Die neuen Besitzer des Traditionsgasthauses in Ebermannstadt wollen der fränkischen Gastronomie Raum geben, sich zu entwickeln.
Ozapft is! Oder wie der Franke sagt: "Oogschdochn is!" Seit gestern gibt es wieder zwei Brauereien in Ebermannstadt. Der dänische Geschäftsmann Carsten Raun hat nach dem Tod des Brauers Joseph Herbst die Sonnen-Brauerei in der Brauergasse übernommen und lässt dort von einem angestellten Braumeister ein Kellerbier brauen. Dies wird exklusiv in der "Sonne 29" ausgeschenkt. Oder auf den Events des Dänen in aller Welt.
Die Historie der Schankwirtschaft geht Jahrhunderte zurück. Eine Gastwirtschaft im heutigen Sinne mit der so genannten "Gastwirthsgerechtigkeit", dem Recht, Gäste zu verköstigen und zu beherbergen, ist das Gasthaus "Zur Sonne" seit nahezu 200 Jahren. 1825 wandte sich der Bierbräuer Johann Herbst an das königliche Landgericht mit der Bitte, ihm die entsprechende Erlaubnis zu erteilen. Er argumentierte, dass es in Ebermannstadt außer ihm mit Georg Stern nur einen Brauer gebe, der die "Gastwirthsgerechtigkeit" habe.
Dessen Haus sei aber nicht geeignet, mehr als zwei oder drei Fremde aufzunehmen. Deshalb kämen die Leute zu ihm. Nach Überprüfung der baulichen Gegebenheiten, der Küche, der Wirtsstube, der Gästezimmer und des "Abtritts", wie damals die Toiletten hießen, genehmigte das Königliche Landgericht dieses Gesuch.
Die Zukunft zählt "Über die Historie des geschichtsträchtigen Gasthofes habe ich mir keine Gedanken gemacht, als wir das gekauft haben", gesteht Alex Bürger, einer der beiden neuen Besitzer, die im Mai das Haus neu eröffnet haben. "Dafür haben wir uns umso mehr Gedanken über die Zukunft des Hauses gemacht. Wer braucht schon vier Tankstellen an der B 470, die alle nur Benzin verkaufen?", fragt Bürger und überträgt das auf die Gastronomie.
Sein Ziel: "Wir wollen die fränkische Gastronomie jugendlich präsentieren und uns so von den Mitbewerbern absetzen", findet Bürger. Der 54-jährige ehemalige Siemens-Angestellte, ein gebürtiger Ebermannstadter, der eine neue Herausforderung gesucht hatte, findet, dass die fränkische Gastronomie Raum brauche, sich zu entwickeln.
"Wir haben die Fensterfront aufgemacht, um die Sonne hereinzulassen", lacht der Sonnenwirt, der den Restaurantbereich bewusst mediterran gestaltet hat. "Es soll Wohnstuben-Atmosphäre aufkommen", hofft Bürger, der den Gasthof "Zur Sonne" als Ergänzung des bestehenden Angebotes verstehen will. Deshalb setzt er mit der Gestaltung des Gastraumes, der Bar und der Lounge auf jüngeres Publikum. Für sie gebe es bislang kaum ein Angebot. "Tapas und Snacks sind die moderne Variante der Brotzeiten", meint Alex Bürger, der in der Lounge neben einer Sofa-Ecke auch Videos und Musik bietet.
W-Lan Anschlüsse im ganzen Haus sind mittlerweile Standard. Auch die Bedienungen nehmen die Bestellung via Handy auf.
Das Haus "Sonne 29" solle ein gastronomischer Leuchtturm werden. "Wir sind breit aufgestellt, damit die Liebhaber aller Geschmacksrichtungen hier das finden, was sie gerade möchten", betont Alex Bürger. Vegetarier und Veganer sollen sich genau so wohlfühlen wie die Freunde eines fränkischen Schäuferla, das gerne aus biologischer Produktion stammen dürfe. Und damit es auch den bisherigen Gästen gefällt, haben die Gastronomen die Bierstube eingerichtet.
Massive Eichentische Da sitzt an einem der massiven Eichentische unter dem Bild des verstorbenen Braumeisters Joseph Herbst der Stammgast Rudi Hofmann bei einem Bier. "Schön ist es geworden nach dem Umbau", urteilt der 74-Jährige, der seit 30 Jahren hier ein- und ausgeht.
Er erlebte auch die wohl dunkelste Stunde des Hauses mit, als bei einer großen Brandkatastrophe im August 1981 acht Hotelgäste in Folge eines Kabelbrandes in den Flammen den Tod fanden. Der Rudi hat zugepackt und mitgeholfen, den Gasthof wieder aufzubauen. Er war es auch, der bei den Aufräumarbeiten unter dem Feldboden einen Militärstutzen aus dem Ersten Weltkrieg entdeckt hat. Diese "Trophäe" wurde in einer Vitrine ausgestellt. Und bald wurde auch wieder gefeiert. Der Elferrat hielt hier jahrelang im großen Saal seine Prunksitzungen.
Dieser Saal für 300 Gäste gehört weiterhin zum gastronomischen Konzept des Hauses, ebenso wie die Gästezimmer. Da er abteilbar ist, können in dem Saal auch zwei Veranstaltungen gleichzeitig stattfinden.
So blickt Alex Bürger, der zusammen mit Peter Hüschmann den Gasthof "Zur Sonne" übernommen hat, optimistisch in die Zukunft: "Ich bin sicher, dass wir die 20 Arbeitsplätze, die wir hier geschaffen haben, dauerhaft halten können." Die ersten Erfahrungen seien sehr positiv.