In Forchheim ist außergewöhnliche Filzkunst zu sehen

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"Senday Fotos: Elisabeth Görner
"Senday Fotos: Elisabeth Görner
"Menschen-Treffen"
"Menschen-Treffen"
 
Barbara Eichhorn mit ihrem Objekt "Zellstrukturen". Foto: Wolfgang Eichhorn
Barbara Eichhorn mit ihrem Objekt "Zellstrukturen". Foto: Wolfgang Eichhorn
 
"Arterienbogen"
"Arterienbogen"
 
"Eisschollen"
"Eisschollen"
 
Fliegendes Tier
Fliegendes Tier
 
"Mitteilungen im Sand"
"Mitteilungen im Sand"
 
"Windibus": Spiralen
"Windibus": Spiralen
 

Bei der Ausstellung im Pfalzmuseum, die Filzkunst präsentiert, ist alles in Bewegung. Nichts ist hier steif, kratzig oder grau.

Wie schön, wenn mit dem Wort "Filz" so Ästhetisches, so Kunstfertiges gemeint ist, wie man es jetzt im Forchheimer Pfalzmuseum betrachten kann! Aber: "Filz ... in Bewegung", lautet das Thema der dritten internationalen Wanderausstellung mit Filzkunst - scheint das nicht ein Widerspruch zu sein?

Die über 60 Objekte der 54 Künstlerinnen aus Europa, Nordamerika und Australien beweisen, dass Filz nicht einfach steif, kratzig und grau sein muss, sondern dass durch unterschiedliche Wollarten, Arbeitstechniken und durch Materialkombinationen (zum Beispiel Filz und Seidenorganza oder auch Latex) äußerst lebendige, auch farbenfrohe Kunstwerke geschaffen werden können; sie verdeutlichen das Thema teils durch die Darstellung von Bewegung ("Ankommende Flut", ein Wandbehang der Britin Jenny Mackay) sowie durch die "materialisierten" Gedanken etwa zu der für uns unsichtbaren Bewegung der Moleküle, des Blutes und der wachsenden und
absterbenden Zellen in unserem Körper; gestaltet haben solche Objekte die Holländerin Minka de Weerd und die beiden deutschen Künstlerinnen Conny Weber und Barbara Eichhorn. Letztere ist die 2. Vorsitzende des Vereins "Filz - Netzwerk" und hat die Ausstellung wieder mit organisiert. Eine Führung mit ihr durch die beiden unteren Hallen des Pfalzmuseums (am Sonntag, dem 20. Oktober um 13 Uhr) kann auf Grund ihrer eigenen - auch ganz praktischen - Erfahrung und ihrer natürlichen Art, Kunst zu erklären, nur wärmstens empfohlen werden.

Da bewegen sich aber auch die Kunstwerke selbst. Zum Beispiel hängen in schöner Farbharmonie drei Filzspiralen jeweils in Altrosa, Braun und Anthrazit von der Decke des rechten Seitenraums, die sich beim leisesten Hauch um die eigene Mitte drehen und auch bei Sturm nicht aus dem Lot geraten; der Titel der Arbeit "Windibus" von Dorothee Fichter aus Deutschland hat viel mit dem Suchen und Finden des inneren Gleichgewichts zu tun, auch wenn die "quirlige Außenwelt" das schwer macht.

Ein beutelähnliches Objekt

Ebenfalls ein hängendes recht großes, beutelähnliches Objekt ("Mitteilungen im Sand") schuf Anna Gunnarsdottier aus Island; die von innen leuchtende Filzhülle hat als "Mutter Erde" durch aus ihr heraushängende Wollfasern Kontakt zu einem Rondell aus feinem Sand am Boden. Wenn die Hülle in Bewegung gesetzt wird, so hinterlassen die Fasern Spuren als "Mitteilungen" vom Universum an uns, wie die Isländerin es als künstlerische Aussage verstanden wissen möchte.

Bewegung der ganz anderen Art zeigen Filzstücke, die durch die so genannte Arashi Shibori - (Abbinde-)Technik in mehr oder weniger schmale, enge Falten gelegt, quasi plissiert und beispielsweise nur an den hochstehenden Kanten der Falten eingefärbt sind; das erkennt man bei der Arbeit "Rhapsody in Blau" von der Belgierin Lucie Haentjens. Dieses Stück scheint geradezu selbst Bewegung zu sein - auf Grund der Faltung, des fast geheimnisvollen Wechselns von kräftigem Königsblau und (Woll-)Weiß und der Art, wie es zum Teil gerollt auf seinem Podest liegt.

Menschenfiguren aus Filz

Es gäbe noch vieles zu erwähnen: gefilzte Menschen- und Tierfiguren etwa, die Bewegung einfach durch ihr Aufeinander-zugeordnet-Sein zeigen; Textilien, die kaum noch das Material Filz erkennen lassen, weil sie so fein sind und/oder (etwa ein Rock beim Gehen) in schwingende Bewegung kommen; auch netzartige Arbeiten "mit Innenleben", wie man sie von der Holz- oder Beinschnitzerei kennt; und, und, und ... Auf jeden Fall verdient diese Ausstellung: "Filz ... in Bewegung" bis zum 31. Oktober (dienstags bis sonntags, 10 bis 17 Uhr) noch viele interessierte Besucher.