, sagt er und lacht: "Ich bin mir nicht sicher, ob ich in meinen früheren Jahren nicht auch mal CSU gewählt habe." Bald sei seine Gesinnung dann aber "in Richtung SPD" gegangen. In den 90er Jahren schließlich sein Schlüsselerlebnis: Im Münchner Stadtteil Allach begann der ICE-Ausbau - und mit ihm die Zerstörung des Ortes. Das kann doch nicht sein! Da muss man sich engagieren. Das war die Haltung von Emmerich Huber - und so sei er 1995/96 "an die Grünen geraten". Ab 1997 wurde er ihr Sprecher in Allach. Wenn es unbedingt einer Kategorisierung bedürfte, dann würde er sich dem Realo-Flügel zuordnen. Aber die Zeit der Flügel in der Partei sei vorüber, meint Emmerich Huber: "Die Grünen sind ein sehr heterogener Haufen, der eine funktionierende Partei ist."

Jurist in Laufschuhen

Obwohl er Sprecher der Forchheimer Grünen und ihr Landtagskandidat ist, sei er "kein Politiker", betont Emmerich Huber: "Politiker ist, wer Entscheidungsbefugnisse hat. Wenn das mit dem Landtag hinhauen sollte, von dem Moment an bin ich Politiker, sonst nicht."

Scherzend bezeichnet sich Huber als "Allround-Dilettant". Und tatsächlich ist die Bandbreite seiner Beschäftigungsfelder imponierend. Seine Anwaltskanzlei habe er 1981 "aus dem Nichts" eröffnet. Weil er sein Klientel dann aber vorzugsweise in Turnhosen und Turnschuhen empfing, war der Zulauf überschaubar. Die Robe schien Emmerich Huber nicht so recht zu passen, er blieb ein Jurist in Laufschuhen. Seine Leistungssport-Karriere auf den Strecken zwischen 1500 und 5000 Metern gipfelte in einer Deutschen Vizemeisterschaft und einer Beinahe-Nominierung für die olympischen Spiele.

In jener Zeit eröffnete Emmerich Huber auch noch einen Sportladen für Läuferbedarf; so dass er in den 80er Jahren dreigleisig unterwegs war - als Geschäftsmann, Anwalt und als Läufer. Später hat er dann sein Geld bei einem Versicherungskonzern verdient, wo er für die Kfz-Tarif-Entwicklung zuständig war. In dieser Branche hilft er auch im Ruhestand noch aus und übernimmt kleinere juristische Aufträge.

Laufen als Lebensstil

"Ich bin kein Visionär, ich mag eher das Organisieren, Zusammenführen und Vernetzen", sagt Emmerich Huber. "Ich will" steht auf seinen Plakaten. Diesen Slogan hat nicht er sich ausgedacht, damit werben die Grünen-Kandidaten bayernweit. Aber auf den 65-Jährigen scheint der Slogan wie zugeschnitten. Langstreckenlaufen und Willensstärke bedingen sich schließlich. Und Emmerich Huber hat seine Läufer-Identität nie aufgegeben. An Sommerabenden kann man ihn beobachten, wie er am Kanal entlang rennt. "To run is a way of life", das sei so eine Art Lebensmotto. Ihm komme es darauf an, beweglich zu bleiben.

Dazu passt auch, dass er sich nicht an alten Bildern festhält. Vom Bild der Grünen als Exoten etwa hält er gar nichts. Von sich und seinen Parteikollegen erwartet er etwas anderes als Auftritte im Strickpullover. Auch das Bild von den Grünen als Partei des Verzichts sei Unsinn. Natürlich seien Verbote sinnvoll, wo andere gefährdet würden, etwa beim Rauchen in Restaurants. "Aber es geht nicht um Verzicht, sondern um Maßhalten." Getreu dieser Einsicht, kämpft Emmerich Huber auch um ein Mandat in München: "Ich häng mich rein - mit Maßen."

Diese Inhalte sind Emmerich Huber (Bündnis 90/Die Grünen) besonders wichtig

Klima- und Umweltschutz

Als Grüner Landtagsabgeordneter würde er sich zu allererst für die Energiewende und daher für die erneuerbaren Energien einsetzen, betont Emmerich Huber. "Erstes Ziel muss es sein, Bayern energetisch autonom zu machen." Das sei nur mit Windenergie möglich. "Wir brauchen Windräder im Landkreis Forchheim. Nicht nur eines oder zwei, sondern 40 Windräder." Die müssten im Verbund mit Photovoltaik-Anlagen betrieben werden. "Es ist mir emotional zuwider, vom Öl abhängig zu sein. Daher gehört regenerativ erzeugter Strom und seine Speicherung gefördert. Wie das funktioniert, das haben beispielsweise die Stadtwerke Haßfurt mit ihrem Power-to-Gas Projekt gezeigt."

Europa

Emmerich Huber arbeitet in 14 Vereinen und Verbänden mit. Mit an vorderster Stelle steht sein Engagement für "Pulse of Europe". Obwohl er sich manchmal wie ein Einzelkämpfer vorkomme und obwohl Forchheim "mit Abstand die kleinste Stadt" sei, die an dieser preisgekrönten Initiative teilnehme, halte er sie für grundlegend: "Wir müssen auf die Straße und Bewusstsein schaffen für die Idee eines solidarischen Europas."

Bürgerrechte

Mit Begriffen wie jenem von der "drohenden Gefahr", habe das Polizeiaufgabengesetz "unnötige Einschränkungen in den Rechtsstaat gebracht", ist Emmerich Huber überzeugt. Dagegen wehre er sich ebenso wie "gegen Rechtsnationalismus und Rassismus".

Flüchtlinge

Mit schnellen Arbeitserlaubnissen könnte die Integration schnell vorangebracht werden. Huber plädiert für den sogenannten Spurwechsel, der die Flüchtlinge "vom Asylverfahren ins Arbeitsmarktverfahren bringt".