Im Januar ist endgültig Schluss

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Sind traurig über das Ende der Bäckerei: Leonhard Merkel (l.) und seine Tochter Claudia Fotos: Petra Malbrich
Sind traurig über das Ende der Bäckerei: Leonhard Merkel (l.) und seine Tochter Claudia Fotos: Petra Malbrich
Verkäuferin Daniela Grau und Chefin Monika Merkel (r.)
Verkäuferin Daniela Grau und Chefin Monika Merkel (r.)
 
 

Anfang kommenden Jahres sperrt die Neunkirchner Familie Merkel ihre Bäckerei zu.

Ende Januar schließt die Bäckerei Merkel im Äußeren Markt von Neunkirchen ihre Türen. Damit endet nicht nur eine erfolgreiche Familiengeschichte, sondern ein weiteres traditionelles Handwerk verlässt den Markt, der an Geschäften immer mehr ausdünnt. "Wir haben keinen Nachfolger", klagt Leonhard Merkel.
Doch dieser Satz alleine begründet die Entscheidung nicht, die Bäckerei zu schließen. Immerhin ist doch Tochter Claudia als Konditormeisterin die helfende Hand und jenes Kind, das sich für den Beruf des Vaters entschieden hat. Die vielen Filialbäckereien in den Supermärkten und immer mehr vorgeschriebene Investitionen und Erneuerungen tun ein Übriges und ließen den Entschluss der Merkels reifen, die Bäckerei zu schließen.

"Die jetzige Entscheidung ist seit einigen Jahren im Gespräch", erklärt Tochter Claudia Merkel. Den Schlussstrich endgültig zu ziehen, sei ihnen dennoch nicht leicht gefallen.

Hinzu kommt: Die Eltern Leonhard und Monika sind gesundheitlich angeschlagen und wollten in den Ruhestand gehen. Dass Claudia Merkel, eine Konditormeisterin, die Bäckerei ihrerseits nicht weiterführt, hat mehrere Gründe. Als Alleinerziehende ist die Arbeit in einer Bäckerei alleine nicht machbar. "Ich hätte wieder die Eltern dazu gebraucht", erklärt Claudia. Doch diese haben sich den Ruhestand hart verdient in all den Jahren, in denen sie den Familienbetrieb fortgeführt haben. Leonhard Merkels Urgroßvater aus Großenbuch war es, der 1904 das Gasthaus Schwarzer Adler mit Bäckerei und Landwirtschaft gekauft hatte und es die Geschäfte zusammen mit seiner Frau bewirtschaftete.

1967 dann, als Leonhards Vater Franz das Bäckerhandwerk weiterführte, wurde die Bäckerei in das jetzige Anwesen verlagert. Das Haus in der alter Bauweise war abgerissen, das jetzige Haus mit Bäckerei gebaut worden. 1984 übernahmen diese Leonhard und seine Ehefrau Monika. 14 Jahre war Leonhard damals alt, als die Bäckerei in den neuen Räumen entstand.

Er besuchte damals gerade die Handelsschule in Erlangen. Am Schreibmaschineschreiben hatte er dabei besonderen Gefallen gefunden, so dass er eigentlich einen Job im Büro bevorzugte. "Da sagte Vater, er brauche einen Lehrling", erinnert sich Leonhard Merkel. Schon damals war es schwer, einen Lehrling zu finden, weshalb der Sohn das Traditionshandwerk erlernte. In den ersten zwei Jahren war er unglücklich in dem Beruf als Bäcker. "Ich war dann aber sehr gerne Bäcker", gibt Leonhard Merkel unumwunden zu.


Herzhaftes Weißbrot

Dennoch sollten seine fünf Kinder ihre Berufswahl selbst treffen. Außer Tochter Claudia entschieden sich dann auch alle für einen anderen Beruf. "Sie hat bei renommierten Konditoren gelernt", sagt Mutter Monika Merkel über ihre Tochter Claudia.

Claudia Merkel hilft nicht nur dabei, Gebäck, Brot und Brötchen herzustellen. Auch Torten fertigt sie an. Bekannt ist die Bäckerei Merkel für ihr Wurzelbrot, das ist ein herzhaftes Weißbrot, oder für ihre Wurzelnuggets. Im Geschäft ist seit 1967 ein kleiner Edeka-Laden integriert. Aber für beides, für die Bäckerei und den Laden, wurde es mit den Jahren immer schwieriger, sich gegen die Supermärkte zu behaupten. Viele der Arbeitsgeräte müssten erneuert werden, was hohe Investitionen nach sich ziehen würde. Zudem gebe es immer mehr Vorschriften. "Die Kasse muss online funktionieren, jedes Produkt muss auf einer Allergie-Liste ausgewiesen sein", zählt Claudia Merkel einige Beispiele dafür auf.

Und neben den Investitionen müsste ein Geselle eingestellt werden. Das lohne sich dann nicht mehr. Traurig findet sie, dass derart viele Geschäfte im Markt schließen. Fünf Bäcker gab es früher. Nun schließt der vierte.
"An den Parkplätzen kann es diesmal nicht liegen", meint Bürgermeister Heinz Richter (FWG), der die Entscheidung sehr bedauert und auch seine Wertschätzung für diese Traditionsbäckerei hervorhebt. Die Bäckerei der Merkels hatte mehrere eigene Parkplätze ausgewiesen.