Der Bayerische Jagdverband verändert sein Profil, auch bei der Kreisgruppe Forchheim. Zwölf Prozent der Mitglieder sind Landwirte - und die Zahl der jagenden Frauen wächst.
Ein kapitales Geweih mit einem Kreuz schmückt das Rednerpult im Romantiksaal bei der Hubertusfeier der Kreisgruppe Forchheim im Bayerischen Jagdverband. Es verlockt zu Assoziationen zu diversen Gemälden des Titels: Fürst Sowieso auf der Jagd, war doch das Waidwerk lange Jahrhunderte ein Privileg der adeligen Stände.
Das ist längst nicht mehr so: Zwölf Prozent der Mitglieder im Jagdverband sind heute Landwirte, über die Hälfte Arbeitnehmer. Aber die letzte Männerdomäne ist es doch, mag so mancher einwenden.
Doch auch damit liegt er daneben. Selbst die Festrede hielt in Thurn eine Frau: Ina Hager-Dietel vom Jägerinnenforum im Jagdverband. Wie hoch ist denn der Frauenanteil bei den Jägern? Stellvertretende Landrätin und Kreisbäuerin Rosi Kraus hat die Kreisgruppe nach der Quote gefragt: Angeblich stehen 800 Jägern 50 Jägerinnen gegenüber. Damit dürfte Kraus recht niedrig gegriffen haben.
Hager-Dietel schätzt die Zahl auf 20 Prozent. Damit liegt sie genau in der Mitte der Werte, die spontan einige Feiernde genannt haben. Von 15 Prozent bis zu einem Drittel ging ihre Schätzung.
Ist die Jagd anders, wenn Frauen nicht nur als Treiber dabei sind? Kraus glaubt das: "Es ist viel schöner, wenn auch unruhiger." Hager-Dietel tendiert zu einem "anders". Schon in ihre ausführlichen Darstellung, wie sie in jungen Jahren durch ihren Mann zum Ablegen der Jägerprüfungen animiert wurde, kam zum Vorschein, dass sie ihre Akzente anders setzt. Da war auf der einen Seite das mulmige Gefühl, als sie mit einem Kind an der Hand gerufen wurde, um ein angefahrenes Reh von seinen Leiden zu erlösen.
Da ist auf der anderen Seite ihr Engagement, Kinder den Wald zu vermitteln, bei Umwelttagen oder der Aktion des Jägerinnenforums "Kids for Kitz".
"Es hat mich von Anfang an gestört, dass die Jagd auf das Töten reduziert wird", bekannte Hager-Dietel. Sie stellt dann für gewöhnlich die Gegenfrage: "Und Sie essen Fleisch? Ist der der bessere Mensch, der das Fleisch kauft?"
Hager-Dietel jagt anders als ihr Mann, auch wenn sie ihn beim Schießen auf den laufenden Keiler schon übertroffen hat. "Ich betrachte uns als Teil der Natur", ist ihr Credo, das sie mit exakten Beispielen von Geruchseindrücken, mit Pflanzenkenntnissen und Lauschen auf Tierlaute belegt.
"Brauchen wir keine Jäger mehr, weil wieder große Beutegreifer, wie Wolf und Bär, in Deutschland leben?" Sie verneint das mit einer Gegenfrage: "Ist es für ein Tier besser mit Auto umgebracht zu werden, als mit der Büchse geschossen?" Allerdings müsse sich die Jagd anpassen, "wenn sich die Schöpfung durch den Eingriff des Menschen ändert".
Kreisvorsitzender Jürgen Dittmann zeichnete langjährige Mitglieder aus und überreichte die Ehrenscheiben des Hegegemeinschaftsschießens an Jürgen Schmitt und Rainer Burkard. Mit Klängen der Jagdhornbläser, die zuvor schon den Gottesdienst ausgeschmückt hatten, endete der offizielle Teil, ehe das Harmony-Trio zum Tanz aufspielte.
Deutschlands Jäger, insgesamt noch etwa 350.000, greifen massiv in die Ökosysteme unserer Kulturlandschaft ein. Sie verändern sie zu ihrem Nutzen und oft zum Nachteil für den Naturhaushalt.
Für den Abschuss begehrte Arten wie Rehe, Hirsche und Fasane werden mit Wildfütterungen, Medikamenten oder Aussetzaktionen in unnatürlicher Weise vermehrt, wodurch insbesondere den letzten naturnahen Wäldern Fraßschäden gefördert werden. Gegen lästige Konkurrenten, von Fuchs über Marder, Dachs und Iltis bis hin zum Mauswiesel, führt man dagegen mit einer Vielzahl oft tierquälerischer Fallen und dem Gewehr einen wahren Feldzug. Anschließend dient sich die Jägerschaft in der Öffentlichkeit als Ersatz für die zuvor von eigener Hand ausgerotteten "Raubtiere" an. Doch diese kann und muss der Mensch gar nicht ersetzen. Beutegreifer haben in der Regel einen nur qualitativen Einfluss auf die Populationen ihrer Beutetiere. Sie töten meist kranke, schwache oder junge Tiere. Eine quantitative Beeinflussung von Tierbeständen durch "Raubtiere" gab es nie, dazu war ihre Siedlungsdichte von Natur aus schon immer viel zu gering. Diese Aufgabe haben vielmehr schon immer Kontaktkrankheiten, innerartliche Konkurrenz und kalte Winter übernommen - lauter Faktoren, die auch in unserer Kulturlandschaft nichts von ihrer Wirksamkeit eingebüßt haben. Um Hirsche und Wildschweine zu regulieren bedarf es also weder Wölfe, noch Jäger.
Zugvögel wie Wildenten, arktische Gänse, Schnepfen und Wildtauben sind beliebte Zielscheiben in Deutschland. Hier beschränkt sich die "Hege" oft ausschließlich auf den Abschuss. Rund 1,5 Millionen Zugvögel werden in jedem Jahr in Deutschland geschossen Beliebt ist daneben auch die Jagd auf handzahme Wildtiere, vor allem Wildschweine, in so genannten "Jagdgattern".
Effektive Jagdkontrollen fehlen, anders als in allen anderen EU-Ländern, in Deutschland weitgehend. Sie müssen hier nämlich von den Jägern selbst vorgenommen werden.