Figuren tragen Hetzleser Tracht

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Die Figuren machen sich auf den Weg zum Christkind.
Die Figuren machen sich auf den Weg zum Christkind.
Mit kritischem, aber sicherlich auch zufriedenem Blick betrachtet Karl Kraus eine seiner selbst gebauten Krippen. Fotos: Petra Malbrich
Mit kritischem, aber sicherlich auch zufriedenem Blick betrachtet Karl Kraus eine seiner selbst gebauten Krippen.  Fotos: Petra Malbrich
 

Seit seiner Kindheit investiert Karl Kraus unendlich viel Zeit und Kreativität in den Bau seiner Krippen. Er achtet darauf, dass sie immer auch einen Bezug zu seiner fränkischen Heimat haben.

Seit seinem 14. Lebensjahr baut Karl Kraus aus Hetzles Krippen. Die Bauernkrippe fertigte er beim Krippenbauerlehrgang in Bamberg vor 30 Jahren. Eines seiner Glanzstücke ist aber die fränkische Krippe mit original Hetzleser Trachten.
"Es gibt kaum mehr Moos", klagt Kraus. Das Moos müsse aber alle drei Jahre erneuert werden und dazu brauche er einiges von dem dichten Grün. Drei der über 100 Krippen, die Kraus angefertigt hat, sind bis zum 6. Januar in der Katharinenkapelle in Neunkirchen zu bestaunen.


Neugierige Kinder

14 Jahre war Kraus alt, als er 1953 mit dem Krippenbau begonnen hat. Einen Verein gab es nicht, also setzten sich die Kinder zu Hause hin und bauten Krippen. Die Krippe hatte damals noch eine große Bedeutung in der Familie. "Die Krippe war am wichtigsten", erinnert sich Kraus.

Jede Familie hatte eine Krippe und die Kinder gingen von Haus zu Haus und sahen sich die verschiedenen Krippen an. Vom Schreiner trug man laut Kraus Sperrholz zusammen und verarbeitete dieses, um die Geburtsstätte Jesu lebendig werden zu lassen. Heute nimmt Karl Kraus Spanplatten für seine fränkische Krippe, in der die Figuren in original Hetzleser Trachten gehüllt sind.

Oder er bearbeitet einen Klotz aus Styropor mit einem Industrieföhn und formte so die an Felsen erinnernden Formationen und Vertiefungen in das Material, wie er es für seine Felsenkrippe brauchte. Auch die Häuser der fränkischen Fachwerkkrippe sind selbst gebaut. "Ein halbes Jahr brauche ich ungefähr, um alle Häuser zu bauen", berichtet Kraus. Aus Spanplatten sind diese gefertigt und mit Schlämmkreide und Sägemehl verputzt. Zuvor hat Kraus noch das Fachwerk eingebaut. Jede der drei ausgestellten Krippen besticht durch ihren eigenen Charme. Sie zeigen die Geburt Christi in verschiedenen heimatlichen Gebäuden oder in einer einfachen Felsenhöhle. Jede Krippe ist handgefertigt und detailgetreu.


Das richtige Verhältnis

Zwei Krippenbaulehrgänge hat Kraus in Bamberg absolviert. Anhand des sogenannten Krippenmeters berechnet er das richtige Verhältnis zwischen Figuren, Haus und den anderen bereichernden Details. Kraus legt viel Zeit und Kreativität in die Ausgestaltung seiner Krippen.

Ein gutes Beispiel dafür sind die Figuren seiner Fränkischen Trachtenkrippe. Der Grund sind die original Hetzleser Trachten. In diese gekleidet machen sich die Hirten und Könige, aber auch einfache Menschen auf den Weg, um dem frisch geborenen Jesus zu huldigen.

Die Hände, die Füße und der Kopf der Figuren sind geschnitzt, der Rest ist ein bewegliches Gestell. Diese Figuren kann man kaufen. Von der inzwischen gestorbenen Trachtennäherin Anni Engelhardt ließ Kraus Trachten für seine Krippenfiguren nähen. In der historischen Tracht, der Alltagstracht, der Festtags- und der Sonntagstracht sind die Figuren auf der großen Platte drapiert, um das Christuskind zu sehen.
Bis zu vier Unterröcken trägt so manche der Frauen, die aus ihrem Fachwerkhaus geht, um sich mit anderen auf dem Weg zu machen. Dieser führt an verschiedenen Szenerien des Alltags vorbei. Kein Detail fehlt. Nichts ist in der Krippe unbedeutend, denn gerade durch diese kleinen Alltäglichkeiten lebt und fasziniert die Krippenlandschaft.

Da ist der Holzstoß unter dem Überdach, das typische Taubenhaus, aus dem sogar zwei Tauben schauen. Da sind der Hühner- und der Schweinestall, der das fränkische Leben prägt und das Wunder der Heiligen Nacht in die Herzen trägt.