Geschmack durch Salz und Pfeffer

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Das Gasthaus "Zur Sonne" in Kirchehrenbach kann auf eine mehr als 300 Jahre währende Tradition als Wirtshaus verweisen. Gastronom Hubert Gebhardt hält an Bewährtem fest.

Der Stammtisch im Gasthaus "Zur Sonne" mit der massiven Eichenplatte und den Tischbeinen sowie der Fußleiste aus Kirschbaum gleich gegenüber der Theke war bereits aussortiert. Im Schlachthaus wurde darauf Fleisch zerkleinert. Tiefe Schnitte im Holz legen davon Zeugnis ab.
Doch Gastwirt Hubert Gebhard hat den Tisch zurückgeholt in die Gaststube. "Hier hat jeder Stammgast seinen festen Platz, auch wenn der nicht namentlich gekennzeichnet ist", verrät Juniorchef Tobias während er ein Seidla Bier einschenkt.

Das Bier im Fünf-Liter-Krug

"Die Wirtshauskultur hat sich verändert", bekennt der Gastronom, für den die Einführung des Flaschenbieres die größte Zäsur seit Jahrhunderten dargestellt hat.
"Als die Kirchehrenbacher ihr Bier noch im Fünf-Liter-Krug vom Wirt geholt haben, sind sie sitzen geblieben und haben sich unterhalten." Übrigens: Zwei, drei Ehrabocher holen sich ihr Bier noch immer im Maßkrug vom "Dennerschwarz", wie der Hausname des Traditions-Gasthauses lautet.
Im Gasthaus "Sonne", dem früheren Vereinslokal des Sportvereins, des "Schützenvereins Ehrenbürg" und des "Radfahrvereins Concordia", ist die Geselligkeit nach wie vor Trumpf, auch wenn sich nur noch selten jemand an das alte Klavier in der Gaststube setzt und Volkslieder anstimmt. "Schade", bedauert der Senior, der sich in diesem Zusammenhang an unvergessliche Faschingsbälle und Tanzveranstaltungen der Feuerwehr im Saal über der Wirtsstube in den 60er und 70er Jahren erinnert.
Wie damals setzt Hubert Gebhard, der ursprünglich das Elektrohandwerk erlernte, ehe er sich aus Überzeugung der Gastronomie widmete, auf eine fränkisch, frische Küche. "Salz und Pfeffer sind immer noch die besten Geschmacksverstärker", bekennt der Hobby-Koch, der sein Wild selber schießt, die Wurst eigenhändig herstellt und Fertigprodukte strikt aus Küche und Keller verbannt hat. Auch die Aischgründer Karpfen kommen frisch aus dem eigenen Bassin hinter dem Haus , ehe sie gebacken oder als Pfefferkarpfen auf dem Teller landen. Persönliche Beziehungen sind Hubert Gebhard und seinem Sohn Tobias dabei besonders wichtig. "Ob Schweine, fränkisches Jura-Rind oder Jura Lamm, ich möchte den Landwirt persönlich kennen, denn nur so kann ich garantieren, dass die Qualität stimmt", betont Juniorchef Tobias, der die saisonal geprägte Speisekarte pflegt.
Bestimmte Dinge gibt es eben nur zu bestimmten Jahreszeiten, bestätigt Vater Hubert. Es kann schon mal passieren, dass es am Sonntag um 13 Uhr keinen Sauerbraten oder kein Reh-Schäuferla mehr gibt. Dann war eben der Andrang zu groß. "Irgendwie ist das sogar ein gutes Zeichen, denn es zeigt, dass die Spezialitäten aus Großmutters Kochbuch ankommen", findet der Wirt. Auch bei der Jugend.
"Ihr Mann war Jäger. Deshalb hat sie gewusst wie man einen Wildschweinschinken oder einen Rehbraten richtig herzhaft zubereitet", lobt Hubert seine Mutter. Ein Bild der Großeltern hängt über dem Klavier im Gastzimmer. Tradition ist für Hubnert Gebhart nicht das Aufheben der Asche, sondern das Weitergeben der Glut.

Tradition bewahrt

Daran hat sich der Hubert stets gehalten. So hat er den Fußboden in der Wirtsstube, der 1934 anlässlich der Hochzeit seiner Eltern verlegt wurde nicht herausgerissen und auch die Balken in den Gästezimmern im Obergeschoss belassen, auch wenn die auf einer Seite 50 und auf der anderen Seite nur 25 Zentimeter stark sind. Verändert hat Hubert nur das, was seiner Meinung nach sein musste. Dazu gehörte die unter Verputz versteckte Holzdecke, die er 1975 frei legen ließ. "Ich habe sie mit Firniss gestrichen, sonst nichts" betont der Gastronom. Damit die Wirtsstube ein einheitliches Bild abgibt, ließ er die Stühle nach dem historischen Vorbild nacharbeiten. "Die sind alle mit Holznägeln verzahnt. Da ist nichts geschraubt. Auch nicht bei der Eckbank in der Schänke. Die ist nur verkeilt. Die könnt ich mit zwei Schlägen zerlegen", lächelt der Gastronom verschmitzt.
Mehr als 80 Prozent der Gäste des Familienbetriebes sind Stammgäste, auch wenn die nicht ausschließlich am Stammtisch Platz nehmen. Die meisten kommen zum Essen, für das der Landgasthof "Zur Sonne" bereits mehrfach Preise einheimsen konnte. "Wir haben die geforderten Gerichte stets aus dem Stegreif gekocht. Das ist nichts anderes, wie wenn wir einen Gast bedienen", erklärt Tobias Gebhardt, der sich freut, zu den Besten im Lande zu gehören. "Das zeigt, dass wir nicht ganz falsch liegen können." Vor allem dann nicht, wenn es um das flüssige Obst geht, das Hubert höchstpersönlich veredelt. Der Geschmack der Äpfel, Birnen, Zwetschen und Kirschen, den er in kleinen Gläschen kredenzt, ist unvergleichlich.