Forchheimer Kellerwald: Nur die Hälfte der historischen Felsenkeller existiert noch

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Der Weiß-Tauben-Keller mit Pavillon Foto: Martin Glas
Der Weiß-Tauben-Keller mit Pavillon Foto: Martin Glas
Der Hebendanz-Keller Foto: Martin Glas
Der Hebendanz-Keller Foto: Martin Glas
 
Im Eichhorn-Felsenkeller Foto: Martin Glas
Im Eichhorn-Felsenkeller Foto: Martin Glas
 

In den 34. Häusergeschichten der Forchheimer Altstadtfreunde berichtete Reinhold Glas über die Geschichte der Forchheimer Felsenkeller.

Wie sehr die Forchheimer ihre Felsenkeller lieben, konnte man auch daran sehen, dass sich zu den 34. Häusergeschichten der Altstadtfreunde der Gewölbekeller der Kaiserpfalz gefüllt hatte. "Biertradition in Forchheim - Die Geschichte der Felsenkeller", so lautete der Titel des Vortrags des Referenten Reinhold Glas, der für seine akribischen und mit Begeisterung betriebenen Nachforschungen bekannt ist. Die ersten Keller wurden offiziell bereits ab 1691 genutzt, was aus alten Zinsbüchern und Stadtrechnungen hervorgeht. Man weiß aber, dass einer - der heutige Schlössla-Keller - schon 1609 auch als Bierlagerstätte diente; die Jahreszahl ist im Eingangsbogen in den Stein eingemeißelt. Da aber über diese frühe Zeit keine Zinseintragungen auf genau den Keller bezogen existieren, wird vermutet, dass er damals von der Kommune selbst genutzt wurde. Der Forchheimer Bürgerwald (noch mit Steinbruch), heute meist Kellerwald genannt, war seit Urzeiten Eigentum der Stadt, weshalb diese nicht Zins an sich selbst hatte zahlen müssen.

Im Grundbuch eingetragen

Als 173,5 Hektar groß ist das Waldgebiet seit 1909 im ersten amtlichen Forchheimer Grundbuch eingetragen. In einer Schrift von 1765 dagegen werden noch 270 "Acker" angegeben, was zeigt, dass das Wort Acker auch einmal ein altes Flurmaß war.

Eben weil die Felsenkeller auf Stadtgrund lagen, wurden sie den Inhabern von der Stadt ab 1691 zu Lehen überlassen. Es waren überwiegend örtliche gewerbliche Büttner und Brauer, vereinzelt aber auch Bäcker, Metzger oder Rotgerber. Wenige auswärtige Wirte kamen dazu, und auf ihren Namen eingetragen waren auch Amtspersonen wie Schultheiß, Kastner oder Stiftsdechant, die aber nur für den Eigenbedarf Bier in den Kellern lagerten.

Kloster zinsfrei

Typischerweise zinsfrei durfte das Franziskaner-Kloster (später: Redemptoristen) ab 1697 einen Keller nutzen, der nach der Säkularisation in private Hände ging und der heute den zweiten Stollen des Hebendanz-Kellers ausmacht.

Ein Caspar Hebendanz taucht 1691 in den Zinsbüchern auf als Inhaber des tatsächlich ersten offiziellen Felsenkellers "uf'm Steinbruch" - gehörend zur Wirtschaft in der Hauptstraße 52 (Fränkische Bierstube, heute "Stadtlockal"). Insgesamt entstanden in dem Jahr gleich 20 Bierkeller. 1692 kamen sieben weitere dazu, während sich ihre Zahl in den nächsten Jahren bis 1750 nur noch "tröpfchenweise" auf 46 Keller erhöhte.

Tische und Bänke dazu

Aber erst ab 1840 anlässlich des Annafestes wurden die Felsenkeller mit Tischen und Bänken ausgestattet und damit offiziell zu Schankstätten für allgemeinen Gästebesuch - wenn sich auch wohl schon viel früher und mehr privat Freunde und Nachbarn bei den jeweiligen Kellern zu einem guten Trunk trafen.

Kellerrechte

Heute existieren noch insgesamt 23 Keller mit 53,5 sogenannten Kellerrechten, die 1896 mit dem Erscheinen des Bürgerlichen Gesetzbuches genau festgelegt wurden. Diese Rechte werden bis heute weitgehend vererbt. Auf einem Keller können - je nach Anzahl der (abzweigenden) Stollen - ein bis fünf Kellerrechte liegen.

Mit der Revolution von 1848 ist das Lehen- und Zinswesen aufgegeben worden, aber alle Betreiber der Keller sind auch heute nur Erbbauberechtigte der Stadt Forchheim, nicht Eigentümer.

Vorfreude auf das Buch

Mit Vorfreude auf das demnächst erscheinende Buch über die Forchheimer Felsenkeller mit ausführlichen Erläuterungen seien hier hauptsächlich nur die jetzt geltenden Namen derselben erwähnt.

Da gibt es den Bauern- und den Gottla-Keller (Verkleinerung von Gottfried Kraus), den Kaiser- und den Fäßla-Keller ("Zum Fäßla" am Paradeplatz), den Löwen- und den Rappenkeller (zu den Wirtshäusern "Zum Löwen", Nürnberger Straße 5 und "Zum Rappen", Hauptstraße 62), den Winterbauer- und den Schneider-Keller, den Kronen- (heute Mahrs-Bräu) und den Greif-Keller (vorher Kapuziner-K.), den Hebendanz- und den Schäffbräu-Keller (ehemals zum "Bräustübl" in der Hornschuchallee gehörend). Außerdem liegen im Bürgerwald der Schindler- und der Nürnberger-Tor-Keller, der Schlössla-Keller (Name leitet sich her von einem Gärtner auf der Jägersburg), der Glocken-Keller (zur "Blauen Glocke"), der Stäffala- und der Weiß-Tauben-Keller.

Grantige Schwiegermutter

Der heutige Hofmanns-Keller wurde bis 1895 von einem Nürnberger Protestanten Friedrich Lehmeyer betrieben, der sich auf dem Gelände seines Kellers 1880 ein kleines Wohnhaus als "Zufluchtsort" gebaut hat, um sich vor seiner grantigen Schwiegermutter zu schützen; selbige ist aber schon ein Jahr später gestorben.

Der Schwanen-Keller gehörte schon seit 1691 zum Gasthaus "Schwane", der Schützen-Keller hatte mit dem 1840 gebauten Schützenhaus das erste (Wirts-) Haus überhaupt auf dem Kellerberg. Als vorletzter Keller wurde 1804 der Blümleins-Keller gegraben, und als letzten beziehungsweise jüngsten grub man den Neder-Keller im Jahre 1807.

"Die vielen und schönen Vorchheimer Felsenkeller sind sehr berühmt", so heißt es in einer alten Beschreibung. Es gibt berechtigte Hoffnung, dass das auch so bleibt, hat doch sogar die Staatsregierung großes Interesse daran und half während der letzten Jahre auch durch Fördergelder, drei der Keller besonders schön instand zu setzen.