Eine echte Exotin
Auch wenn der Frauenanteil im Schornsteinfeger Beruf steigt: Butterhof-Lorenz ist immer noch eine echte Exotin. Nach Angaben des Statistik-Portals "Statista" waren im Jahr 2016 8298 Männer und nur 764 Frauen im Schornsteinfegerhandwerk tätig.
Egal ob auf dem Bau, in Schreinereien oder in Malereien: Dass Männer in der Überzahl sind, macht sich in vielen Handwerksberufen bemerkbar. Das weiß auch Werner Oppel, Kreishandwerksmeister in Forchheim. 1150 weibliche Auszubildende im Handwerk gibt es in ganz Oberfranken, im Landkreis Forchheim sind es 82, so Oppel. Besonders stark vertreten ist die Friseur-Innung mit 27 weiblichen Azubis. Echte Exoten sind weibliche Azubis bei Kfz-Mechatronikern (vier), bei den Goldschmieden (zwei) und bei den Steinmetzen (eine).
Er hat in seinem Sanitärbetrieb schon viele Lehrlinge ausgebildet, eine Frau war nicht darunter. "Bei so einem schweren Beruf ist das nicht einfach - Gleichberechtigung hin oder her", sagt Oppel. Besonders bei körperlich sehr anstrengenden Arbeiten würden Frauen schnell an körperliche Grenzen stoßen.
Frauen sind willkommen
Dabei wäre der Handwerksmeister aufgeschlossen für jede Bewerbung, egal ob von Mann oder Frau. Worauf es ihm ankommt: "Man muss lernfähig sein", sagt er. Eine gute Entwicklung gebe es dafür bei Handwerksberufen wie Bäcker. "Da gibt es mittlerweile schon Damen. Das ist kein Problem", sagt Oppel.
Interview: "Vorurteile haben in der heutigen Arbeitswelt keinen Platz"
Im Gespräch erklärt Michael Waasner, Vorsitzender IHK-Gremium Forchheim, was sich in den vergangenen Jahren geändert hat und welche Grenzen es für Frauen gibt. Was sind typische Männerberufe?
Michael Waasner: Den typischen Männerberuf gibt es heute eigentlich nicht mehr. Man kann höchstens sagen, dass es in gewissen Berufszweigen gewisse Tendenzen gibt. Wir als Industrie- und Handelskammer sehen das gerade bei den Eintragungen der Ausbildungsberufe. Da ist der Anteil der männlichen Auszubildenden gerade im Baugewerbe, in der Metall-Elektro-Verarbeitung, bei den Berufskraftfahrern und im Lagerbereich schon deutlich höher.
Wie schwer ist es für eine Frau, sich in einem technischen oder handwerklichen Beruf durchzusetzen?
Frauen, die sich für einen Beruf in diesen Bereichen entscheiden, wissen in der Regel genau, was auf sie in den Berufen zukommt. Die Prüfungsergebnisse zeigen, dass Frauen oft besser abschneiden und sich so auf jeden Fall durch ihre fachliche Kompetenz durchsetzen können.
Wie hat sich die Situation in den vergangenen Jahren verändert: Gibt es mehr Frauen in Männerberufen? In den oben genannten Berufen hat sich der Anteil von Frauen unter den Auszubildenden in den letzten Jahren in der Region Forchheim verdoppelt. Anteilig machen Frauen zwar immer noch einen deutlich kleineren Prozentsatz aus, eine klare Tendenz nach oben ist aber erkennbar.
Mit welchen Vorurteilen werden Frauen in typischen Männerberufen konfrontiert?
Die klassischen Vorurteile sind eher physischer Natur. Da aber die schwere körperliche Arbeit immer weniger wird, ist dieses Vorurteil mehr als obsolet. Einerseits lässt das der Arbeitsschutz gar nicht mehr zu, und andererseits kommen vermehrt Maschinen zum Einsatz, die die Arbeit sowohl für Männer und auch Frauen erleichtern. Diese Vorurteile haben also in der heutigen Arbeitswelt keinen Platz mehr.
Wie viele Frauen arbeiten in der Region Forchheim in typischen Männerberufen?
Konkrete Zahlen aus Forchheim haben wir von den Ausbildungsverträgen, die zum Jahresende 2018 aktiv sind. Von den Ausbildungsberufen aus der Metalltechnik, Elektrotechnik, Bau-Steine-Erden, Chemie-Physik-Biologie, Holz, sowie die Berufskraftfahrer und Lagerberufe sind von insgesamt 231 Auszubildenden lediglich 31 Frauen.
Welche Grenzen gibt es für Frauen in typischen Männerberufen? ?
Grenzen bei der Berufswahl darf es alleine schon wegen dem in Europa gültigen allgemeinen Gleichbehandlungsgesetz nicht geben. Unabhängig davon, sind diese in der heutigen Zeit nicht nötig. Welchen Stellenwert hat das Thema Kinder und Elternzeit? Elternzeit wird auch zunehmend von Männern wahrgenommen und wird auch immer mehr ein Thema bei den männlichen Mitarbeitern. Das Gespräch führte Franziska Rieger