Als im Spätsommer 1914 die Waffen zu sprechen beginnen, hat das auch für die Daheimgeblieben im Landkreis Forchheim ernste Folgen.
Die Mobilisierung des bayerischen Heeres war bis Mitte August 1914 abgeschlossen. In mehr als 3000 Zügen wurden die Soldaten aus dem rechtsrheinischen Bayern an die Front transportiert. Das hatte zur Folge, dass ab 4. August die Fahrpläne geändert und der zivile Personenverkehr eingeschränkt werden mussten.
Dementsprechend fielen auch Zugverbindungen von Forchheim nach Nürnberg, Bamberg und Ebermannstadt aus. Das Bezirksamt Ebermannstadt verbot auf Anordnung der Militärbehörden am 6. August den "Verkehr von Kraftfahrzeugen aller Art" außerhalb von Städten.
Pferde an die Front Ausgenommen waren nur Ärzte "im gewöhnlichen Bereich ihrer Praxis" sowie "stadtbekannte Fahrer". Ludwig von Gebsattel, der kommandierender General des 3.
königlichen bayerischen Armeekorps, hielt die Einschränkungen für notwendig, um die "schwierigen und umfangreichen Arbeiten" bei der Mobilmachung zu erleichtern:
"Die Schnelligkeit und Sicherheit unseres Aufmarsches erfordert einheitliche und zielbewusste Leitung der gesamten vollziehenden Gewalt. [...] Ich erwarte von der bewährten Vaterlandsliebe aller Bevölkerungskreise, dass sie durch rückhaltsloses und freudiges Entgegenkommen uns in unserer jetzigen schweren Aufgabe unterstützen", sagte Gelbsattel. Knapp drei Wochen später ordnete die Heeresverwaltung zusätzlich an, dass "im Interesse der Landesverteidigung Benzin und Benzol nur noch für militärische Zwecke verwendet werden" dürfe.
Den Landwirten empfahl sie, die zum Dreschen notwendigen Benzinmotoren auf "Petroleum, Spiritus und Primol" umzustellen. Mit der Forderung nach Pferden ab dem 3. August kam die Landwirtschaft in weitere Schwierigkeiten.
Der Bedarf an Pferden für den militärischen Dienst war enorm. Fast 17 000 wurden als Reitpferde oder Zugtiere eingesetzt. Im Forchheimer Tagblatt wurde in eine Anzeige für die freiwillige Abgabe von "Pferden, Geschirren und Wagen" gegen eine Entschädigung geworben.
Als Ersatz wurde den Landwirten Ende September 1914 Pferde angeboten, "die zum Felddienst nicht mehr brauchbar", als Beute angefallen oder "herrenlos im Rücken der Armee" aufgebracht worden waren. Darüber hinaus machte in der Landwirtschaft als auch im Gewerbe der sofort spürbare Mangel an Arbeitskräften Probleme. Die zum Militär eingerückten Männer hinterließen große Lücken.
Tüchtige Arbeiter gesucht Gesucht wurden "Mühlenarbeiter", "tüchtige Erdarbeiter", "Maurer und Verputzer" ebenso wie "Buchhalter" oder "junge Burschen", die bereit waren als
"Postillon" tätig zu werden. Um Abhilfe zu schaffen richtete das Rote Kreuz einen "Ausschuss für Arbeitsvermittlung" ein und rief "alle unbeschäftigten Arbeiter und Arbeiterinnen, die aus der Werktagsschule entlassenen Knaben und Mädchen sowie die Studenten von Gymnasien und Hochschulen" auf, "sich für Arbeiten zur Verfügung zu stellen."
Anlaufstellen für die Anmeldung waren das Warenhaus Schnepper und das katholische Pfarramt. Hier sollten auch die offenen Stellen gemeldet werden.
Wurden Selbstständige zum Kriegsdienst eingezogen, kam es vor, dass sie ihre Geschäfte deshalb aufgeben mussten. Die Anna-Apotheke in Forchheim ist solch ein Beispiel. In Ebermannstadt machte dagegen der Eigentümer Jakob Batz seinen Kunden per Anzeige bekannt, dass seine Frau "in unveränderter Weise" das Geschäft weiterführen werde.
Er bat seine "werte Kundschaft" auch darum, Zahlungsrückstände möglichst umgehend zu begleichen.
In der Knabenschule in Forchheim mussten wegen der Einberufung von vier Lehrkräften mehrere Klassen zusammengelegt und der Unterricht neu organisiert werden. Im September rief der "Verband der Fabrikarbeiter Deutschlands" die Frauen seiner Mitglieder auf, nach Einberufung ihrer Männer "sich behufs Entgegennahme einer Unterstützung" in seiner Zahlstelle in der Birkenfelderstraße zu melden.
Sichtbare Erfolge Zwei Tage nach der Kriegserklärung waren in Bayreuth bereits die Richard-Wagner-Festspiele abgebrochen worden. Gerüchte machten die Runde. Die örtlichen Zeitungen versuchten zu beruhigen. "Die Nachrichten von den Kriegsschauplätzen kommen spärlich", hieß es in einer Meldung des Forchheimer Tagblatts vom 8. August.
"weil es die Geheimhaltung der Truppenbewegungen und die Sicherung ihrer Erfolge verlangen. Unsere Mitteilungen sind verlässlich."
In den ersten Kriegsmonaten herrschte noch Zuversicht. Das Forchheimer Tagblatt berichtete nicht nur von den militärischen Auszeichnungen, die hiesige Soldaten erhielten, sondern stellte in seinem Schaufenster auch ihre sichtbaren Erfolge aus. Dass die Deutschen beim Vormarsch auf Frankreich die Neutralität Belgiens missachteten und damit den Kriegseintritt der Garantiemacht England provozierten, verschwieg die Zeitung ihren Lesern allerdings. Die Aufmerksamkeit gehörte allein der kämpfenden Truppe.