Die stoßartigen Geräusche irritieren mitunter Wanderer, die im Leidingshofer Tal unterwegs sind.
Wanderer, die von Veilbronn aus durch das Leidingshofer Tal marschieren, vorbei am Kriegerdenkmal, hinein in das tief eingeschnittene Tal mit schönen Felsformationen, werden sich nahe der Schutzhütte über stoßartige Geräusche wundern.
Die Töne kommen aus einem historischen Pumphäuschen. In diesem ist ein kleines technisches Wunderwerk zu bestaunen: ein hydraulischer Widder. Dieser ist auch heute noch in Betrieb, pumpt allerdings kein Wasser mehr hinauf nach Leidingshof.
Gepflegt wird der Widder oder Stoßheber von Hans Leicht, der in Leidingshof zur Welt kam und seit 1966 in Veilbronn lebt. "Ich stamme von einem Bauernhof. Das Wasser war für uns lebensnotwendig", erzählt Leicht. Damals gab es sechs Höfe im Ort und jeder Bauer musste im Sommer und im Winter für je vier Wochen den Widder pflegen.
"Ich bin mit dem großgeworden, denn seit meinem zehnten Lebensjahr musste ich mich kümmern", erinnert sich Leicht.
Sein Vater war drei Tage vor Ende des zweiten Weltkriegs mit zwei Nachbarinnen auf einem Pferdewagen Richtung Unterleinleiter unterwegs gewesen, als Tiefflieger angriffen. Die beiden Frauen rannten in den Wald. "Mein Vater blieb bei seinem Pferd. Beide kamen bei dem Angriff ums Leben", berichtet Hans Leicht.
Beschwerlicher Abstieg
Und so musste er als Junge den Schotterpfad zum Widder hinunterklettern, wenn seine Familie mit der Wartung an der Reihe war. "Da war oben ein Deckel und man musste über eine Leiter hineinklettern", erinnert sich Leicht.
Das war im Winter gar nicht so einfach. Für die Wartung musste das Wasser abgelassen werden, sodass der Ort zwei Stunden ohne Wasser war. "Und das passierte alle drei Tage", erzählt Leicht.
Heute ist die Pumpe freigelegt, und man kann sie durch ein Gitter bewundern. Betrieben wird der Widder durch die Strömung des vorbei fließenden Marthelbachs.
1796 hatte sich Joseph Michel Montgolfier - eher bekannt als Erfinder des Heißluftballons - diese Technik patentieren lassen. Dabei beschrieb er, dass beim Schließen des Ventils "die Kraft wie der Stoß eines Widders" entstehe. "Die Wasserleitung wurde 1874 auf Initiative des Ortsführers Heinrich Schmeußer in Angriff genommen", liest Leicht, der selbst 24 Jahre lang Ortssprecher war, aus der Heiligenstadter Chronik vor.
Damals gab es acht Häuser in Leidingshof mit "46 Seelen und 107 Tieren." Deshalb wurde berechnet, dass 70 bis 100 Eimer Wasser am Tag reichen müssten. "Das kann sich heute keiner mehr vorstellen. Damals gab es keine Spül- oder Waschmaschine", lacht Leicht.
Er erinnert sich, dass sie als einzige Familie am Ort eine Badewanne im Waschhaus stehen hatten. Daneben standen zwei Kessel, in denen Wasser erhitzt und in die Wanne geschöpft worden war: "Baden war Luxus." Leicht erinnert sich, dass die Rohre am Widder mit Blei verklemmt waren und Zinkteller zur Reparatur verwendet wurden. Er war bis 1960 in Betrieb. In dieser Zeit wurde die Wasserleitung in Veilbronn und Leidingshof gebaut.
Regelmäßiger Austausch
"Danach ist er ziemlich verfallen, bis mein Nachbar den Widder wollte, um ihn auszustellen", erzählt Leicht.
Und so investierten die Gemeinde und der Fränkische-Schweiz-Verein (FSV) gemeinsam in die Renovierung des hydraulischen Pumpwerks. 1975 wurde es wieder in Betrieb genommen und speist nun den Brunnen links neben der Blockhütte.
Nach wie vor wird der Widder von Hans Leicht gepflegt, denn auf dem Druckventil ist eine Lederklappe angebracht, die regelmäßig ausgetauscht werden muss.
Und das erledigt Hans Leicht, dem es seinerseits wichtig ist, dass sich die Menschen auch heute noch ein Bild von den Gegebenheiten der Vergangenheit machen können.