Forchheims Unterwelt ist voller Überraschungen

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In der Klosterstraße haben Archäologen Teile des Reuther Tors freigelegt. Fotos: privat
In der Klosterstraße haben Archäologen Teile des Reuther Tors freigelegt. Fotos: privat
Die Quader des Reuther Tors bestehen aus Sandstein.
Die Quader des Reuther Tors bestehen aus Sandstein.
 
Reiner Burkard referierte über die Funde in Forchheims Erde. Fotos: Görner
Reiner Burkard referierte über die Funde in Forchheims Erde. Fotos: Görner
 
 
 
 

Auch für Archäologen wie Reiner Burkard, der an der Entdeckung des Reuther Tors in der Klosterstraße beteiligt war, hält die Forchheimer Unterwelt noch viele Überraschungen parat. Sein Vortrag bei den "Altstadtfreunden" macht die Bedeutung seines Berufsstands deutlich.

Mit dem Bleistift als Arbeitsgerät in der Hand, stehen sie in Wolken voller Lärm und Gestank. Und dann diese fortgesetzten Sorgen und Ängste: Vielleicht nehmen die Funde ja doch Schaden durch die Erschütterungen der Laster und Bagger. Es hat also auch so seine Tücken, als Archäologe sein Geld zu verdienen.

Von den Nöten, viel mehr natürlich aber von den Glücksgefühlen eines Archäologen hat jetzt in Forchheim Reiner Burkard berichtet. Burkard hat in Bamberg Archäologie studiert und hat zur Stadt Forchheim ein ganz besonderes Verhältnis. Er ist es gewesen, der bei Tiefbauarbeiten in der Klosterstraße und der Eisenbahnstraße das ehemalige Reuther Tor mit ans Tageslicht gebracht hat.

Der Arbeitskreis "Junge Altstadtfreunde", der eine Untergruppe des Heimatvereins Forchheim ist, hatte Burkard im Rahmen der "Hausgeschichten" ins Kellergewölbe der Kaiserpfalz eingeladen.


Selbst wer sich bis dahin noch nicht für die Geschichte der ehemaligen Kaiserstadt interessiert hat, konnte sich den spannenden Informationen über die Zeit vom Spätmittelalter bis zum späten 19. Jahrhundert kaum entziehen: Da ging es natürlich vor allem um Militärtechnik oder auch um die raffinierte Bauweise einer Stadtmauer mit spitz zulaufenden fünfeckigen Bastionen.

Diese Variante bot bei der Verteidigung der Stadt beste Sicht- und Schießmöglichkeit, nachdem es in diesem Fall keine gefährlichen toten Winkel gab.

Neuster Stand der Technik

Nach 50-jähriger Bauzeit war 1610 der erste Festungsring dieser Art um Forchheim herum fertig und er wurde im 17. und auch im 18. Jahrhundert immer wieder auf den neuesten Stand der Technik gebracht.

Nur einen guten halben Meter unterhalb der oben erwähnten Straßen hat man Sandsteinquader gefunden. Sie können den verschiedenen Bauzeiten der Festungsmauer zugeordnet werden. Speziell gilt das für das repräsentative, mit großen Schmuckfiguren ausgestatteten Reuther Tor.

Aber auch den Teilen eines jüngeren Abwasserkanals sind die Steinquader zuordenbar. Ein Buckelquader, der besonders akkurat im 45 Grad-Winkel behauen worden ist, verdeutlicht laut Burkard, wie groß das Wissen der Festungserbauer damals gewesen ist. Reiner Burkard ist sich ziemlich sicher, dass bei Grabungen in größeren Tiefen qualitativ immer bessere Steinzeugnisse entdeckt werden würden. Aber sowohl der dafür notwendige zeitliche als auch finanzielle Aufwand übersteige wohl die herrschenden Möglichkeiten.

Auffällig nennt Burkard die noch heute fühlbare Festigkeit des Kalkmörtels aus der Zeit der Renaissance, der die Steine verbindet. Weder zuvor im Mittelalter noch später im Barock sei der Mörtel derart gut gewesen. Burkard hält es für möglich, dass der Mörtel mit Eiern oder Quark vorsetzt worden ist. Vielleicht sogar auch schon mit Gips, der zu jener Zeit im Aischgrund abgebaut worden ist.

Direkt gegenüber der Johannis-Kirche und dem frisch renovierten Eckhaus auf der anderen Straßenseite sind noch Steine gefunden worden, die möglicherweise von der Brüstungsmauer hinter dem eigentlichen Reuther Tor stammen. Burkard hält es sogar für wahrscheinlich, dass im Inneren der heutigen Pizzeria Überreste eines zum Tor gehörenden Wachhauses liegen.

Es existiert nicht mehr allzu viel von den früheren Festungsanlagen; 1875 wurden sie von der Stadt Forchheim aufgekauft und dann als "Steinbruch" genutzt.

Der Abend bei den "Jungen Altstadtfreunden" mit Gästen aus anderen Sparten der Stadt- und Häusergeschichte Forchheims machte auch deutlich, wie sinnvoll und vor allem wichtig die sich gegenseitig ergänzende Zusammenarbeit dieser Fachleute ist.