Gesundes Essen wird nicht von allen Kindern gleichermaßen gemocht. Wenn man aber sein Essen selber zubereiten darf, schmeckt "der gesunde Kram" gleich besser. Und wenn man das Mehl selber mahlen darf, dann erst recht.
Die Blicke sind eher skeptisch, als die Vorsitzende der Ökofest-Initiative, Retta Müller-Schimmel, erklärt, dass man Dinkel nur lange genug kauen müsse, um ihn dann als Kaugummiersatz zu genießen. "Ganz ohne Zucker. Und Blasen machen kann man auch", erklärt sie den Kindergartenkindern des Haus' Martin Luther. Die schauten ebenso überrascht, wie ein Teil der mitgekommenen Eltern. Der Beweis wurde allerdings erst einmal nicht angetreten, da die Besucher aus einem anderen Grund da waren. Es galt eine neue Getreidemühle an den Kindergarten zu übergeben. Zusammen mit der Erzieherin Manuela Drebinger nahmen die Mädchen und Jungen die Mühle entgegen. Müller-Schimmel erklärte aber zunächst, was es mit der Mühle auf sich hat.
Denn die ist ein Geschenk der Ökofest-Initiative.
Das Ökofest im Weihersbachgelände bringe nämlich Jahr für Jahr ein wenig Geld zusammen, das dann in nachhaltige Projekte fließe. "Drei Kindergärten haben diese Mühle schon erhalten", berichtete die Vorsitzende. "Aber erstaunlicherweise alle bisher evangelisch: der Montessori-Kindergarten, Herzolino und nun die Martin-Luther-Einrichtung."
Mit dem Hinweis, dass nun alle evangelischen Kindergärten versorgt seien, erklärte Müller-Schimmel, dass mit dem Geschenk allerdings auch eine Pflicht verbunden sei. "Mit der Mühle ist eine Bedingung verbunden: Sie muss mindestens einmal die Woche in Betrieb genommen werden - gerne aber auch fünf Mal die Woche." Das dürfte angesichts des Ansturms auf die Mühle bei der Inbetriebnahme aber kein großes Problem darstellen.
Jedes der Kinder wollte den Dinkel oben reinschütten, um zu beobachten, wie das feine Mehl in die bereit stehende Schüssel schießt. Allerdings handelt es sich um eine elektrische Mühle, so dass zunächst die Stromversorgung sicherzustellen war. Die fünfjährige Jule stellte fachmännisch fest: "Ohne Strom läuft da mal echt nix! Da ist nämlich ein Kabel dran!"
Gesunder Grund Die Hintergründe für solch eine Mühle in einem Kindergarten liegen auf der Hand. Es geht um die gesunde Ernährung. Denn wenn die Kinder "ihr" Mehl für Kuchen und Torten selber herstellen, schmecken die dann selbstgebackenen Produkte viel besser. So nebenbei lernen sie die verschiedenen Getreidesorten kennen und vor allem deren Geschmack. Im Martin-Luther-Haus wurde gut zwei Stunden gemahlen, gebacken und selbstverständlich auch gespeist.