Einschnitt in die Forchheimer Camper-Idylle

3 Min
Wo Ende April eine Gruppe negativ aufgefallen ist, erinnert nur noch das Loch hinter dem Müllkübel an deren unschönen Aufenthalt. Drumherum herrschen auf dem Stellplatz auf der Sportinsel wieder beste Voraussetzungen für Wohnmobil-Touristen. Fotos: Andreas Schmitt
Wo Ende April eine Gruppe negativ aufgefallen ist, erinnert nur noch das Loch hinter dem Müllkübel an deren unschönen Aufenthalt. Drumherum herrschen auf dem Stellplatz auf der Sportinsel wieder beste Voraussetzungen für Wohnmobil-Touristen.  Fotos: Andreas Schmitt
Diesen Platz im Forchheimer Süden schlägt FBF-Stadtrat Manfred Mauser als Stellplatz für durchziehende Gruppen in Forchheim vor.
Diesen Platz im Forchheimer Süden schlägt FBF-Stadtrat Manfred Mauser als Stellplatz für durchziehende Gruppen in Forchheim vor.
 

Fäkalien in Tüten und eine zerschnittene Hecke: Der Stopp einer Gruppe auf dem Wohnmobil-Stellplatz der Sportinsel hat eine Nutzungs-Diskussion ausgelöst.

"Idyllischer Stellplatz für Wohnmobile auf der Sportinsel." Mit diesen Worten wirbt die Stadt Forchheim auf ihrer Homepage um Touristen, die einen Stopp in der Königsstadt einlegen wollen. 20 Reisemobile, davon vier mit Überlänge, können dort abgestellt werden. Ein Tag kostet neun Euro, Anmeldepflicht gibt es nicht. Und die Besitzer erkunden derweil die Altstadt oder den Kellerwald und lassen dabei weiteres Geld in der Stadt. So zumindest ist der Plan.

Ende April jedoch campierte eine Gruppe von Sinti und Roma auf dem Platz. Sie hatte keinen Tourismus im Sinn und hinterließ der Stadt nur Unkosten. "Sie kamen mit sieben bis acht Wohnanhängern und haben eine Woche dort gelebt", bestätigt Walter Mirschberger, Leiter des für den Wohnmobil-Stellplatz zuständigen städtischen Bau- und Grünbetriebs.

Das Ergebnis: Eine vermüllte Fläche, Fäkalien in Plastiktüten, und zwei große Löcher in der Hecke, die die Stellplätze voneinander trennt. "Sie müssen die Löcher hineingeschnitten haben - vermutlich, weil sie nicht ständig außen herumgehen wollten. Vorher war die Hecke akkurat", sagt Mirschberger, der nach einigen Tagen vom Platzmeister informiert wurde, "da wir aber ziemlich sicher wussten, dass sie zwei Tage später wieder fahren wollten, haben wir nicht die Polizei gerufen."

Ein kolportiertes Kompetenzgerangel zwischen Gartenamt-Mitarbeitern, die die Gruppe nicht auf den Platz lassen wollte, und dem Ordnungsamt, das sich angeblich dafür aussprach, verneinen Mirschberger und Stadt-Pressesprecherin Britta Kaiser einhellig. Das Ordnungsamt sei für den Platz nicht zuständig und deshalb nicht informiert worden. Vielmehr habe sich Mirschberger gegen einen Polizei-Einsatz entschieden, da man der Gruppe ihr Fehlverhalten eventuell hätte nicht nachweisen können: "Es hat sie keiner auf frischer Tat ertappt. Wenn sie es abgestritten hätten, hätten wir ein Problem gehabt."

Denn grundsätzlich ist der Aufenthalt dort jedem gestattet - egal ob Tourist oder nicht. "Und ihre Platzgebühr haben sie auch gezahlt", erläutert Mirschberger, dass es das gute Recht der Gruppe war, sich auf dem Platz niederzulassen - sich so aufzuführen natürlich nicht.


Mauser will Müllberge verhindern

Manfred Mauser möchte Müllbergen auf der Sportinsel jedoch künftig vorbeugen. Der Stadtrat für das Forchheimer Bürger-Forum (FBF) hat das Thema in der jüngsten Planungsausschuss-Sitzung angesprochen. Er fordert: "Man könnte sie auch woanders hinstellen, müsste ihnen nicht unseren besten Platz geben." Wenn das Schule macht, argumentiert er, "warnen sich die anderen Gäste untereinander und keiner fährt mehr nach Forchheim." Außerdem sei das Thema nicht neu: "Ich erinnere mich an negative Begleiterscheinungen auf dem Kellerwald-Parkplatz."

Britta Kaiser betont, dass das Problem zuletzt eine ganze Weile nicht mehr aufgetreten sei. Nach dem jüngsten Zwischenfall denke die Verwaltung aber darüber nach, eine Verordnung zu ändern. "Es gibt Überlegungen, das Nutzungsrecht umzuwidmen und auf der Sportinsel nur noch Wohnmobile zu erlauben", beschreibt Kaiser den Plan, der die Wohnwägen der durchziehenden Gruppen vom Platz verbannen würde. Walter Mirschberger ergänzt, dass derzeit geprüft werde, wie andere Städte das Problem regeln: "Nach dieser Auswertung werden wir entscheiden."

Manfred Mauser dauert das alles zu lange. "Das haben wir vor Jahren schon im Stadtrat gefordert", kommentiert er die Pläne der Stadt. Seiner Meinung nach sei die neue Verordnung damals auch schon beschlossen, nur die Beschilderung bislang nicht ausgetauscht worden.
Walter Mirschberger hat eine andere Erinnerung: "Ja, es wurde darüber diskutiert. Der Vorschlag hat aber keine Mehrheit erhalten." Unter anderem, so will er sich erinnern, weil eine Beschränkung auf Wohnmobile auch die (zahlenmäßig geringeren) Wohnwagen-Touristen treffe. Wessen Erinnerung an die Stadtrats-Sitzung stimmt, konnte nicht geklärt werden.


Die Suche nach einem neuen Platz

Doch eine weitere Frage drängt sich auf: Wo sollen Durchreisende wie die Sinti-und-Roma-Gruppe in Zukunft untergebracht werden? Britta Kaiser gibt zu, dass die Stadt derzeit keine Antwort hat. "Wir wollen keine bestimmte Gruppe diskriminieren und sehen uns generell in der Verpflichtung, uns zu kümmern. Ein geeigneter Platz findet sich aber nicht von heute auf morgen." Walter Mirschberger benennt Kriterien, die ein Platz erfüllen müsste: "Eine Grund-Versorgung müssen wir aus Gründen der Menschlichkeit anbieten. Das ist die Voraussetzung." Er denkt dabei vor allem an einen Wasser- und grundsätzlich auch einen Stromanschluss.

Manfred Mauser argumentiert anders: "Die haben alles dabei, was sie brauchen." Er plädiert dafür, den Gruppen einen Platz vorzuschreiben, an dem sie nicht viel kaputt machen können. Seine Idee: eine Wiese nahe der Spedition Geis zwischen Äußerer Nürnberger Straße, Gewerbegebiet Sandgruben und der A 73-Auffahrt Forchheim-Süd. "Da waren sie ganz früher schon mal", bekräftigt Mauser, "da könnte man danach einmal mit dem Lkw durch zum Aufräumen - und fertig."