Durch Breitenlesau ging ein Riss

2 Min
Ansichtskarte von Breitenlesau, 1918 geschrieben: Dorf, Wirtshaus, Kirche, Schule sind die wichtigsten Orte in Breitenlesau Repro: Reinhard Löwisch
Ansichtskarte von Breitenlesau, 1918 geschrieben: Dorf, Wirtshaus, Kirche, Schule sind die wichtigsten Orte in Breitenlesau Repro: Reinhard Löwisch

Der kleine Ort war viele Jahre lang Zankapfel zweier rivalisierender Großmächte. Ausgerechnet die Ansiedlung einer Brauerei erweist sich als ein Glücksfall.

Der Ort liegt auf der Hochfläche zwischen Waischenfeld und Aufseß. Noch 1497 schrieb man den Ort "Praittenleßau", 1508 Praytenlessa, 1520 Preytenlesa, 1680 Braidenlesa, seit 1744 Breitenlesau. Nach Christof Beck ist der Name slawischen Ursprungs. "Lesalesach" heißt demnach "zu den Wäldern gehörend". "Breiten" bestimmt die Lage, berichtet Christoph Beck in seiner Deutung der Ortsnamen in der Fränkischen Schweiz.

"Daselbst ist die hohe Zehend dem Bambergischen Amte Weischenfeld, die Dorfs-, und Gemeindeherrschaft aber nebst den übrigen Gerechtsamen dem Bayreuthischen Amte Streitberg zuständig. Ein einziger mit Haus und Stadel bebauter Hof gehört mit der Steuer und Vogteilichkeit dem Amte Weischenfeld. Der Ort ist in die Bambergische Pfarrey Hochstahl eingepfarrt. Vom Zehend gehört ein Theil der Probstey St. Gangolph zu Bamberg, ein Theil dem Gotteshaus St.
Martin zu Nankendorf, dann ein besonderer kleiner Zehend dem Pfarrer zu Weischenfeld", schreibt der Mathematik-Professor Johann Baptist Roppelt im Jahr 1801.

Hohe Gerichtsbarkeit

Damit machte er ein Dilemma deutlich, das viele weitere Orte teilen: Der Ort, nach Dorothea Fastnacht 1250 erstmals erwähnt, gehörte in zwei Herrschaftsbereiche: zu einem wären das die Bamberger katholischen Bischöfe, zum anderen die lutherischen Bayreuther Kurfürsten.

"Passieren" konnte das laut der Ortschronik von Herbert Stenglein, weil Eberhardt von Streitberg das Dorf "Praittenlesau" 1497 vom Bamberger Bischof zu Lehen bekam; einige Jahre bevor Martin Luther aktiv wurde
und die Kirche spaltete.

Durch den Kauf des Streitberger Schlosses im Jahre 1509 kam Markgraf Friedrich zu Brandenburg in den Besitz des Dorfs. In den Folgejahren entbrannte ein Streit zwischen den beiden Großmächten über die "hohe Gerichtsbarkeit". Er zog sich bis zur Säkularisation Anfang des 19. Jahrhunderts hin. Erst jetzt begann der wirtschaftliche Aufstieg und die Breitenlesauer "Gerichtslinde" vor dem Wirtshaus wurde überflüssig.

Behördliche Zustimmung

Als "Glücksfall erwies sich die Ansiedlung einer Brauerei. Johann Georg Krug, hat im Jahre 1834 zu der seit dem 16. Jahrhundert bestehenden "Zapfenwirtschaft" eine Bierbrauerei erbaut, die seit diesem Zeitpunkt mit behördlicher Zustimmung unter den Namen "Krug-Bräu" in Betrieb ist.

Damals hatte Hans Schwarzmann in Breitenlesau "eine Schenkstatt aufgericht", was aber nur möglich war, weil sich jener als, "markgräflicher" Untertan zu erkennen gab. Selber brauen durfte man damals noch nicht, weil das Waischenfelder Stadtrecht von 1315 das Bierbrauen "im Umkreis einer halben Meile" (damals rund sieben Kilometer lang), verbot.

Schon 1812 schrieb Joseph Heller in seinem Reiseführer der Fränkischen Schweiz: "Breitenlesau im Landgericht Hollfeld liegt an der Landstraße (Hauptlinie Bayreuth-Nürnberg), hat 170 Einwohner und ein sehr gut besuchtes Wirtshaus".

Zweiklassige Schule

1890 kam die Wasserleitung ins Dorf, 1892 die erste Dorfkirche, die 1932/33 durch eine noch größere ersetzt wurde. Die neue zweiklassige Schule in Breitenlesau wurde 1961 eingeweiht und vor kurzem wieder abgerissen. 1958 wurde das Haus der Bäuerin eingeweiht. Der Friedhof wurde 1929/30 angelegt.
Die Brauerei Krug expandierte und Anfang der 50er-Jahre wurde der erste Tanzsaal gebaut und bis heute immer wieder erweitert und vergrößert zu einem "Tanzcenter".

1954 schrieb das Bamberger Volksblatt: "Wie das Bier, so ist auch die Gastfreundschaft der Brauerei Krug bekannt. Wanderer, Geschäftsleute und Reisende, alle finden jederzeit freundliche Aufnahme und jedem wurde, auch in schlechten Zeiten, ein Imbiss gewährt. Dies ermöglichte die zur Brauerei gehörige etwa 100 Tagwerk große Landwirtschaft mit einer guten Viehhaltung". Das dunkle Lagerbier, damals schon gerühmt, liegt auch heute noch "mit einem Gesamtausstoßanteil von ca. 80 Prozent ganz klar an der Spitze" - das steht auf der Homepage der Brauerei.
Heute braut man sechs Biersorten, wobei das "Gaas-Seidla", einem Biermischgetränk aus Lagerbier, Cola und Kirschdessertwein vor allem die Jugend anspricht. An die Brandenburger Zeit erinnert heute nur noch der Doppeladler im Wappen.