Am Sonntag stimmen die Forchheimer über das rund zwei Hektar große Baugebiet "Reuther Hänge" ab. Wie kam es dazu? Eine Chronologie der Ereignisse.
Forchheim soll wachsen, Und dazu braucht es Bauland. In allen Ortsteilen! Für Reuth stellten Mitarbeiter des Stadtbauamtes den Rahmenplan für eine Erschließung des etwa zwei Hektar großen Geländes nördlich und westlich der Ruhstraße vor. 31 Wohneinheiten sollten auf der bis zum Wald reichenden Fläche errichtet werden. Nun sind die Forchheimer am Sonntag, 10. April, aufgerufen, in einem Bürgerentscheid darüber abzustimmen, ob diese Planung realisiert werden soll oder nicht.
Die Bebaubarkeit des Geländes stand lange Zeit außer Frage. Bereits seit mehr als 20 Jahren war das Gebiet im Flächennutzungsplan als Bau-Erwartungsland ausgewiesen. Eine 2011 ins Auge gefasste Erschließung war jedoch an den unterschiedlich großen Flächen gescheitert.
Protest regt sich
Der neue Bebauungsplan-Entwurf dagegen orientiert sich am Bauland-Modell. Das heißt: Die Grundstücksbesitzer treten 45 Prozent ihrer Flächen an die Stadt ab. Das ganze Areal wird dann in Parzellen zwischen 400 und 600 Quadratmeter aufgeteilt. Zur Entwässerung ist ein Regenrückhaltebecken geplant: "Eine 30 mal 30 Meter große und sieben Meter tiefe bepflanzte Grube", schildert ein Anwohner die Dimensionen des Bauwerkes.
Wenige Wochen später laufen die ersten Gegner des Projektes Sturm gegen eine Erschließung der Bauflächen. Ein Naherholungsgebiet vor der Haustür werde zerstört, die Natur werde finanziellen Interessen geopfert. Der Protest führt zur Gründung einer Bürgerinitiative. Sie sammelt Unterschriften und Argumente gegen eine Bebauung.
Verkehr und zerstörte Natur
Neue Häuser bedeuteten mehr Verkehr. Dafür sei die Zufahrt über die Hutstraße nicht ausgelegt. Schon gar nicht für Baufahrzeuge und den Schwerlastverkehr. Die Straßen seien 40 Jahre alt. Wenn sie durch Baufahrzeuge ramponiert würden, bestehe die Gefahr, dass alle Anwohner zur Kasse gebeten würden, wenn die Straßen erneuert werden müssten. Sorgen machen sich die Anwohner auch wegen der Entwässerung. Werde der Boden versiegelt, saufen die darunter liegenden Anwohner ab, fürchtet Ingolf Franke, Mitglied der Bürgerinitiative.
Bürger entscheiden
Die Gegner einer Bebauung sammeln Unterschriften für ein Bürgerbegehren und organisieren einen "Protest-Spaziergang". Ihr Motto: Wehret den Anfängen, denn die Bebauung des Areals könne der Anfang einer Siedlung sein, die Breitenlohestraße und Hutstraße verbinde. Sie erhalten Unterstützung. Die notwendigen 1700 Unterschriften für ein Bürgerbegehren sind kein Problem. Jetzt liegt es in der Hand der Bürger, ob sie die Überlegungen des Stadtplaners Rene Franz unterstützen oder sich dem Widerstand der Bürgerinitiative anschließen.
Keine Zukunft?
Ohne Bauland habe Reuth keine Zukunftsperspektive, werde der Ortsteil von der allgemeinen Entwicklung abgehängt, sagen die Befürworter der Bebauung, die "Bürger für Reuth". Die anderen fürchten um ein Naturreservat. Zu Unrecht, findet Volker Gronauer. Er gehört zu den Grundbesitzern, deren Wiesen in Bauland umgewandelt werden sollen. An der Grenze des jetzt geplanten Baugebietes in Richtung Kennedy-Ring beginne ein Naturschutzgebiet. "Das steht so im Flächennutzungsplan. Deshalb wird dort nie und nimmer gebaut", ist sich Gronauer sicher, dass das geplante Neubaugebiet später nicht erweitert wird.