Der Ebermannstadter Verein "Flüchtlingsnetz" hat einen eigenen Laden aus der Taufe gehoben. Das Geld, das die Kunden im Laden lassen, geht an die Flüchtlingshilfe.
Viele Gäste waren zur Eröffnung des "Treffpunkt Klamotte" gekommen, zu der der Verein "Flüchtlingsnetz EBS" gekommen. Viele Prominente darunter, aber auch Menschen, die Bedürftigen durch ihren Einkauf helfen wollen. Im vergangenen Jahr hatte der Verein für die vielen Flüchtlinge, die in Ebermannstadt angekommen waren, Spenden benötigt.
Nach einem Aufruf war eine wahre Flut an Hilfsgütern über die Mitglieder hereingebrochen. "Nachdem die Asylbewerber versorgt waren, war dann die Frage, wohin mit den Sachen", erinnert sich Susanne Löser. Sie ist Vorsitzende des Vereins "Flüchtlingsnetz". In jener Zeit ist die Idee eines Ladens entwickelt worden.
"Susanne dachte an einen Laden, ich an eine Kleiderkammer", sagt Pia Herrmann.
Sie ist die Ansprechpartnerin im Laden und erklärt das zweistufige Preismodell: Bedürftige - egal ob Hartz-IV-Empfänger oder Asylbewerber - können sich bei der Stadt eine Rabattkarte holen. Dann müssen sie nur 50 Prozent der Preise im Laden bezahlen. Im "Treffpunkt Klamotte", der aktuell für ein Jahr geplant ist, gibt es Kleidung, Spielsachen und auch Haushaltswaren. Betreut wird er aktuell von acht ehrenamtlichen Helferinnen.
Keine Tuschelei Die Einnahmen gehen komplett an die Flüchtlingshilfe, die Ladenmiete wird über Spenden generiert. Aus dem Fundus erhalten Flüchtlinge auch ihr Starterpaket. "Ich würde mich freuen, wenn alle Bürger der Stadt vorbeischauen würden, einfach zum Stöbern", sagt Pia Herrmann. Und jeder dürfe auch etwas spenden, im Augenblick seien Sommerklamotten gefragt.
"Schade wäre, wenn hinter den Gardinen getuschelt und beobachtet würde, wer es nötig hat, hier einzukaufen", erklärt Pia Herrmann.
Landrat Ulm fühlt sich wohl Der Laden soll die Fußgängerzone beleben, soll aber auch Treffpunkt für Flüchtlinge sein, damit sie wissen, dass sie aufgenommen sind. Löser und Herrmann wünschen sich einen Treffpunkt, in dem man miteinander reden und sich austauschen kann.
Als einladend empfand auch Landrat Hermann Ulm (CSU) den kleinen Laden. "So eine Einrichtung erleichtert das Ankommen", sagt Ulm. Das Landratsamt tue das technisch Nötige, das Humanitäre machen seiner Ansicht nach die Leute vor Ort. Diesem "vorbildlichen Einsatz" zolle er große Anerkennung. Ebermannstadts Bürgermeisterin Christiane Meyer (NLE) ist ebenfalls stolz auf ihre Ebermannstadter.
hier gäbe es nicht nur Bedenkenträger, sondern Menschen, die etwas tun. "Und diesen Impuls, der von Ebermannstadt aus in andere Gemeinden geht, den darf man nicht unterschätzen", erklärt Christiane Meyer.
Zum Stöbern war auch Dorothee Saloga gekommen. Sie floh mit ihrer Familie 1951 aus der ehemaligen DDR. "Ich kann nachempfinden, wie man sich fühlt, obwohl ich damals erst neun Jahre alt war", erzählt Dorothee Saloga.
Man verliere plötzlich seine Wurzeln und müsse in der Fremde neu anfangen, obwohl man sich gar nicht auskennt. "Das Materielle ist das eine, das andere ist, dass man sich wünscht, dass man dabei sein darf und nicht ausgegrenzt wird", erklärt Saloga. Seit 1972 wohnt sie in Ebermannstadt und konnte Wurzeln entstehen lassen: "Ich bin gern Ebermannstadterin." Zum Umschauen waren auch Doris und Henk Veenstra gekommen.
Eine gute Alternative Sie finden den Laden gut, "weil 30 Prozent der Bevölkerung unter der Armutsgrenze leben, weil es zu viele Billigjobs gibt und weil Flüchtlinge, die unverschuldet in diese Situation kamen, ein Recht auf unsere Solidarität haben."
Die beiden halten ein solches Konzept für eine sehr gute Alternative in unserer Wegwerfgesellschaft. Für einen Teil der Miete überreichte Jürgen Fiedler von den Stadtwerken einen Scheck in Höhe von 1000 Euro.