Der neue Gößweinsteiner Bürgermeister Hanngörg Zimmermann hat klare Ziele. Die will er "im Team" erreichen.
Der neue Bürgermeister Hanngörg Zimmermann (BMG) will sich nicht verzetteln. Er hat eine klare Fokussierung. Nur zwei Dinge hat er deshalb zu Beginn seiner Amtszeit besonders ins Visier genommen. Das sind der Ausbau des Breitband-Netzes und ein neues Rathaus. "Zwei Bereiche von besonderem öffentlichen Interesse", urteilt Zimmermann.
Das solle aber nicht heißen, dass andere Dinge liegen bleiben. Beispielsweise das Problem Hallenbad. Da habe die Verwaltung (mit ihm als Chef) den klaren Auftrag, sich nach einer Lösung umzuschauen. "Aber einen Investor zu finden, der neben einer Geschäftsidee auch noch Geld mitbringt, ist nicht so einfach. Dass wir wieder ein Hallenbad bekommen, daran glaube ich nicht. Deshalb müssen wir uns nach einer Alternativnutzung umschauen", findet Zimmermann.
Im schlimmsten Falle könne das auch den Abbruch des Gebäudes und den Verkauf des Geländes als Bauland bedeuten - vom finanziellen Aspekt her nicht die schlechteste Lösung. "Spätestens Ende nächsten Jahres muss klar sein, wie es weitergeht, denn im März 2016 läuft der Pachtvertrag mit Markus Poser, dem Betreiber des Therapiezentrums, aus", fordert Zimmermann.
Ein Stratege, der vorausgeht Als Bürgermeister sieht er sich als Stratege, der nach vorne gehen soll. "Doch das braucht Zeit. Ein Großteil meiner Arbeit ist fremdbestimmt durch Termine. Darüber hatte ich mir vorher keine Gedanken gemacht", räumt der gebürtige Rheinländer ein. Bisher hat er es geschafft, einen einzigen Arbeitstag so zu gestalten, wie er sich das vorgestellt hatte. "Ich bin jeden Tag draußen, vor Ort bei den Bürgern.
Das ist gut so, bedeutet aber gleichzeitig auch, dass ich hier länger brauche, um mich zurechtzufinden, als gedacht", bekennt der 47-jährige, der ursprünglich nach einem halben Jahr Einarbeitungszeit fit sein wollte in seinem neuen Amt. "Der Zahn wurde mir gründlich gezogen", lacht Zimmermann. Sein Trost: Den anderen Kollegen im Landkreis geht es nicht besser. "Erst wenn man den ganzen Jahreskreislauf einmal hinter sich gebracht hat, weiß man, was läuft", räumt der ehemalige CSU-Ortsvorsitzende, der sich von der Union losgesagt und für die Freien Wähler den Bürgermeistersessel erkämpft hat, ein.
Wahlkampf-Wunden vernarben "Ich hoffe, dass die Wunden des Wahlkampfes langsam vernarben", betont Zimmermann. Parteien machen für ihn auf lokaler Ebene sowieso keinen Sinn.
"Man braucht sie für die Wahlen, sonst muss das Wohl der Kommune im Vordergrund stehen." Deshalb unterstreicht er das gute Verhältnis mit seinen beiden Stellvertretern. "Die kennen mein Passwort und haben jederzeit Zugang zu allen Unterlagen", betont Zimmermann.
Geändert hat sich seine Einstellung beim Thema Geburtstag-Gratulationen. "Dem stand ich früher sehr skeptisch gegenüber. Jetzt habe ich erfahren, das ist eine gute Möglichkeit, die Menschen näher kennen zu lernen, etwas über sie zu erfahren. Ich mache das wirklich gerne", bekennt Zimmermann, der hier aber auch seine Stellvertreter mit einbindet. "Ein Bürgermeister muss nicht alles alleine machen", so Zimmermann.
Die Nähe zur neuen Arbeitsstelle ist für ihn "Luxus pur". "Bisher war ich täglich zwei Stunden auf der Straße.
Jetzt kann ich diese Zeit sinnvoller nutzen", freut sich der Rathaus-Chef, der von den Mitarbeitern "herzlich aufgenommen" wurde. "Da habe ich Glück gehabt", weiß der Wahl-Gößweinsteiner, der mit seiner Frau und seiner jetzt zehnjährigen Tochter seit acht Jahren in der Gemeinde lebt. Deshalb zollt er den Verwaltungsangestellten höchstes Lob. "Ich kann immer zu ihnen kommen. Und das muss ich auch, um bei der Vielzahl der Aufgaben auf dem Laufenden zu sein. Ich erhalte Hilfestellung und Unterstützung von allen Seiten" , freut sich der neue Bürgermeister.
"Ich trage gerne Verantwortung", nennt Zimmermann als Grund, warum er Bürgermeister werden wollte. In den vergangenen sechs Jahren sei einiges schiefgelaufen. Das wolle er nun mit Unterstützung des Gemeinderates ändern.
Gute Argumente sind gefragt Wie in der vergangenen Legislaturperiode gibt es auch diesmal keine Mehrheitsfraktion. CSU und Freie Wähler sind in dem Ratsgremium mit je sieben Leuten (inklusive Bürgermeister) vertreten. Hinzu kommen drei Räte der SPD. "Für mich eine ideale Ausgangssituation, denn da muss jeder gute Argumente haben und um Mehrheiten werben", findet Bürgermeister Zimmermann. Da sei ein Fraktionszwang überflüssig. "Überzeugungskraft ist angesagt."
Das Schönste an seinem neuen Amt aber sind für ihn die Trauungen. "Das ist etwas ganz Besonderes. Das dürfen nur ganz wenige, wie etwa ein Schiffskapitän", schwärmt Zimmermann. So ist für ihn mit dem Amt des Bürgermeisters ein Traum in Erfüllung gegangen.
Das sagt der Stellvertreter:
Gemeinsam geht's besser
Den auffallendsten Unterschied zwischen Bürgermeister Hanngörg Zimmermann (FW) und seinem Amtsvorgänger Georg Lang (CSU) formuliert Vizebürgermeister Georg Bauernschmitt (SPD) so: "Der neue Bürgermeister macht Urlaub."
Berührungsängste kennt der Wichsensteiner, der seit Jahrzehnten im Gemeinderat vertreten ist, nicht. "Unser Verhältnis ist geprägt von großer Offenheit.Wir sind in alle Belange innerhalb und außerhalb des Rathauses eingebunden", freut sich Bauernschmitt, der für diese Stellungnahme aus der Türkei angerufen hat.
Neben Breitband, Rathaus und Hallenbad hofft Bauernschmitt, dass auch die Dorferneuerung in Wichsenstein ins Rollen kommt. "Da muss was passieren", findet der Vizebürgermeister, der dabei aber auch an die Konsolidierung des Haushaltes der Gemeinde denkt.
Zusammen mit dem großen Engagement, das die Bürger an den Tag legten, könne die eine oder andere Maßnahme sicher umgesetzt werden. In einer Klausurtagung im Herbst sollen die thematischen Schwerpunkte der laufenden Legislaturperiode noch einmal präzisiert werden.
Hier betont Bauernschmitt das Miteinander. Die großen Herausforderungen, vor denen Gößweinstein stehe, seien gemeinsam deutlich leichter zu bewältigen. "Ich denke, wir sind da aber schon auf einem sehr guten Weg", findet Bauernschmitt.
Das sagt die Opposition:
Breitband brauchen alle
Aus Sicht des Dritten Bürgermeisters Manfred Eckert (CSU) läuft die Zusammenarbeit mit dem neuen Bürgermeister richtig gut. "Wir haben ein harmonisches, vertrauensvolles Verhältnis und werden in die Amtsgeschäfte einbezogen", lobt der Stellvertreter aus Kleingesee.
Auch mit den Kernthemen, die Zimmermann anpackt, zeigt sich Eckert "insgesamt einverstanden". "Das Thema Breitband ist enorm wichtig. Da muss etwas geschehen, denn wir in Kleingesee haben einen Internet-Zugang mit gerade mal 500 Megabit pro Sekunde. Das dauert, wenn jemand Bilder via Internet versenden will."
Neben einer Sanierung oder einem Neubau des Rathauses habe für die CSU auch das Thema Hallenbad den gleichen Stellenwert. Gelinge es nicht, hier ein Nutzungskonzept zu finden, könne er sich einen Abbruch und eine Verwertung des Areals als Bauland gut vorstellen. Ein Projekt "betreutes Wohnen" an dieser Stelle könne ein Gewinn für die gesamte Marktgemeinde sein.
Welche anderen Projekte - Eckert denkt hier an das Feuerwehrhaus in Behringersmühle - noch realisiert werden können, müsse sich zeigen.
"Entscheidend ist für mich die konstruktive Zusammenarbeit, die ich im Gemeinderat gespürt habe."
In diesem Zusammenhang zollt Eckert dem abgewählten Bürgermeister Georg Lang ein großes Kompliment. "Seine Erfahrung ist für uns im Gemeinderat durch nichts zu ersetzen."