Forchheim
Mobilität

Diskussion um Forchheimer Stadtverkehr: Sieht der Bus die rote Karte?

Die Stadt Forchheim will bis 2025 das "Neukonzept Stadtbus" verwirklichen. Doch noch fehlt der Schlüssel für den Systemwechsel im Nahverkehr.

Zumindest darüber ist sich die Lokalpolitik einig: Viel zu wenige Bürger im Forchheimer Stadtgebiet sind bereit, in den Bus zu steigen. Dissens herrscht unter den Stadträten jedoch darüber, wie und wann die Freude am Busfahren geweckt werden könnte.

Das "Neukonzept Stadtbus" soll 2025 greifen. Bis dahin will die Politik veraltete Techniken vom Tisch und den "Einsatz von alternativen Busantriebstechniken" realisiert haben. Doch der Schlüssel für die Umsetzung der ehrgeizigen Fahrpläne ist noch nicht gefunden.

Das verdeutlichte die Auseinandersetzung im Umweltausschuss am Dienstag. Die auf das Thema Mobilität spezialisierte Bürgermeisterin Annette Prechtel (FGL) hat an zwei Fronten zu kämpfen. Zum einen mit der Corona-Pandemie. Die habe "grundlegende Entscheidungen um ein Jahr verzögert", sagte Prechtel. Zum anderen ist die Vorgehensweise umstritten. Während sich Prechtel auf aktuelle Gutachten beruft und betont, dass "nur eine intensivere Taktung deutlich mehr Menschen klimafreundlich mobil machen" werde, widerspricht beispielsweise Reiner Büttner (SPD-Fraktionssprecher): Keinesfalls sollte die Stadt Forchheim den voreiligen Ausschreibungswünschen des Landkreises folgen und sich schon jetzt auf ein E-Bus-Konzept festlegen, das erst 2023 greife. Büttner mahnt, das Ergebnis des städtischen Verkehrsgutachtens abzuwarten. Auch Holger Lehnard (CSU) plädierte für eine "Probephase, statt sich schon heute für das Jahr 2025 zu entscheiden".

Annette Prechtel wies hingegen auf die fortgeschrittenen Planungen der Kreispolitik hin: Um gegenüber dem Landkreis "einen Fuß in die Tür zu kriegen" sei es wichtig, schon jetzt auf ein besseres Angebot zu drängen. Welche Strecken im Detail verbessert würden, das könne noch offen bleiben.

Gegen diese Vorgehensweise wehrte sich Reinhold Otzelberger (CSU): "Ich möchte Nutzerzahlen. Ich verstehe nicht, warum der VGN ein Staatsgeheimnis daraus macht." Er sehe "verdammt viele Busse mit null bis fünf Personen in der Stadt rumfahren", meinte Otzelberger und forderte Fahrgastzählungen. "Sie sind die Basis, sonst sind es Verbesserungen ins Blaue hinein." Das sieht Manfred Hümmer (FW) anders: Die Taktung in Forchheim sei "suboptimal"; daher sei es "sinnlos auf Fahrgastzahlen zurückzugreifen". Die Geschichte einer Bürgerin, die mit dem Bus durch die halbe Stadt fahren müsse, um von der Wilhelm-Hauff-Straße zum Bahnhof zu kommen, zeigt aus Hümmers Sicht, "dass sich die Stadt viel mehr mit Haltestellen und Linienführungen beschäftigen" müsse.

Eine Unterbewertung des Busverkehres kritisierte Steffen Müller-Eichtmayer (FGL): Warum nicht kostenlose Bus-Nutzung statt kostenloses Parken im Advent? Mit dem Busfahren, meinte Philipp Blümlein (JB), sei es wie mit dem Königsbad: "Es wird immer defizitär bleiben. Wir können es deshalb aber nicht abstellen." Bei allen Widersprüchen blieb OB Uwe Kirschstein (SPD) zuversichtlich: Stadt und Landkreis seien sich in einem entscheidenden Punkt sehr nahe - in der "Abkehr von alten Technologien". Doch für Manfred Hümmer blieb Entscheidendes offen: "Wie gehen wir ran, um den Bedarf festzustellen? Dafür haben wir kein Instrument."

Steffen Müller-Eichtmayer befürchtete eine Art Henne-Ei-Problem: Der Blick auf die "Ist-Zahlen" würde eine intensivere Bus-Taktung verhindern. Jedoch könnte die Taktung nur dort erhöht werden, wo auch die Fahrgastzahlen dafür sprächen. Müller-Eichtmayers Empfehlung: "Die Wünsche an den Landkreis adressieren und nicht auf die Zahlen schauen."