Gräfenberger Steinbruch weiter heiß diskutiert: Wie stark könnte die Umwelt belastet werden?

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Die Diskussionen um den Steinbruch Bärnreuther-Deuerlein gehen weiter: Wie stark wird die Umwelt belastet? Petra Malbrich
Die Diskussionen um den Steinbruch Bärnreuther-Deuerlein gehen weiter: Wie stark wird die Umwelt belastet?  Petra Malbrich
 

Wird der künftig erlaubte kontaminierte Erdaushub im Gräfenberger Steinbruch zur Umweltgefahr? Ex-Bürgermeister Hans-Jürgen Nekolla und das Landratsamt Forchheim stellen sich den wichtigsten Fragen.

Bauaushub, Gleisschotter und Bauschutt sollen ab Ende 2020 im Steinbruch verfüllt werden dürfen (der FT berichtete). Das alleine wäre noch kein Grund, Umweltverschmutzung zu vermuten. Doch das genannte Füllmaterial gilt als belastet. Vor dem "kontaminierten" Material fürchten Umweltschützer Folgen für das Grundwasser und die Natur. Nun hat einer von ihnen, Benjamin Schaf, einen Flyer verteilen lassen, mit dem die Bevölkerung wachgerüttelt werden soll. Vor allem ärgert den Gräfenberger, dass die Bürger nicht beteiligt wurden.

Was steckt dahinter? Die Antworten auf die wichtigsten Fragen.

Warum hat der Stadtrat unter dem damaligen Bürgermeister Hans-Jürgen Nekolla (SPD) das erlaubt und was hat es mit dem kontaminierten Material auf sich? "Kontaminiert klingt dramatisch. Wenn man fragt, woher das Material kommt, relativiert sich die Kontaminierung", sagt Nekolla. "Es handelt sich um natürlich vorkommende Belastung wie sie in jeder Wiese ist", sagt Nekolla und nennt das von der Stadt erschlossene Baugebiet West III als Beispiel. Das war vorher ein Kirschgarten. Durch das natürliche Vorkommen hat der Boden aber nicht den geforderten Wert Z 0 (natürlicher Boden), sondern Z 1.2 und durfte mit der Änderung des Gesetzes zum Schutz des Bodens nicht mehr verfüllt werden. Da wurden die natürlichen Vorkommen nicht berücksichtigt. Mit der Aufwertung auf diese Kategorie darf künftig der Erdaushub vor Ort entsorgt werden. Dem Antrag des Steinbruchbesitzers liegt der neue Verfüllleitfaden vom Umweltministerium zugrunde, informiert Pressesprecher Holger Strehl vom Landratsamt Forchheim. Wer bestimmt die erlaubte Schadstoffbelastung? "Die erlaubte Schadstoffbelastung für die Verfüllmaterialien im Steinbruch ergeben sich aus den Anhängen 2 und 3 des Verfüllleitfadens. Dort sind Grenzwerte für verschiedenste Schadstoffe festgelegt. Material, das im Steinbruch verfüllt wird, muss diese Grenzwerte einhalten. Maßgeblich ist der Grenzwert für Z 1.2-Material. Das gilt für Bauschutt und Gleisschotter genauso wie für gewöhnlichen Erdaushub. Auch gibt es keine Vermischung von stärker und schwächer belastetem Material oder ähnliche Maßnahmen, um die Grenzwerte künstlich zu drücken", versichert Strehl. Sind der erlaubte Bauschutt und Gleisschotter höher belastet und wer überprüft die Werte? "Die genannten Grenzwerte gelten auch für Bauschutt und Gleisschotter. Diese Materialien sind vor dem Einbau zwingend zu untersuchen und müssen die Grenzwerte Z 1.2 nachweislich einhalten", sagt Strehl. Da im Fall von Gleisschotter Belastungen mit Pestiziden vorkommen können, muss nach den Bestimmungen Gleisschotter zusätzlich auf Belastungen mit Pflanzenschutzmitteln hin untersucht werden. Dafür gibt es eigene Vorgaben und Grenzwerte aus dem Gleisschottermerkblatt des Landesamtes für Umwelt.

Wie geschieht diese Prüfung? "Im Verfüllleitfaden ist eine Eigenüberwachung durch die Firma selbst und mehrmals im Jahr eine Fremdüberwachung durch einen externen Gutachter vorgeschrieben. Das Material muss vor Anlieferung untersucht werden. Zudem gibt es Vorgaben zu Dokumentationspflichten für die Untersuchungen im Verfüllleitfaden. Sollte es einen Verdacht geben, dass Material falsch deklariert oder höher belastet ist als zugelassen, muss die Lieferung zurückgewiesen werden. Bei der Fremdüberwachung werden durch den externen Gutachter auch Proben aus dem bereits aufgefüllten Material genommen, um zu prüfen, ob die Grenzwerte tatsächlich eingehalten wurden", erläutert Pressesprecher Strehl. Warum hat der Stadtrat diese Aufwertung genehmigt? "Hier einen Aushub mit dem Wert Z 0 zu haben, käme dem gleich, hier einen Goldklumpen zu finden. Der Wert Z0 ist äußerst selten. Es kann nicht Sinn und Zweck sein, mit dem normalen Erdreich kilometerweit zu fahren, um eine Sonderdeponie zu befüllen. Es ist alles geprüft und alle Werte kann man analytisch nachweisen", erklärt Nekolla.

"Wir haben es uns nicht leicht gemacht und dann nach bestem Wissen und Gewissen entschieden. Der Antrag ging auch nicht beim ersten Mal durch. Wir haben uns von den Fachbehörden und von einem Geologen vor Ort den Sachstand ausführlich erklären lassen. Alle sagten, wir können bedenkenlos verfüllen lassen."

Warum wurden dann die Bürger nicht beteiligt, sondern erfuhren es jetzt erst aus dem Amtsblatt? "Die Bürger werden dann beteiligt, wenn es das Verfahren vorsieht. Das ist jetzt", erklärt Nekolla. Zudem betont er: "Alle Sitzungen waren öffentlich und alle Beschlüsse konnten nachgelesen werden." Wie wird sich der Schwerlastverkehr erhöhen, wenn die endgültige Genehmigung erteilt wird? "Das wurde diskutiert. Die Lastwagen der Firma Bärnreuther-Deuerlein fahren Schotter aus dem Ort hinaus und nehmen im Gegenzug Erdaushub mit herein. Der eine oder andere Lastwagen wird zusätzlich fahren", so Nekolla. Dafür wurde die Umgehungsstraße vorangetrieben. Diese ist seit langem geplant. "Zur Hälfte läuft die Umgehungsstraße über den Steinbruchbetrieb. Der Damm existiert schon seit acht oder zehn Jahren."

Das war Thema im Kreistag, für die Umgehungsstraße wurden 1,5 Millionen Euro in den Haushalt gestellt. Hans-Jürgen Nekolla freut sich einerseits, wenn die Bevölkerung wachsam ist, denn niemand - auch nicht der Stadtrat - will hier eine Mülldeponie. Aber man müsse auch den Fachbehörden vertrauen und jeder könne sich sachlich korrekt informieren.

Tickt eine Bombe unter der Gräfenberger "Blechmistn"?

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