Headshop in Forchheim wegen Kräutermischungen in der Kritik

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Kleiner Laden mit großer Wirkung: Der Headshop in der Bamberger Straße Foto: Ekkehard Roepert
Kleiner Laden mit großer Wirkung: Der Headshop in der Bamberger Straße Foto: Ekkehard Roepert

Seit in Forchheim ein "Headshop" Kräutermischungen verkauft, steigt die Zahl komatöser Opfer.

"Mr. Highfly Headshop" steht auf dem Schild des schäbigen Häuschens mit dem vergitterten Fenster im Hinterhof der Bamberger Straße. Drei misstrauische junge Männer stehen an der engen Theke dieses Zehn-Quadratmeter-Ladens, der aus drei Regalen mit Wasserpfeifen und bunten Plastikpäckchen voller Kräutermischungen besteht. Wer ist Mister Highfly? Ein schmächtiger Junge mit Schirmmütze und verlegenem Grinsen gibt sich als Betreiber zu erkennen.

Seit Wochen ist sein Kräuter-Shop im Visier der Polizei. Dass Kunden der hier verkauften Kräutermischungen reihenweise mit Herzrhythmus-Störungen und in komatösen Zuständen im Forchheimer Klinik landen - dieser Zusammenhang ist von der Polizei dokumentiert. Dennoch konnte der geschäftliche Höhenflug von Mr. Highfly bislang nicht gestoppt werden. Der Grund: Die chemischen Substanzen, die im Head-Shop vertrieben werden, sind nicht über das Betäubungsmittelgesetzt erfasst.

Gleichzeitig sind die Auswirkungen des Kräuter-Mix-Handels in Forchheim fatal: Rund 60 Mal war die Polizei Forchheim heuer schon wegen Kräutermischungen im Einsatz. 2015 waren es auf das ganze Jahr verteilt, nicht halb so viele Fälle.

Mr. Highfly reagiert auf all das mit einem dümmlichen Grinsen. Seinen bürgerlichen Namen will er nicht sagen. Ob er einen Zusammenhang sehe zwischen den Kräutern, die er verkauft und jenen Menschen, die durch Forchheim torkeln oder im eigenen Erbrochenen herumliegen? Mr. Highfly zuckt die Schultern. Auch die Frage, was man mit seinen Produkten anfangen könnte, außer sie zu rauchen, kann er nicht beantwortet. Selbst auf die Frage, ob er dumm sei, erwidert er nichts. Schließlich holt er sich von seinen "Hintermännern" im Hinterzimmer Rat und lässt den Fragenden aus dem Laden verweisen.

Um dem Treiben Herr zu werden, hat OB Uwe Kirschstein (SPD) am Montag zu einem Runden Tisch "Kräutermischungen und Drogen" eingeladen. Und damit ein Thema auf die Tagesordnung gesetzt, das mindestens schon drei Jahre alt ist. Auf der Homepage der Forchheimer CSU lässt sich in einer Pressemitteilung vom Juni 2013 nachlesen: "Offensive gegen Drogenkonsum innerhalb der Stadt Forchheim: Hinschauen, Sensibilisieren und konsequentes Handeln gefordert".

Wie eine Variante dieses Satzes klingen die Formulierungen der Pressemitteilung, die am Dienstag das Ordnungsamt und die Polizei nach der Zusammenkunft am Runden Tisch veröffentlichten: "Die anwesenden Teilnehmer waren sich einig, dass dieser Entwicklung mit allen behördlich und gesellschaftlich zur Verfügung stehenden Mitteln Einhalt zu gebieten ist. Die bereits durchgeführten polizeilichen, verbraucherschutzrechtlichen, strafrechtlichen und gewerberechtlichen Maßnahmen werden weiter forciert. Zudem ist es wichtig, die Gesellschaft, insbesondere Elternhaus, Schulen und Jugendeinrichtungen und die potenziellen Konsumenten über die Gefährlichkeit dieser Droge durch präventive Maßnahmen, insbesondere durch Information und Beratung für diese Thematik zu sensibilisieren."

Dass Forchheim "eine Drogenhochburg" sei, das sage sie schon seit Jahren - "doch es ist schlimmer geworden", betonte am Dienstag SPD-Stadträtin und Awo-Geschäftsführerein Lisa Hoffmann. Der Zusammenhang zwischen Drogenkonsum und steigender Kriminalität sei von der Polizei bestätigt. Sie erwarte ein "härteres Vorgehen der Polizei". Nürnberg zeige, dass dies möglich sei: "Dort greift die Polizei auch Verdachtsfälle auf", sagt Lisa Hoffmann.

Doch der Polizeichef Jürgen Knauer betonte am Dienstag, dass die Polizei in Forchheim nicht anders vorgehe als die Polizei in Nürnberg: "Wir schöpfen alle rechtlichen Mittel aus - auch was die Verdachtsfälle betrifft."
Es sei nun mal so, dass sich Läden wie jener von Mr. Highfly "im gesetzlichen Graubereich bewegen". Gut sei, "dass die Polizei mit dem Problem nicht alleine gelassen wird", sagte Jürgen Knauer mit Hinweis auf die Erkenntnisse des Runden Tisches. Wie die Polizei die bisherigen Maßnahmen gegen die Kräutermischungen konkret forcieren will, darüber machte Jürgen Knauer aus taktischen Gründen keine Angaben. Hilfe verspricht sich der Polizeichef aber auch vom Gesetzgeber. Der beabsichtigt, die Stoffgruppen-Zuordnungen neu zu definieren, so dass Kräutermischungen leichter dem Betäubungsmittelgesetz zugeordnet werden können.