Drei junge Männer tragen in Teilen Weilersbach das Gemeindeblatt aus. Eine Geschichte der gelungenen Integration von Behinderten.
Max, Marco und Bahadir sind drei fröhliche junge Männer. Sie lachen gerne und freuen sich auf ihre Arbeit: das Austragen des wöchentlichen Mitteilungsblattes der Gemeinde in der Sportplatzstraße
in Weilersbach. Was die jungen Leute jedoch von anderen unterscheidet - sie sind behindert.
Es ist Freitagvormittag, ein sonniger Tag in der Vorweihnachtszeit. Pünktlich um 10 Uhr kommt das Auto der Lebenshilfe Weilersbach angefahren und macht am Gloria-Parkplatz Halt. Die beiden Betreuer Stefanie Peinkofer und Alex Müller helfen Max, Marco und Bahadir aus dem Auto. Nicht so einfach, denn Marco sitzt im Rollstuhl. Zum Team gehört auch Sally, doch die ist an diesem Tag nicht dabei.
Im Anschluss begrüßen sich alle herzlich, doch Max und Marco können jedoch nicht sprechen. Noch ein Blick auf den Gepäckträger des Rollstuhles, ob der Zeitungsstoß auch gut verstaut ist, dann kann es losgehen.
Max und Bahadir gehen an der Hand von Alex und Steffi, Marco fährt im Rollstuhl voraus. Es geht von Haus zu Haus, Max und Bahadir stecken die Mitteilungsblätter in die Briefkästen in der Sportplatzstraße. Gewissenhaft machen sie es.
Wie Alex und Steffi erzählen, sind die jungen Leute bei den Bewohnern sehr beliebt. Oft warten diese schon auf ihre Zusteller und belohnen ihre Arbeit mit Süßigkeiten und kleinen Geschenken.
Angefangen hatte alles vor eineinhalb Jahren, als Alex Müller eine Förderstätten-Tagung besuchte und dort von anderen erfuhr: Menschen mit Behinderung können nicht nur innerhalb von Werkstätten der Tagesförderstätten arbeiten. Sie haben ein Recht, am Arbeitsleben teilzuhaben - auch außerhalb.
Wie Müller erklärt, seien die jungen Besucher der Lebenshilfe sehr motiviert und haben viel Spaß am Verteilen der Gemeindeblätter. "Das Selbstwertgefühl ist bei ihnen dadurch immens gestiegen", betonte er. Durch ihre ehrenamtliche und unentgeltliche Arbeit unterstützen sie in Weilersbach damit auch einmal in der Woche Manuela Lengenfelder, die als Zustellerin für die Sportplatzstraße zuständig ist und die sich über den Einsatz des Lebenshilfe-Teams mitfreut.
Doch für Max, Marco, Bahadir und Sally bedeutet das Austragen der Mitteilungsblätter ein Stück Mitgehen im ganz normalen Arbeitsleben.
Doch was muss passieren, damit Menschen mit Behinderung am Arbeitsleben teilhaben können?
Dazu Alex Müller: "In den Werkstätten für Menschen mit Behinderung findet schon seit einiger Zeit ein Umdenken statt. Aber auch in den Förderstätten, wo Menschen mit sehr hohem Assistenzbedarf betreut werden, sollte Teilhabe an Arbeit ermöglicht werden. So sollten Mitarbeiter nicht immer vom Förderbedarf des Betreuten ausgehen. Sie sollten sich besser überlegen, wo man dessen vorhandene Fähigkeiten in der Gesellschaft einsetzen kann. Zugleich geht es auch darum, die Sozialräume der Menschen mit Behinderung zu erweitern, also mit ihnen mehr in ihre Umgebung zu gehen. Die Gesellschaft erlebt dann auch Menschen mit Behinderung nicht als Wesen mit Defiziten, die sich mit ihren Betreuern ein schönes Leben machen, sondern Menschen, die eine Dienstleistung erbringen und die im Gemeinwesen auch eine Funktion haben."