Franz Och war immer Herr über sein Leben

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Der Journalist Franz Och, so wie ihn viele kennenRepros: Franze
Der Journalist Franz Och, so wie ihn viele kennenRepros: Franze
Theatergruppe des Katholischen Burschenvereins Pretzfeld mit Franz Och in der mittleren Reihe, Zweiter von links
Theatergruppe des Katholischen Burschenvereins Pretzfeld mit Franz Och in der mittleren Reihe, Zweiter von links
 
Franz Och (m.) mit seinen Brüdern und Eltern 1938
Franz Och (m.) mit seinen Brüdern und Eltern 1938
 
Bürgermeister Franz Och mit Vorgänger Georg Schirmer (l.) und Nachfolger Walter Zeißler (r.)
Bürgermeister Franz Och mit Vorgänger Georg Schirmer (l.) und Nachfolger Walter Zeißler (r.)
 
 

Er war Bürgermeister, Journalist und verliebt in die Mundart. In einem Buch beschreibt der Pretzfelder, wie er aus bescheidenen Voraussetzungen das Beste gemacht hat.

Franz Och, der langjährige Bürgermeister von Pretzfeld und Ehrenvorsitzende der fränkischen Mundart-Bewegung, blickt in einer kleinen Broschüre auf seinen Lebensweg zurück. Seine Erinnerungen hat er nicht nur für seine "Familie und deren Nachkommen" und "interessierte Wegbegleiter" festgehalten, sondern auch, um sich selbst "auf die Spur zu kommen".

Aufgewachsen ist er "in einer sechsköpfigen Kleinlandwirtsfamilie", die mit ihren fünf Kühen und 15 Tagwerk Landwirtschaft hart arbeiten musste, um durchs Leben zu kommen. "Meine Kindheit war beeinflusst von einer guten einfachen und tief religiösen katholischen Welt, und überschattet von der Naziherrschaft unter Hitler und fast sechs Jahren Krieg", schreibt Och.

Vom Gelöbnis entbunden

Um die Jahreswende 1944 erfuhr die Familie, dass der älteste Sohn gefallen ist und der zweitälteste nach seiner Verwundung vermisst wird. Och selbst stand als 14-jähriger mit seinem Vater in Pretzfeld "an der Panzersperre Ortsausgang Richtung Ebermannstadt Wache für das untergehende Deutschland; mit einem italienischen Gewehr, mit dem wir nicht umgehen konnten und für das wir keine Munition hatten".

Bei einem amerikanischen Tieffliegerangriff wirft er sich in Todesangst in einem Graben und gelobt: "Wenn ich lebend heimkomme, gehe ich zu Fuß nach Altötting." Sein Pfarrer hat ihn später von diesem Gelübde entbunden. Umso mehr engagierte sich Och danach in der katholischen Jugend als Gruppen-, Pfarr- und Dekanatsführer. Nach der Einnahme Pretzfelds durch die Amerikaner plünderten befreite Zwangsarbeiter das Schuhlager, das ein Nürnberger Händler in seinem Elternhaus eingelagert hatte.

Kredite gab es nicht

Och selbst hatte zu dieser Zeit bereits die Volksschule abgeschlossen und besuchte die landwirtschaftliche Berufsschule. 1951 wurde er "ohne größere Formalitäten zum Raiffeisenrechner" bestellt, wobei die Bank über nichts anderes verfügte als einen alten Panzerschrank.

Er stand mitten in der Wohnstube seines Elternhauses. "Es gab 33 Kleinst-Sparkonten. Kredite an Kunden wurden noch nicht vergeben. Das erste Darlehen nahm ich, der genossenschaftliche Bankier, selbst auf. Ich glaube, es waren 120 Mark für den Kauf einer Schreibmaschine. Als Sicherheit musste ich mein Halbjahresgehalt von 120 Mark abtreten."

Weder für Franz Och selbst, dem - wie er selbst schreibt - das "Bankwesen völlig unbekannt war", noch für seine Familie hat sich der Einsatz für das Genossenschaftswesen gelohnt.

"Ganz im Gegenteil", wegen des Aufbaus der Raiffeisenbank musste er seine Familie und seine eigene Landwirtschaft vernachlässigen. Och war nicht sozialversichert, und sein monatliches Gehalt stieg nur langsam auf 20 DM. "Ohne die Landwirtschaft meines Vaters hätte ich mich und meine Familie in den ersten zehn Jahren nicht ernähren können", erinnert sich Och.

Eine Art Ehrensold

46 Jahre hat Franz Och für die Raiffeisenbank gearbeitet. Bei seinem Ausscheiden war sie 1997 das "drittgrößte genossenschaftliche Geldinstitut im Landkreis Forchheim" mit einer Bilanzsumme von über 200 Millionen DM.
Dass seine "harte Aufbauarbeit" nicht einmal mit einer "Art Ehrensold" gewürdigt wurde, verbittert ihn noch heute beim Rückblick auf sein Leben. Von Anfang an hat sich Franz Och auch politisch engagiert. "Wir jungen Leute wollten aus dem Irrsinn des Nationalsozialismus Lehren ziehen und für eine bessere Welt auf dem Boden des Christentums arbeiten."

Mit 25 Jahren wurde er Gemeinderat in Pretzfeld, 1960 Kreisrat und 1966 Bürgermeister seiner Heimatgemeinde. Von 1972 bis 1984 hat er das Bürgermeisteramt in Vollzeit ausgeübt, "jedoch nur gegen ehrenamtliche Entschädigung". Bei der Gebietsreform setzte er alles daran, dass er seine Gemeinde aus der ungeliebten Verwaltungsgemeinschaft mit der Stadt Ebermannstadt herauslöste.

Ein überzeugter Europäer

Er förderte auf der anderen Seite den Zusammenschluss mit Hagenbach, Poppendorf, Hetzelsdorf, Zaunsbach, Wannbach, Lützelsdorf, Urspring, Eberhardstein und Pfaffenlohe zu einer funktionierenden Einheitsgemeinde.

Ein Herzensanliegen war ihm die Völkerverständigung über seine Heimat hinaus. Deswegen trat er 1957 in die Europa-Union ein, gründete 1976 den Kreisverband Forchheim und leitete ihn bis 1997. Ein besonderer Wesenszug zeigt sich bei Franz Och in seiner "Liebe zum Schreiben". Als "freier Journalist" hat arbeitete er für mehrere Zeitungen, unter anderem auch für den Fränkischen Tag.

Im Jahr 1971 veröffentlichte Och unter dem Titel "Pflüger auf steinigem Acker" eine Auswahl von Kalendergeschichten. Sie zeugen von seiner tiefen Verbundenheit mit Religion und Heimat, verraten aber auch ein wenig von seiner Traumwelt, seinen Idealen und seiner "Sehnsucht nach einem ‚fesala' Glück".

Ein Freund der Mundart

Große Verdienste hat sich Franz Och um die Pflege der fränkischen Mundart erworben. 1981 rief er in Egloffstein die Arbeitsgemeinschaft Mundart-Theater in Franken ins Leben und initiierte zusammen mit Walter Tausendpfund aus Pegnitz die ersten Theatergespräche und 1983 in Unterleinleiter die ersten Fränkischen Laienspieltage.

Heute pflegen über 120 Laienspielgruppen die fränkische Mundart auf der Bühne. Höhepunkt aber waren für Franz Och, der sich seit über 50 Jahren auch für die Welthilfssprache Esperanto einsetzt, "die ersten (und bisher einzigen) Europäischen Mundart-Theatertage" im Möhrendorfer Mühlentheater im Juni 2000.

"Was aber waren die Motive", fragt sich Franz Och am Ende seines Rückblicks, für sein Engagement in der Genossenschaftsbewegung, in der Kommunalpolitik und der Pflege von Heimat und Tradition?

Religion und Ehrgeiz

Ganz sicher war es "Verantwortungsbewusstsein aus tiefer Religion" und später vielleicht "auch Ehrgeiz". Vor drei Jahre musste Franz Och seine Pressearbeit aufgeben. Ein Schlaganfall und eine Kopfoperation machen ihm schwer zu schaffen.
Undankbar ist er deswegen nicht - weil er seine Gunda an seiner Seite weiß, die ihn seit über 57 Jahren begleitet, unterstützt und sein "ganzes Lebenswerk" erst möglich gemacht hat.