Fußballer sind für ihre ausgefallenen Haarprachten bekannt. Doch einige der EM-Spieler hätten sich den Weg zum Friseur sparen können.
Nach dem Spiel Deutschland gegen die Ukraine gab es nur ein Thema: Sind Bastian Schweinsteigers Haare wirklich grau oder gefärbt? Der Forchheimer Friseurmeister Matthias Zipfel kennt die Antwort und erzählt auch, welche Spieler Trends setzten und wer lieber keine Experimente auf dem Kopf wagen sollte.
Eins fällt bei der EM deutlich auf: "Es gibt nicht viel Bewegung. Es gibt zwei Frisur-Richtungen und das war's. Dann gibt es noch wenige Ausreißer", sagt Matthias Zipfel, selbst Fußball-Fan und Friseurmeister im Pony-Club
Forchheim.
Einer dieser Ausreißer ist der französische Nationalspieler Paul Pogba mit seinem einrasierten und eingefärbten Hahn, dem Nationalsymbol seines Landes. "Ich finde es witzig. Pogba wechselt seine Frisuren gefühlt alle zwei Wochen. Er ist ein Paradiesvogel", sagt Zipfel. Dass es das frisurentechnisch von Pogba gewesen sein soll, daran glaubt der 36-Jährige nicht. "Ich glaube er hat noch einen Joker." Dem einen steht die Farbe, dem anderen nicht. Wie die Blondierung sichtlich daneben gehen kann, beweisen die Haarprachten der belgischen Nationalspieler Radja Nainggolau und Marouane Fellaini. "Das ist ein Unfall", schmunzelt der Friseurmeister über den blondierten Natur-Afro von Fellini. "Da ist von braun, gelb und orange alles dabei. Die Farbe ist völlig ungleichmäßig verteilt. Diese Frisur kann man nicht ernst meinen." Matthias Zipfel befürchtet: "Das war kein Friseur, sondern er hat das selbst gefärbt."
Auch sein Teamkollege Radja Nainggolau kommt in der Bewertung nicht gut weg. "Das sollte blond werden, aber der Friseur hat die Haare nicht heller bekommen. Wer trägt denn gelbe Haare? Ernsthaft."
Skurriler Dreadlock
Schlimmer als die Frisuren der belgischen Fußball-Kollegen findet der Friseurmeister Kingsley Comans Haarfiasko zwar nicht, dafür aber skurriler. "Ich stelle mir die Frage, was das mit dem Zopf hinten soll. Mich wundert, dass ihm das bis jetzt keiner rausgerissen hat." Das verfilzte Zöpfchen, das in den 80er Jahren gerne getragen wurde, wirkt auf den Friseurmeister eher komisch als schön. "Er hat früher in Italien gespielt. Dort gibt es andere Trends. Vielleicht ist das einer, von dem wir hier nichts wissen."
Farbe und Schnitt sind modern
Einer, der es in den letzten Jahren immer wieder schafft, frisurentechnisch zu punkten, ist Bastian Schweinsteiger. "Der ist immer top aktuell", lobt ihn der Forchheimer Friseur. Die grauen Haare vom Nationalspieler hält er für echt - glaubt aber, das oben herum mit Farbe nachgeholfen wurde. Was vor 20 Jahren noch ein No-Go gewesen wäre, ist derzeit kaum noch ein Grund sich zu schämen. "Ich habe im Laden fast keine Kunden, die sich die grauen Haare färben. Mittlerweile ist das salonfähig. Viele junge Mädchen färben sich die Haare grau." Also Schweini, der ungewollte Trendsetter? Zumindest ein Vorbild für viele, die wegen ihrer Veranlagung verfrüht graue Haare kriegen.
Trend ähnlich wie bei der WM
Auch mit seinem Schnitt liegt der Deutsche goldrichtig - setzt auf eine Variante vom Razor Faded Pompadour. Eine Frisur, bei der die seitlichen Haare kurz und die oberen lang sind. "Das war bei der WM auch schon ein Trend, aber unverbunden." Unverbunden, das bedeutet, dass die kurzen Haare ohne Zwischenstufe in die langen Haare übergingen. Das war bei der WM vor zwei Jahren mehr im Trend. In diesem Jahr wird mehr auf die Übergänge geachtet - das Haar wird bis nach oben mehrmals durchgestuft. "Das hat wieder mehr mit Haare schneiden zu tun", findet Zipfel.
Eine ausgewachsene Version vom ehemaligen WM-Trend trägt der Österreicher Marco Arnautovic. Sein Man-Bun, ein zusammengebundener Dutt auf dem Kopf, ist zwar längst nicht mehr modern, steht ihm aber außerordentlich gut, findet der Friseurmeister.
David Beckham ist Maßgeber
Von wem sich der Österreicher trotzdem was abgucken könnte, ist David Beckham. "Obwohl er seit langem kein Fußball mehr spielt, ist er ein Trendsetter und Maßgeber. Er zeigt was frisurentechnisch geht. Er hat den Fußball sehr beeinflusst und war zum Beispiel der Erste, der einen Iro hatte", so Zipfel.
So schlimm manche Frisuren auf den Forchheimer wirken, die Hauptsache ist, dass sich der Fußballer wohl fühlt. Deshalb lobt der Friseurmeister den Pilzkopf von Bundestrainer Joachim Löw. "Ich finde die Frisur geil. Er bleibt seiner Linie treu. Er hat seine Frisur gefunden und bleibt dabei." Verändern würde er an der Haarpracht nichts, immerhin sei es schwierig etwas zu ändern, wenn die Person damit zufrieden ist und alle daran gewöhnt sind. "Das ist die klassische Joachim-Löw-Frisur. Hauptsache die Person fühlt sich wohl."