Eine Gasthaus ganz im Zeichen des Schwanes

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Helga Dotterweich mit stilechter Gießkanne Fotos: Josef Hofbauer
Helga Dotterweich mit stilechter Gießkanne Fotos: Josef Hofbauer
Der Gasthof Schwanenbräu
Der Gasthof Schwanenbräu
 
 
 
 
 
 
 
 
 

Die weißen Vögel, die dem Schwanenbräu in Ebermannstadt den Namen gegeben haben, sind in der Traditionsgaststätte am Marktplatz allgegenwärtig. Die Wirtin Helga Dotterweich kann die Zahl ihrer Lieblingsvögel nur schätzen. "Ein paar hundert sind es bestimmt", gesteht die Gastronomin.

Sie sammelt die aus Mythen und Märchen bekannten Vögel seit 1971. Es gibt sie aus Holz, Porzellan, Plastik, Papier und Keramik. Und am Fenster klebt ein bunter Schwan, gemalt mit Window-Colours, gemalt von der Enkeltochter, als diese vier war.

Das berühmteste dieser Tiere ist der lebensgroße Schwan vor dem Haus. Dem Wasservogel, der bis 2010 flachbrüstig und weiß auf dem Ausleger des Gasthauses pendelte, hat der Künstler Harro Frey mit 39 Kilo Bronze die dritte Dimension gegeben: Schwarz und mit Gold an Füßen und Schnabel steht das Prachtexemplar an der Ecke zum Marktplatz.

Auch die CSU hat ihrem Stammlokal einen Schwan spendiert: selbstverständlich in Schwarz. Die übrigen Schwäne, Mitbringsel von Reisen, Geschenke von Gästen oder selbstgebastelt, werden als Tischdekoration verwendet oder stehen in Vitrinen.
Und selbst die Gießkanne der Wirtin hat die Form eines stolzen Schwanes.
Im runden Türbogen des in den 60-er Jahren abgebrochenen ursprünglichen Gebäudes war die Jahreszahl 1411 eingemeißelt. Zwei Kommunbrauhäuser sind in Ebermannstadt ab 1750 belegt. Über den Gasthof "Zum Schwan" steht in den Geschichtsbüchern, dass die Vorbesitzer seit Anfang des 17. Jahrhunderts um die Bewirtung und Beherbergung von Gästen bemüht waren.1851 kaufte der Gastwirt und Bäcker Joseph Ott das Theilersche Erbe mit Schank- und Backrecht. Johann Andreas Theiler war zuvor 20 Jahre Schankwirt gewesen, davor Philipp Stern und vor ihm über 50 Jahre Conrad und Margarethe Lachmayer.

Im Besitz der Familie Dotterweich ist das Anwesen seit 1909, als Adam Dotterweich die Gastwirtschaftskonzession neu beantragte. Dies war Vorschrift bei jedem Pächter- oder Besitzerwechsel. Damals hatte der Schwanenwirt drei Fremdenzimmer mit zwölf Betten und 483 Übernachtungsgäste im Jahr - immerhin die Hälfte aller Übernachtungsgäste in Ebermannstadt.

Dass unmittelbar an den "Schwan" der Sternwirt angegrenzt hat, war nie ein Problem. Die Familien verstanden sich gut. So gut, dass Baptist Dotterweich, der Vater des jetzigen Schwanenwirtes Wilhelm, 1947 - nach dem Zweiten Weltkrieg - Barbara Fischer, die Tochter des Sternwirtes, heiratete. Er erneuerte 1959 das eigene Brauhaus im Oberen Scheunenviertel und schuf den Neubau (Hotel 1966) am Marktplatz mit dem Namen "Schwanenbräu": er setzte auf gehobenen Komfort für seine Gäste.

Dennoch blieb das Gasthaus "Zum Schwan" das Vereinslokal des 1910 gegründeten TSV Ebermannstadt, bis dieser sich ein eigenes Vereinsheim baute. "Was aber nicht heißt, das die TSVler bei uns nicht einkehren würden", schränkt Wilhelm Dotterweich ein. Ihm sind die Gäste aus Ebermannstadt wichtig. "Jeden Montag kommen die Kartler, die schafkopfen wollen", informiert der Gastronom, der für diese Stammtischler alle paar Monate ein internes Schafkopfrennen veranstaltet, bei dem auf den Sieger eine Flasche Schnaps wartet.

Und den Fremden gefällt das. Sie lieben diese urtümliche Atmosphäre. Wer lieber für sich sein möchte, hat in den 1987 umgebauten Gasträumen genügend Möglichkeiten, eine Ecke in der Nähe des Kachelofens zu finden. "Die Aufteilung", so erinnert sich Wilhelm Dotterweich, "war eine Idee meiner Frau." Zwei Stunden bevor der beauftragte Planer seine Entwürfe präsentieren konnte, entschied sie sich dafür, die Freihand-Zeichnung einer befreundeten Architektin zu realisieren. "Des g'fällt mir. So mach ma 's", zitiert Wilhelm Dotterweich seine Frau Helga und fügt an: "Sie hat ja recht g'habt. Die Wirtsstube finden unsere Gäste heute noch anheimelnd."

Es sei immer ein Spagat gewesen zwischen Tradition bewahren und sich den Erfordernissen der Zeit anzupassen, findet Wilhem Dotterweich, der daran erinnert, dass der ehemalige Saal des Gasthauses Stern, der jetzige Festsaal, zwischen 1949 und 1971 als Kino genutzt wurde. Da es in Ebermannstadt sonst keinen Saal gab, entschied er sich dafür, die Räumlichkeiten wieder ihrer ursprünglichen Nutzung zuzuführen. "Und wir hatten damit die Möglichkeit, Tagungen auszurichten. Wir haben Organisationen, die halten seit 1971 regelmäßig ihre Treffen bei uns ab", freut sich der Wirt über die Treue der Gäste.

"Auch wenn wir keine 40-Stunden-Woche haben: Wir lieben unseren Beruf", bekennen Helga und Wilhelm Dotterweich unisono. Und mit dem Sohn des Hauses, Braumeister Johannes Dotterweich (33), ist die Nachfolge gesichert. Er will die Traditionsgastronomie fortsetzen - trotz eines eingeschränkten Privatlebens, da Wirtsleute ständig im Blickpunkt der Öffentlichkeit stehen. Doch Willhelm Dotterweich tröstet: "Da brauchst kaan Fernseher. Da hast Unterhaltung g'nug."