Der Freie Bürgerblock Forchheim verzichtet bei der Kommunalwahl völlig auf Plakate. Das gesparte Geld spendeten die Parteimitglieder dem Sozialpsychiatrischen Dienst "Die Insel".
Plakatieren ist nach Auffassung von Stadtrat Heinz Endres vom "Freien Bürgerblock Forchheim" (FBF) hinausgeworfenes Geld. "Wir haben bereits am 4. April 2008 einen Antrag in den Stadtrat eingebracht, wonach das Plakatieren drastisch eingeschränkt werden sollte. Leider haben wir uns damit nicht durchgesetzt", erinnert sich Endres.
Aber genau deshalb wollen die Mitglieder des Freien Bürgerblocks ein Zeichen setzen gegen die Flut von Plakaten. Sie verzichten aufs Plaktieren und spenden das gesparte Geld, 500 Euro, an den sozialpsychiatrischen Dienst "Die Insel" in Forchheim.
"Die Flut von Plakaten verschandelt das Stadtbild", betont Stadtrat Manfred Mauser, der auf Listenplatz 2 der FBF kandidiert. Zwischen Kolpingsplatz und dem Einkaufsmarkt Obi hat Heinz Endres 242 Plakate der Mitbewerber gezählt. "Ob jemand so das Interesse der Öffentlichkeit wirklich auf sich ziehen kann, wage ich zu bezweifeln", findet Endres.
Gehen auf die Bürger zu Hinzu kommt: Immer wieder werden Plakate beschädigt, verunstaltet oder entwendet. "Die letzten Landtags- und Bundestagswahlen haben verdeutlicht, dass derartige Auswüchse im Steigen begriffen sind", erklärt Vorsitzender Peter Staab, der bereits Erfahrungen in dieser Hinsicht gesammelt hat. "Wir haben auch schon die Plakatständer beim ehemaligen Krankenhaus aus der Wiesent gefischt. Das wollen wir uns ersparen." Zumal es auch im Internet Handlungsanleitungen zum Entfernen und Beschädigen der Plakate gibt. Noch heute, so Endres, lägen Plakate aus dem Jahr 2003 in den Hecken entlang der Steinbühlstraße.
Ganz auf Werbung verzichten die Mitglieder des Freien Bürgerblocks freilich nicht. "Wir werden viel mit den
Leuten reden", erklärt Pressesprecher Professor Hans Schneider.
Vor allem an Infoständen suchen die Kandidaten des FBF die Nähe zu den Wählern. "Wir sind alle gut in den Vereinen vernetzt und haben das Ohr an den Bürgern, wissen also, wo die Forchheimer der Schuh drückt", pflichtet Ex-Schulleiter Günter Hoch (Listenplatz 7) bei, der für die Spende den Kontakt zum sozialpsychiatrischen Dienst "Die Insel" hergestellt hat, wo er sich ehrenamtlich engagiert.
Als Besonderheit haben die Kandidaten des Freien Bürgerblocks Forchheim einen Flyer in türkischer Sprache herausgebracht. Das ist bislang einmalig in Franken, betont Parteichef Peter Staab.
Info in der Muttersprache Kandidat Metin Karabag (Platz 12) verweist darauf, dass es in Forchheim 3000 türkisch-stämmige Mitbürger gebe, von denen 800 wahlberechtigt seien.
"Vor allem Zuwanderer der ersten und zweiten Generation hätten immer noch Verständigungsprobleme. Vor allem wenn es um komplexere politische Vorgänge gehe, sei eine Information in der Muttersprache überaus hilfreich.
Und was sind die Themen des Freien Bürgerblocks? "Wir haben keine Patentlösungen. Unser Ansatz ist es, gut zuzuhören und mitzuwirken, pragmatische Lösungen zum Wohl der Forchheimer anzubahnen", erklärt Hans Schneider, der jahrelang den Verlockungen der CSU widerstanden hat. "Hier fühle ich mich wohl. Hier macht es Spaß, sich für die Bürger einzusetzen", bekräftigt Schneider.
Beharrlichkeit zahlt sich aus Als Beispiel nennt er das Engagement für eine Grüne Welle auf der Theodorf-Heuss- bzw Konrad-Adenauer-Allee. Hier habe die jahrelange Beharrlichkeit zum Erfolg geführt.
Das Thema Verkehrspolitik sei damit aber nicht abgeschlossen. "Zur Optimierung des Verkehrsflusses kämpfen wir für die Einrichtung von Kreisverkehren und machen uns Gedanken über eine Verkehrsleitplanung in der Innenstadt", erklärt Lisa Welker, die einzige Frau auf der FBF-Liste.
Bürger rechtzeitig beteiligen Wichtig dabei: "Die Bürger müssen rechtzeitig in die Entscheidungsprozesse einbezogen werden", betont Pressesprecher Schneider und ergänzt: "Eines der Hauptziele des FBF ist die Stärkung der Bürgerbeteiligung."
Das gelte auch für die anderen Themen. "Wir brauchen Bauland und Wohnungen, sowohl für die besser Betuchten, als auch für die sozial Schwächeren.
Das geht nur zusammen mit den Grundstücksbesitzern", bekräftigt FBF-Kandidat Christian Mahr.
Die Akzeptanz der Bevölkerung sei auch bei der Gestaltung des Paradeplatzes und der Verschönerung des Kellerwaldes unerlässlich.
So begreifen Endres, Mauser, Schneider & Co. die FBF als Bürgerinitiative über alle Parteigrenzen hinweg. Parteichef Peter Staab formuliert das so: "Wir sind Forchheimer, die sich für Forchheimer einsetzen."