Die Jagd wird immer weiblicher

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Die Effeltricher Jagdhornbläser sorgten bei der Hubertusfeier in Thurn für den guten Ton. Foto: Pauline Lindner
Die Effeltricher Jagdhornbläser sorgten bei der Hubertusfeier in Thurn für den guten Ton. Foto: Pauline Lindner

Der Bayerische Jagdverband verändert sein Profil, auch bei der Kreisgruppe Forchheim. Zwölf Prozent der Mitglieder sind Landwirte - und die Zahl der jagenden Frauen wächst.

Ein kapitales Geweih mit einem Kreuz schmückt das Rednerpult im Romantiksaal bei der Hubertusfeier der Kreisgruppe Forchheim im Bayerischen Jagdverband. Es verlockt zu Assoziationen zu diversen Gemälden des Titels: Fürst Sowieso auf der Jagd, war doch das Waidwerk lange Jahrhunderte ein Privileg der adeligen Stände.
Das ist längst nicht mehr so: Zwölf Prozent der Mitglieder im Jagdverband sind heute Landwirte, über die Hälfte Arbeitnehmer. Aber die letzte Männerdomäne ist es doch, mag so mancher einwenden.
Doch auch damit liegt er daneben. Selbst die Festrede hielt in Thurn eine Frau: Ina Hager-Dietel vom Jägerinnenforum im Jagdverband. Wie hoch ist denn der Frauenanteil bei den Jägern? Stellvertretende Landrätin und Kreisbäuerin Rosi Kraus hat die Kreisgruppe nach der Quote gefragt: Angeblich stehen 800 Jägern 50 Jägerinnen gegenüber. Damit dürfte Kraus recht niedrig gegriffen haben.
Hager-Dietel schätzt die Zahl auf 20 Prozent. Damit liegt sie genau in der Mitte der Werte, die spontan einige Feiernde genannt haben. Von 15 Prozent bis zu einem Drittel ging ihre Schätzung.
Ist die Jagd anders, wenn Frauen nicht nur als Treiber dabei sind? Kraus glaubt das: "Es ist viel schöner, wenn auch unruhiger." Hager-Dietel tendiert zu einem "anders". Schon in ihre ausführlichen Darstellung, wie sie in jungen Jahren durch ihren Mann zum Ablegen der Jägerprüfungen animiert wurde, kam zum Vorschein, dass sie ihre Akzente anders setzt. Da war auf der einen Seite das mulmige Gefühl, als sie mit einem Kind an der Hand gerufen wurde, um ein angefahrenes Reh von seinen Leiden zu erlösen. Da ist auf der anderen Seite ihr Engagement, Kinder den Wald zu vermitteln, bei Umwelttagen oder der Aktion des Jägerinnenforums "Kids for Kitz".
"Es hat mich von Anfang an gestört, dass die Jagd auf das Töten reduziert wird", bekannte Hager-Dietel. Sie stellt dann für gewöhnlich die Gegenfrage: "Und Sie essen Fleisch? Ist der der bessere Mensch, der das Fleisch kauft?"
Hager-Dietel jagt anders als ihr Mann, auch wenn sie ihn beim Schießen auf den laufenden Keiler schon übertroffen hat. "Ich betrachte uns als Teil der Natur", ist ihr Credo, das sie mit exakten Beispielen von Geruchseindrücken, mit Pflanzenkenntnissen und Lauschen auf Tierlaute belegt.
"Brauchen wir keine Jäger mehr, weil wieder große Beutegreifer, wie Wolf und Bär, in Deutschland leben?" Sie verneint das mit einer Gegenfrage: "Ist es für ein Tier besser mit Auto umgebracht zu werden, als mit der Büchse geschossen?" Allerdings müsse sich die Jagd anpassen, "wenn sich die Schöpfung durch den Eingriff des Menschen ändert".
Kreisvorsitzender Jürgen Dittmann zeichnete langjährige Mitglieder aus und überreichte die Ehrenscheiben des Hegegemeinschaftsschießens an Jürgen Schmitt und Rainer Burkard. Mit Klängen der Jagdhornbläser, die zuvor schon den Gottesdienst ausgeschmückt hatten, endete der offizielle Teil, ehe das Harmony-Trio zum Tanz aufspielte.