Die Reformation und die Kunst

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Kaiser Karl V (Heinz Petri) nimmt Lucas Cranach den Jüngeren (Manuel Unterburger) ins Gebet. Foto: Pauline Lindner
Kaiser Karl V (Heinz Petri) nimmt Lucas Cranach den Jüngeren (Manuel Unterburger) ins Gebet. Foto: Pauline Lindner
Bei Jan Burdinskis "Bild- und Musiktheater zu Lucas Cranach dem Jüngeren" geht es um Kunst genauso wie um die Reformation. Foto: Pauline Lindner
Bei Jan Burdinskis "Bild- und Musiktheater zu Lucas Cranach dem Jüngeren" geht es um Kunst genauso wie um die Reformation. Foto: Pauline Lindner
 
Bei Jan Burdinskis "Bild- und Musiktheater zu Lucas Cranach dem Jüngeren" geht es um Kunst genauso wie um die Reformation. Foto: Pauline Lindner
Bei Jan Burdinskis "Bild- und Musiktheater zu Lucas Cranach dem Jüngeren" geht es um Kunst genauso wie um die Reformation. Foto: Pauline Lindner
 
Bei Jan Burdinskis "Bild- und Musiktheater zu Lucas Cranach dem Jüngeren" geht es um Kunst genauso wie um die Reformation. Foto: Pauline Lindner
Bei Jan Burdinskis "Bild- und Musiktheater zu Lucas Cranach dem Jüngeren" geht es um Kunst genauso wie um die Reformation. Foto: Pauline Lindner
 
Bei Jan Burdinskis "Bild- und Musiktheater zu Lucas Cranach dem Jüngeren" geht es um Kunst genauso wie um die Reformation. Foto: Pauline Lindner
Bei Jan Burdinskis "Bild- und Musiktheater zu Lucas Cranach dem Jüngeren" geht es um Kunst genauso wie um die Reformation. Foto: Pauline Lindner
 
Bei Jan Burdinskis "Bild- und Musiktheater zu Lucas Cranach dem Jüngeren" geht es um Kunst genauso wie um die Reformation. Foto: Pauline Lindner
Bei Jan Burdinskis "Bild- und Musiktheater zu Lucas Cranach dem Jüngeren" geht es um Kunst genauso wie um die Reformation. Foto: Pauline Lindner
 

Wie stellt man einen Maler dar? Durch seine Bilder. Diese Grundidee liegt Jan Burdinskis "Bild- und Musiktheater zu Lucas Cranach dem Jüngeren" zugrunde. Nebenbei wird die Reformation als historischer Rahmen beleuchtet.

Der Intendant des Fränkischen Theatersommers, Jan Burdinski, hat zusammen mit seinen Schauspielern und dem Komponisten Andreas Rüsing einen Bilderbogen "zum Abenteuer der Reformation" geschaffen, der den Zuschauer in fünf Sprechszenen die Jahrzehnten unmittelbar nach Luthers Tod miterleben lässt.

Die Nachricht von der Niederlage des Schmalkaldischen Bunds gegen die Kaiserlichen bei Mühlhausen bildet den Auftakt. Mit den Folgen wird auch der Maler und Ratsherr von Wittenberg Lucas Cranach der Ältere (Jürgen Peter) konfrontiert. Er muss mit seinem Landesherrn in ehrenvolle Gefangenschaft und übergibt deshalb seinem Sohn (Manuel Unterburger) die Werkstatt.


Theologie ist ebenfalls Thema

Doch nicht der äußere Rahmen macht die Wirkung des Stückes aus, sondern die Auseinandersetzung der Agierenden mit den theologischen Gedanken Luthers und der anderen Reformatoren. Vater wie Sohn reiben sich an der Gestalt. "Luther konnte schimpfen wie ein Fischweib und sofort versinken ins rein Geistige", lässt Burdinski den Vater urteilen. Zugleich rekapitulieren die beiden die Geschehnisse um den Reichstag zu Augsburg und das Verhalten ihres Freundes Philipp Melanchthon (Jan Burdinski).

Guter Theatertradition gemäß gibt es eine Zwischenszene mit den zwei Mägden des Cranach'schen Haushalts (Gitti Rüsing und Sibylle Mantau). Auch der Kaiser (Heinz Petri) tritt auf, bei einer Werkstattbesichtigung - wieder mit Einblendungen zahlreicher Werke von Vater und Sohn.


Musik erst gegen Ende wichtig

Das Gemälde "Der Weinberg des Herrn" von Lucas Cranach dem Jüngeren bildet den tragenden Hintergrund der Szene zum Tod des Vaters. Es karikiert eine Aussage des Papstes zu Füchsen und Wildschweinen im Weinberg. Melanchthon - charakterlich das Gegenteil des aufbrausenden Luthers - wehrt sich gegen eine aggressive Auslegung und Polemisierung.

Mit der Vorlage zu Luthers Weihnachtslied "Vom Himmel hoch" tritt vor der vorletzen Sprechszene zum ersten Mal die Musik in den Vordergrund. Rüsing hatte bislang mit Unterstützung der Schauspieler diskret die Klänge der Renaissance lebendig werden lassen. Die Szene selbst dreht sich um die Verurteilung einer Wittenbergerin wegen Ehebruchs und Ungläubigkeit. Ein Teil des Vorwurfs: Ihre Mutter sei Jüdin gewesen. Die Magd will sich mit Hinweis auf Luthers Aussagen Freizeit zum Besuch der Hinrichtung ergattern. Melanchthon wehrt ab: "Die Aussagen eines verbitterten alten Mannes."

Luthers Absage an die aufständischen Bauern bildet den Hintergrund der Schlussszene über die Grumbach'schen Händel. Der Ritter wird als Aufwiegler gebrandmarkt, nicht zuletzt weil er mit Markgraf Albrecht Alkibiades Franken mit Krieg überzog. Die zweite Kampfebene sind die Auseinandersetzungen der wettinischen Fürsten, denen Christian Brück, der Mann von Lucas' Schwester zum Opfer fiel. Tief depressiv lebt sie in Cranachs Familie. Mit brüchiger Stimme setzt sie an: "Singet dem Herrn ein neues Lied". Die anderen auf der Bühne fallen ein und aus der alten Melodie entwickelt sich ein moderner Song, man könnte ihn stilistisch durchaus den Gospeln zuordnen.

Burdinski ist es gelungen, in realistische Sprechszenen nicht nur den Kunstbegriff der Maler darzustellen, sondern auch sehr kompakt Kernsätze der reformatorischen Theologie und Fixpunkte des historischen Ablaufs einzubetten. So schlüssig und anrührend die Szenenfolge ist, kann man doch bei weitem nicht alle Verästelungen aufnehmen. Es ist daher klug, den Programmzettel mit ausführlicher Chronologie vorher gründlich zu lesen. Und dennoch werden dem Hörer erst retrospektiv manche Zusammenhänge, manche Aussagen - und ihr Fortwirken in die Moderne - bewusst werden.