Die Forchheimer "Altstadtfreunde" haben sich auf so kundige wie leidenschaftliche Weise mit den Anwesen Bamberger Str. 14 und Hauptstraße 33 beschäftigt.
Das schon eingespielte Duo Ingrid Winklmann und Reinhold Glas - von Georg Brüttin wurden die beiden dem Publikum als "Wiederholungstäter" vorgestellt - hatte sich für die 29. Veranstaltung der zum Heimatverein gehörenden "Altstadtfreunde" intensiv mit den Anwesen Bamberger Str. 14 und Hauptstraße 33 beschäftigt.
Das ehemalige Gasthaus "Bayerischer Hof" erhielt im Oktober 2016 nach längerer, aber sehr gelungener Renovierung und Restaurierung den Fassadenpreis und anlässlich des Verkaufs der ehemaligen Bäckerei Lieb und einer geplanten Neunutzung des gesamten Hauses wurde dieses vor kurzem baugeschichtlich untersucht.
Kunstvolle Geländer
Die Bauforscherin und Kunsthistorikerin Winklmann hob hervor, dass zwar fast alle Außenwände des Gebäudes in der Bamberger Straße noch alt sind (aus der Zeit um 1805), dass jedoch von der Binnengliederung nichts mehr erhalten ist. Interessanterweise ist aber am Kellergewölbe des Hauses zu erkennen, dass es auf einen Vorgängerbau aus dem 15. Jahrhundert gesetzt worden ist; die erste Urkundenerwähnung stammt aus dem Jahre 1427. Da heißt es als Datumsangabe: "Montag nach dem heiligen unseres Herrn Auffahrtstag." Im Inneren des heute sichtbaren Baudenkmals existieren noch ein kunstvoll gestaltetes Treppengeländer, Stuckfragmente und Bordüren-Wandmalerei.
Unterschiedliche Nutzer
Reinhold Glas, der auch Verfasser des historischen Werks "Häuserbuch Alt-Forchheim" ist, ergänzte die Ausführungen von Ingrid Winklmann vor allem durch die Auflistung der verschiedenen Eigentümer des Anwesens (das 1785 durch den Zukauf des angrenzenden "Spital-stadels" erweitert wurde) und dessen unterschiedlicher Nutzung. Nach den ersten vier Besitzern lebten bewiesenermaßen von 1564 bis etwa 1750 Schmiede in dem Haus - gleich sieben Generationen hintereinander.
Es folgten Posthalter und nach dem Abriss des alten Gebäudes zog kurz nach 1805 schließlich der erste Gastwirt in das damals neu erbaute und später "Zum Bayerischen Hofe" genannte Haus ein. Bis 1880 blieb die Nummer 14 in der Bamberger Straße ein von allen Gesellschaftsschichten frequentiertes Gasthaus.
Zahlreiche Funktionen
Nachfolgenden Käufern wurde die Schankerlaubnis wegen zu vieler Gasthöfe in der Bamberger Straße dann allerdings nicht mehr erteilt. Die günstige geografische Lage an der Hauptverkehrsroute von Nürnberg nach Bamberg hatte aber über so lange Zeit zu all den dargelegten Funktionen des Hauses sehr beigetragen.
Die Geschichte des Anwesens in der Hauptstraße 33 ("Liebs-Haus") ist auch schon ab 1465 nachvollziehbar. Auf einen Vorgängerbau folgte 1565 ein Fachwerkhaus - was man noch heute an der Rückfront erkennen kann. Die Fassade ist aber schon vor 1880 "versteinert" (so der Ausdruck der Fachleute) worden.
Wie Ingrid Winklmann erläuterte, stammt die auch jetzt noch zu erkennende Binnengliederung aus dem 18. und dem 19. Jahrhundert und ist in beiden Stockwerken jeweils durch einen mittigen Längsflur geprägt. Man fand noch sogenannte Schlierendecken (mit Lehm- und Strohfüllung) und auch der Walmdachraum ist in das 19. Jahrhundert einzuordnen.
Lustiger Begriff
Bei einem von Winklmann gezeigten Foto eines besonders dunklen (dendrodatierten) Einzelteils der Dachkonstruktion fiel ein lustig klingender Spezialbegriff: der "Aufschiebling".
Damit ist ein Sparrenaufsatz gemeint, der die Möglichkeit für die Dachverlängerung nach außen bietet. Im 16. Jahrhundert war das Fachwerk noch ockerfarben, im 17. Jahrhundert grau. Obwohl nur noch an einer einzelnen Stuckleiste erkennbar, kann man vermuten, dass die Räume im 18. Jahrhundert generell stuckiert waren. Eine farbintensive Draperie-Malerei in Weinrot und Goldgelb aus dem 19. Jahrhundert bildet einen der oberen Wandabschlüsse. Sehr interessant ist die Geschichte der Besitzer der Nr. 33 in der Hauptstraße und die Nutzung des Hauses über die Jahrhunderte: Auf den Gassenhauptmann Wolf Dötzer folgte 1588 Anna von Wiesenthau, damals schon Witwe des Wilhelm von Wiesenthau, der als Schultheiß seinen Amtssitz im Nachbarhaus Nr. 35 gehabt hatte.
1649 kaufte der Centrichter (Richter für besonders schwere Verbrechen) Bartholomäus Joachim Lechner das Gebäude, der sich um die Stadt
Forchheim sehr verdient gemacht hat.
Im kleinen Rathaussaal kann man noch heute das Lechner-Wappen sehen. Nach weiteren "Zwischeneigentümern" geht 1712 das Haus an den ersten Bäcker (Georg Reißer), was sich über zehn Generationen fortsetzte. Im Oktober 1954 erwarb Leonhard Lieb das Anwesen.